LK 1068, 2621 467/1 265 636. Höhe 267 m.
Datum der Grabung: 18.4.-17.7., 20.-21.7.2023.
Bibliografie zur Fundstelle: Jber. Stiftung Pro Augusta Raurica 27, 1963, 7; JbAK 1, 1980, 40-41; 44, 2023 (im Druck); 45, 2024 (in Vorb.).
Geplante Notgrabung. Grösse der Grabung 125 m². Siedlung.

Die im Dorfkern von Kaiseraugst gelegene Liegenschaft Kirchgasse 1 mit der dazugehörigen unterkellerten Lagerhalle wurde im Frühjahr 2023 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt respektive umgebaut. Im Rahmen der dadurch ausgelösten Notgrabung mussten der Bereich der abgerissenen Lagerhalle sowie eine vollkommen unbebaute und als Garten genutzte Fläche nördlich davon ausgegraben werden. Im Anschluss daran wurden noch die Aufbrüche für die Werkleitungen begleitet.
Bezogen auf die antike Topografie umfasst die betroffene Parzelle den nördlichsten Abschnitt der Castrumstrasse unmittelbar vor der mittleren Rheinbrücke sowie die östlich daran anstoßende Straßenrandbebauung. In der Spätantike lag die Fläche im Nordostquadranten des castrum Rauracense. Während sich im Bereich der unterkellerten Lagerhalle erwartungsgemäß nur noch in den anstehenden Boden eingetiefte Befunde erhalten hatten, war die Erhaltung im als Garten genutzten Bereich außerordentlich gut. Es hatte sich hier noch eine durchgängige, von der frühen Kaiserzeit bis in die Spätantike reichende Schichtabfolge konserviert.
Zudem wurde ein Ausschnitt der Castrumstrasse sowie der östlich daran anstoßenden Bebauung aufgeschlossen, was Aussagen zur Siedlungsgeschichte vom Bau der ersten Strasse in der frühen Kaiserzeit bis zur Nutzung in der Spätantike erlaubt.
Der älteste Horizont war der antike Oberboden, in den relativ viel frührömische Keramik „eingetreten“ war. Diese Funde dürften im Kontext der Erschließung des Areals und dem Strassenbau in spätaugusteischer Zeit verloren gegangen sein. Unter der ersten Strasse wurden mittig ein Abwasserkanal und unter dem Straßenrand eine Sickergrube angelegt (Abb. 36). Sowohl der Kanal als auch die Grube dürften holzverschalt gewesen sein. Parallel dazu wurde entlang der Strasse auch eine erste Bebauung errichtet. Eine Abfolge von Böden und Nutzungsschichten in der Portikus impliziert mehrere Umbauten.
Die Versteinerung der Bebauung führte zu umfangreichen baulichen Veränderungen: So wurde die Strasse neu aufgekoffert und dabei der Abwasserkanal und die Sickergrube aufgegeben. Neu wurde am Straßenrand ein mit Holzplanken ausgeschlagener Abwasserkanal angelegt, von dessen Verschalung sich noch mineralisierte Hölzer erhalten hatten. Auch die Portikus wurde umgestaltet: Ein grosser auf einem Punktfundament gründender Buntsandsteinquader diente als Unterbau für eine Säule. In der Folge wurden die Portikusböden mehrfach erneuert und während einer Bauphase darin mehrere Gargruben betrieben.
Eine mächtige Schuttschicht markiert den Abbruch der mittelkaiserzeitlichen Bebauung. In der Spätantike wurde die Castrumstrasse abermals aufgekoffert und der holzverschalte Kanal er-

Archäologische Funde: Bronze, Eisen, Keramik, Knochen; im Römermuseum Augst.
Faunistisches Material: unbestimmt; im Römermuseum Augst.
Probenentnahmen: Mikromorphologische und Sedimentproben.
Datierung: archäologisch. Frühe bis mittlere Kaiserzeit, Spätantike; Frühmittelalter bis frühe Neuzeit.
KAAG, J. Baerlocher.