LK 1075, 2746303 / 1254273. Höhe 674 m
Datum der Baubegleitung: 15.5.-24.11.2017.
Bibliografie zur Fundstelle: JbAS 100, 2017, 299.

Geplante Baubegleitung (Leitungsgräben, Hausanschlüsse, Schächte, Neugestaltung Oberfläche). Grösse der Grabung 327 Laufmeter Leitungsgräben und 206 m² Oberfläche.
Klosterbezirk.
Im inneren Klosterhof des Stiftsbezirks mussten vor der Neugestaltung des Brunnenbereichs und der Oberfläche des Hofes diverse Werkleitungen saniert und neue Rohranlagen eingebaut werden. Im Untergrund des Areals existieren Stollen, die nach wie vor als Leitungskanäle verwendet werden. Der Bau der Kanäle und der umliegenden Gebäude sowie die hohe Leitungsdichte dürften Ursache dafür sein, dass im ganzen Areal auf der Südseite des im 17. Jh. erbauten Hofflügels keine früh- bis spätmittelalterlichen Kulturschichten beobachtet wurden. Das Erdreich des Hofareals zeichnet sich vor allem durch neuzeitliche Aufschüttungen und Abbruchhorizonte aus. Die archäologischen Befunde beschränken sich auf Mauerreste von Vorgängerbauten sowie auf einen schmalen Sandsteinkanal, der als Meteorwasserkanal genutzt wurde.
Ausserdem fand sich auf der Nordseite des Bischofshofs ein wohl beigabenloses Kindergrab. Die Bestattung kam knapp 80 cm unter der bestehenden Hofpflästerung zum Vorschein und war durch frühere Leitungsarbeiten stark gestört. Das Individuum war geostet, seine linke Armpartie gestreckt und der rechte Unterarm lag angewinkelt mit der Hand im Beckenbereich. Die C14-Analyse (ETH-82 167) datiert es ins 7. oder 8. Jh. Aussagen zum Geschlecht des 10-14 Jahre alten Kindes sind wegen des schlechten Erhaltungszustandes nicht möglich.
Das Ergebnis einer C14-Analyse (ETH-82 169) weist die Holzkohleschicht eines möglichen Ofenstandorts innerhalb eines der abgebrochenen Gebäude ins 11. oder 12. Jh. 2018 folgen weitere archäologische Arbeiten für die Neugestaltung des Brunnenbereichs und der Hofoberfläche.
Im Mai 2017 mussten im Bibliothekshof auf der Südseite des im 17. und 18. Jh. weitgehend neu erbauten Klostergebäudes die bestehenden Gas- und Wasser- sowie einige Strom-Leitungen saniert werden. Da die Aushubarbeiten mehrheitlich im Bereich alter Leitungstrassen durchgeführt wurden, kamen keine mittelalterlichen Schichten oder Strukturen zum Vorschein. Dokumentiert wurden die Reste eines neuzeitlichen gewölbten Stollens, der wohl zum Abführen von Brauch- oder Meteorwasser genutzt und später abgebrochen wurde. Wenige Meter nördlich davon existiert ein zweiter, heute noch auf einer Länge von rund 40 m begehbarer Stollen in ähnlicher Bauweise. Er wird nach wie vor als Leitungskanal verwendet und dürfte aus der Bauzeit des Klostergebäudes stammen.

Archäologische Funde: Gefäss-, Ofen- und Baukeramik, Glas, Eisen, Schlacke.
Anthropologisches Material: menschliche Knochen (Kinderbestattung), Bearbeitung V. Trancik, IAG Bottmingen.
Faunistisches Material: Tierknochen, unbearbeitet.
Probenentnahmmen: Mörtelproben, verkohltes Material für C14-Datierungen.
Datierung: archäologisch. Mittelalter; Neuzeit. - C14. ETH-82 167: 1330 ± 21 BP, 651-764 AD (95,4 %, 2 sigma); ETH-82 168: 1151 23 BP, 776-969 AD (95,4 %, 2 sigma); ETH-82 169: 935 ± 23 BP, 1032-1156 AD (95,4 %, 2 sigma).
KA SG, Th. Stehrenberger und R. Liver.