LK 1210, 657 910/175 350. Höhe 640 m.
Datum der Bauuntersuchung: 26.3.-17.8.2004.
Bibliografie zur Fundstelle: D. Gutscher, Der Restiturm in Meiringen BE. Mittelalter, Moyen Age, Medioevo, Temp medieval, 10/2005/2 (in Vorbereitung).
Geplante Bauanalyse (Gesamtrestaurierung).
Siedlung, Burg.

Im Rahmen der Gesamtrestaurierung des unter eidgenössischem und kantonalem Schutz stehenden Restiturmes erfolgte eine systematische Bauaufnahme und eine Analyse des Bauwerks. Die Ergebnisse lassen folgende Bauphasen erkennen:
I. Im ersten Steinbau (Phase II) sind zahlreiche Hölzer wiederverwendet, die von einem um 1180 entstandenen Holzbau stammen. Ob es sich dabei um einen hölzernen Vorgänger am heutigen Standort oder im Dorf handelt, wissen wir nicht.
II. Mit dem unteren Teil des heutigen Turmes auf dem mächtigen Felssturzbrocken ist der erste Steinbau vor Ort gefasst. Der aufgrund der Dendrodaten um 1250 errichtete Bau erreichte rund 10 m Höhe über einer Grundfläche von 8.1 x 8.25 m. Den oberen Abschluss des dreigeschossigen Baus bildete ein südwärts, d.h. talseitig geneigtes Pultdach. Im Innern befanden sich über einem kleinen Keller das Eingangsgeschoss mit Küche, Korridor, Latrinengalerie und Wach-Balkon. Im Obergeschoss lagen in der Südostecke die Stube («Rittersaal»; originaler Verputz und Befensterung erhalten), eine geschlossene Kammer (Schlafkammer der Herrschaft) und ein Korridor (mit Latrine). Unter dem schrägen Dach schlief wohl die Mannschaft.
III. Um 1300 wurde der Turm ein erstes Mal aufgestockt; der Dachraum wird zu einem Vollgeschoss. Das Pultdach wurde nun nach innen versenkt angeordnet, d.h. die Aussenmauern zogen in halber Mauerstärke ca. 80 cm über die Dachflächen hoch.
IV. Durch erneute Aufstockung (spätes 14. Jh.?) erhielt der Turm ein Wehrgeschoss und über einem innen liegenden Dach einen (1928 wohl vollständig ersetzten) Zinnenkranz auf einer Höhe von 18 m. Auf alle vier Seiten öffneten sich Rundbogentore auf hölzerne, geschlossene Kragbalkone in Blockbauweise unter flach geneigten Satteldächlein, die wohl mehr der weithin sichtbaren Repräsentation als der effizienten Verteidigung dienten.

Probenentnahmen: Dendro.
Datierung: dendrochronologisch; historisch. Um 1250-15. Jh.
A D B, D. Gutscher.