LK 1198, 2810881 / 1184085. Höhe 1444 m.
Datum der Baubegleitung: 5.-13.3., 19.6. und 16.10.2018.
Bibliografie zur Fundstelle: O.P. Clavadetscher/W. Meyer, Das Burgenbuch von Graubünden, 191. Zürich/Schwäbisch Hall 1984; E. Schär, Die Nadelholzchronologien an der Eidgenössischen Anstalt für das forstliche Versuchswesen (EAFV). Dendrochronologia 3, 1985, 137; E. Poeschel, Das Burgenbuch von Graubünden, 285 f. Zürich 1930.
Geplante Begleitung Umbauarbeiten. Größe der Grabung 63 m². Wohnturm.
Die heute museal genutzte Tuor Vonzun war schon mehrfach Gegenstand bauhistorischer Untersuchungen. Eine 1981 von Lukas Högl entnommene dendrochronologische Probe wurde fälschlicherweise mit dem Fälldatum 1252 publiziert. Diese Jahreszahl wurde in der Folge wiederholt als Baudatum des Turmes genannt. 2003 verfasste Werner Meyer ein bauhistorisches Kurzgutachten. 2013 wurden das Dach saniert und am Mauerwerk kleinere Reparaturmaßnahmen durchgeführt. Die dazu nötige Einrüstung ermöglichte es, den Turm erstmals zeichnerisch aufzunehmen. Im Zuge der Arbeiten wurden zwei weitere Balken (Fälljahr 1305), ein Gerüstholz (Fälljahr 1297), sowie ein im Erdgeschoss in der Turmmauer verbauter Auflager- oder Ankerbalken (Fälljahr 1302) dendrochronologisch beprobt. Die 1981 ermittelte Datierung ist nun dank der heutigen Datenbasis von 1252 auf 1305 korrigiert. Die Bauzeit des Turmes ist damit zweifelsfrei für das erste Jahrzehnt des 14. Jh. bestimmt.
2018 wurden im Inneren Umbauarbeiten durchgeführt. Zwei mit Schutt verfüllte Kellerräume wurden ausgeräumt. Dabei kam ein weiterer Raum zum Vorschein. Alle drei Kellerräume waren ursprünglich nur durch Bodenluken im Erdgeschoss zugänglich, sie dienten vermutlich als Gefängniszellen. Daneben wurden die bislang nicht sicher lokalisierbare, ursprüngliche Balkenlage zwischen dem heutigen Erd- und 1. Obergeschoss, sowie ein zugemauertes Schartenfenster gefasst. Soweit möglich, wurde der Turm ergänzend zur Dokumentation von 2013 innen und außen photogrammetrisch aufgenommen. Die dendrochronologische Beprobung der jüngeren Ausbauten rundete die Untersuchungen ab.
Die Baugeschichte des Turmes ist damit weitgehend rekonstruiert: Um 1305 wurde der fünfgeschossige Turm errichtet. Die heutige Geschossabfolge geht auf Umbauten des 17. Jh. zurück. Der Turm war von der Ostseite her einerseits ebenerdig im Erdgeschoss, andererseits durch einen Hocheingang im 1. Obergeschoss erschlossen. Der Hocheingang liegt knapp 5 m über dem Außenniveau. Zum originalen Bestand gehören Schartenfenster in der Süd-, West- und Ostwand und ein Sitznischenfenster, das in der Nordwand des 3. Obergeschosses liegt. Heute endet der Turm nach dem 3. Obergeschoss, ursprünglich war ein 4. Obergeschoss vorhanden. Der Turm wurde vermutlich während der Bündner Wirren (1618-1639) ein Raub der Flammen. Die Wiederherstellung erfolgte gemäß Dendrodaten bereits 1638. Dabei wurde die bisherige Aufteilung der unteren beiden Stockwerke aufgehoben. Das erste Obergeschoss wurde höher gelegt und eine Binnenmauer eingezogen. Der Unterbau des dazu gehörenden Mörtelbodens besteht aus einer dichten Lage von Schwartlingen. Spätestens 1685 wurde das darunter befindliche Geschoss in die heutige Aufteilung mit Erdgeschoss und den einzelnen Kellerzellen umgestaltet. Darauf verweisen die Inschrift am Schlossriegel des eingebrochenen Zugangs zum neuen Erdgeschoss und das Dendrodatum des Holzrahmens zur einen Bodenluke (Schlagdatum zwischen 1682 und 1710). Weitere bauliche Eingriffe werden durch die Dendrodaten der Hölzer aus dem Schutt der nördlichen Kellerzelle angezeigt. Sie datieren ins letzte Viertel des 15. Jh., in die 1. H. 17. Jh. und 18. Jh. sowie ins 3. Viertel des 19. Jh.
Archäologische Funde: Kellerverfüllung: Gefäßkeramik, Gläserflaschen, Leder/Holz/Metall (Schuhbestandteile), Eisen (Scharniere), Munitionsbestandteile in Originalverpackung (17.3.1977).
Faunistisches Material: Rinder-, Schweine-, Katzen-, Geflügel- und Schaf-/Ziegenknochen sowie Mollusken.
Probenentnahmen: Mörtel- und Dendroproben.
Datierung: dendrochronologisch.
AD GR, B. Heinzle.
Ardez GR, Tuor Vonzun
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Dettagli della cronacha
Comune
Scuol (Antico comune: Ardez)
Cantone
GR
Località
Tuor Vonzun
Coordinate
E 2810881, N 1184085
Altitudine
1444 m
Numero del sito cantonale
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Numero dell'intervenzione cantonale
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Nuovo sito
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Campionamento
legno / carbone, campioni di sedimenti geoarcheologici
analisi
dendrocronologia
istituzione
--
Data della scoperta
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Superficie (m2)
63 m2
Data di inizio
05 marzo 2018
Data di fine
16 ottobre 2018
Metodi di datazione
dendroconologico
autore
--
Anno di pubblicazione
2019
Epoca
Medioevo, Epoca moderna, Epoca contemporanea
Tipo di sito
abitato (edificio d'abitazione)
Tipo di intervenzione
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Mobiliare archeologico
ceramica (recipiente), vetro (recipiente), materiale organico (elemento dell'abbigliamento), metallo (strumento)
ossa
ossa d'animali disperse, altro
materiale botanico
legno / carbone
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