LK 1210, 657 375/175 650. Höhe 596 m.
Datum der Nachgrabung und Konservierung: 2005-2006.
Bibliographie zur Fundstelle: D. Gutscher, Kirche Meiringen: archäologische Zeugen von nationaler Bedeutung - jetzt für alle zugänglich, in: unbekanntes Berner Oberland, 102-107. Interlaken 2006.
Geplante Nachgrabung und Konservierung. Grösse der Grabung ca. 200 m².
Kirche. Kloster (Lazariterhospiz). Grab.

Die Meiringer Kirche war wiederholt von Murgängen der nahen Wildbäche heimgesucht worden. 1915/16 wurden unter 5 m Schutt Reste von älteren Kirchenbauten freigelegt, die 2005/06 erstmals wissenschaftlich untersucht und detailliert dokumentiert werden konnten. Ein Besuchersteg, Beleuchtung und Informationen machen das Untergeschoss heute zu einem faszinierenden Einstieg in rund 1000 Jahre Kirchengeschichte. Die Baugeschichte der Kirche Meiringen zeigt sich nach unseren Nachuntersuchungen und Analysen weiter gefächert als bisher. Gegenwärtig lassen sich dreizehn Bauphasen ablesen. Wir dürfen jedoch vermuten, dass auch die älteste Kirche im heutigen Bestand nicht das erste Gotteshaus von Meiringen ist: unter der Kirche der Phase I liegen ältere Reste; im Altarpodium der Phase IV steckt ein (zunächst wohl als Mensaplatte wiederverwendetes) Gesimsfragment eines römischen Gebäudes. Ein erstes Gotteshaus des 9. Jh. - noch tiefer im Schutt steckend - ist denkbar. Die bedeutendsten Reste sind sicher jene der Wirkungszeit der Lazariter (1234-1272), als die Kirche vom deutschen König dem Ritterorden geschenkt worden war. Die Chorschranke des 13. Jahrhunderts gehört zu den besterhaltenen überhaupt. Die Bauetappen lassen sich wie folgt zusammenfassen (Abb. 33): I Rechteckige Saalkirche mit halbkreisförmiger Apsis, Chor um 1 Stufe erhöht, zunächst mit hölzerner Chorschranke (Balkennegativ im Mörtelboden erhalten), Blockaltar. 9./10. Jh. II Eine gemauerte Chorschranke ersetzt die hölzerne, der Schiffboden wird um 0.2 m erhöht. III Die Vorchorzone wird von 0.9 m auf 1.4 m Bautiefe erweitert, der Fussboden um rund 1 m erhöht (Mörtelguss). Entsprechend wird der Blockaltar aufgestockt. IV Die Kirche wird nach Süden und Westen erweitert und erhält an Stelle der Apsis einen rechteckigen Chor. Der Laienraum wird mit der vollständig erhaltenen Chorschranke mit Kniebank und Betfenstern vom Raum der Lazariter Rittermönche getrennt, um 1200 bzw. nach 1234. Va Wohnturm der Lazariter. Doppelgeschossiger Steinbau im ehem. Friedhof (evtl. einst mit hölzernem Obergaden?). Um 1234. Vb In die südliche Chorschulter wird eine Seitenkapelle gesetzt. Nach 1234 VI Aufgabe der Seitenkapelle, Zumauerung und Errichtung des südlichen Seitenaltars in überwölbter Nische. Nach 1272. VII Erneuerung der Nordostecke des Schiffs nach Zerstörung durch Murgang. 14. Jh.? VIII Über dem alten Grundriss wurde auf 3.5 m Geschiebe ein neuer Kirchenboden (Mörtelguss) verlegt. IX Erweiterung der Kirche nach Norden und Anfügung eines spätgotischen Polygonalchors. Höherlegung des Schiffbodens um 0.4 m. Um 1480. X Durch Verbreiterung des Chors entsteht der heutige reformierte Predigtsaal. Abraham Dünz I, 1684. XI Barockisierung nach erneuter Wildbachkatastrophe, die am 9. Juli 1762 rund 3000 m² Schutt in die Kirche gebracht hatte. XII Renovation mit neuer Ausmalung in Formen des Heimatstils, 1915/16. XIII Gesamtrestaurierung 1971-73.

Anthropologisches Material: Skelette in situ belassen.
Datierung: archäologisch; historisch. Römisch bis barockzeitlich.
A D B, D. Gutscher.