L.K 1131, 676870 / 224900. Höhe 414 m.
Datum der Grabung: 13.5.-12.7.2013.
Bibliografie zur Fundstelle: Kantonsarchäologie Zug, Die jungsteinzeitlichen Seeufersiedlungen von Hünenberg Chämleten ZG. Antiqua 28. Basel 1996.
Geplante Notgrabung (Bauvorhaben). Grösse der Grabung 500 m². Siedlung.

Der geplante Neubau und die dazugehörige große Tiefgarage machten nach Sondierungen im Spätherbst 2012 eine archäologische Ausgrabung notwendig.
Am südlichen Ende der Grabungsfläche deutete eine Ansammlung liegender Hölzer auf Gebäudereste hin. Die Ansammlung bestand zum größten Teil aus gerade gewachsenen Holzstangen von 1-2 m Länge, die zueinander teils parallel, teils rechtwinklig lagen und so auf einer Fläche von etwa 8 x 5 m eine rostartige Struktur zu bilden schienen. Sie könnten zu einer Konstruktion gehört haben; darauf weist insbesondere ein Exemplar mit gegabeltem Ende hin. Die Reste ruhten teils unmittelbar auf einer kompakten Gesteinsschicht aus kleinen Kieseln und kleinen Abschlägen eines grünlich-bläulichen Sandsteins, die künstlich eingebracht worden sein dürfte. Auf ihnen lag ein etwa 4 cm dicker und 60 x 70 cm grosser Fleck aus auffallend reinem grau-grünlichem Lehm, der keinerlei Magerung enthielt. Er dürfte in dieser Form als Rohmaterial in die Siedlung gelangt sein, wo er bis zur Verarbeitung an der vorgefundenen Stelle zwischengelagert worden war.
Weiter nördlich zeichnete sich an der Oberfläche einer Reduktionsschicht ein dunkler, mit viel Holzkohle durchsetzter Fleck von 37 x 30 cm ab, möglicherweise eine Feuerstelle.
Die aus der Reduktionsschicht geborgene Fundmenge fiel relativ bescheiden aus: Größere Keramikfragmente mit stark erodierten Oberflächen, Steinbeile und andere Steinartefakte fanden sich v.a. im Bereich der Holzansammlung. Auch im Umfeld der mutmaßlichen Feuerstelle lagen größere Keramikbruchstücke. Funddichte und die Zahl an liegenden Hölzern, Steinen und Holzkohle nahmen in nördliche Richtung und Richtung See merklich ab. Dies deutet an, dass sich die Grabungsfläche im Bereich des ehemaligen Siedlungsrandes befinden könnte. In die gleiche Richtung weist das von SE nach NWW ausdünnende Muster des Pfahlfeldes. Über die Grabungsfläche verteilt steckte eine Vielzahl von einseitig zugespitzten Tannästen im Boden. Die oftmals gekrümmten fingerdicken Hölzer waren bis auf eine Länge von 20-30 cm erhalten geblieben, reichten aber nur geringfügig in die Kulturschicht, weshalb sie von einem höher gelegenen Benützungsniveau aus eingesteckt worden sein müssen und demnach einer jüngeren Epoche angehören dürften.
Besonders gehäuft, getrennt von einem 5-6 m breiten Geländestreifen, jede dieser ca. 8 x 6 m grossen Zonen bestand aus einer großen Zahl von sich überschneidenden Staketenreihen. An einigen Stellen scheinen die Staketenreihen oder -gruppen sich trichterförmig öffnende Konstruktionen abzubilden. Die Befunde sind möglicherweise als Anlagen zu deuten, die aus schriftlichen Quellen bekannt sind: als Reste von gewerbsmässig geführten Fischzuchtanlagen und zu den 23 Zugstellen zwischen Chämleten und Zweiern gehörend, die in der Acta Muriensia von 1150 erwähnt werden.

Archäologische Funde: Keramik, Steinbeile, Silexpfeilspitzen, Säge, Prätter, liegende Hölzer.
Probenentnahmen: Mikromorphologie, Makroreste, Dendrochronologie, C14.
Datierung: archäologisch. Neolithikum; Mittelalter?
ADA ZG, K. Weber, B. Luidin und G. Schaeren.