LK 1075, 746 195/254 445. Höhe 670 m.
Datum der baubegleitenden Untersuchungen: 22.5.-3.6. und 4.7.2008.
Neue Fundstelle.
Bibliografie zur Fundstelle: St. Galler Tagblatt, 22.7.2008.
Ungeplante Baubegleitung (Umbauprojekt). Größe der archäologisch relevanten Zone 120 m². Handgrabung ca. 20 m².
Stadt.

Leider war nur eine baubegleitende Untersuchung möglich, da die Archäologie nicht vorgängig in die Projektplanung einbezogen worden war. In der ausgekernten Hülle des ehemaligen Manorgebäudes vom Anfang des 20. Jh. zeigten sich integrierte Mauerreste aus dem Spätmittelalter bzw. aus der frühen Neuzeit. Erhalten war die Trennmauer zwischen den ehemaligen Häusern „Zum Kamel“ und „Zur Lerche“. Zu letzterem gehörte ein großer Gewölbekeller, dessen Westteil nun abgebrochen wurde. Ferner wurde beim Ausbaggern des Innenhofs die mittelalterliche Trennmauer zum westlichen Nachbargrundstück sichtbar. Deren Flucht bildete bis zu ihrem Abriss 2008 die Parzellengrenze. In der Südwestecke des Innenhofes fand sich eine gemauerte Latrine mit Funden des 15./16. Jh. Die beim Abgraben des Innenhofs großflächig zutage getretenen archäologischen Schichten konnten nur auszugsweise untersucht werden. In 2-3 m Tiefe fanden sich staunasse Sedimente mit Bachverbauungen aus der Frühzeit der mittelalterlichen Stadt. Zahlreiche Funde von Holz und Leder sprechen für eine gewerbliche Nutzung des Geländes. Im 12./13. Jh. wurde das sumpfige Terrain aufgeschüttet und darauf ein Gebäude errichtet. Zu diesem nur bruchstückhaft nachgewiesenen Bau gehörten ein Raum mit einer Feuerstelle (Küche?) und eine Latrine aus Flechtwerk. Darin fanden sich 7 aus Dauben gefertigte Holzgefäße. Im 13./14. Jh. erfolgte nach einer weiteren Aufschüttung ein Neubau. Der heutige Innenhof existiert vermutlich erst seit dem 15./16. Jh. Ein Ausschnitt der 3 m mächtigen archäologischen Schichten bleibt unter dem restaurierten Fachwerkbau „Kamelhof“ (1656) in der Nordwestecke des Innenhofes für künftige Untersuchungen erhalten. Die überraschend mächtige mittelalterliche Schichtabfolge mit Feuchtbodenerhaltung zeigt das herausragende archäologische Potential in der Altstadt von St. Gallen.

Probenentnahmen: Holzproben für Dendrodatierungen: Labor für Dendrochronologie der Stadt Zürich. Holzartenbestimmungen: W.H. Schoch, Langnau. Proben für C14-Datierungen.
Datierung: archäologisch. Mittelalter; Neuzeit.
KA SG, E. Rigert und M.P. Schindler.