LK 1088, 2635040 / 1244575. Höhe 399 m.
Datum der Grabung: 14.3.-31.5.2016.
Bibliografie zur Fundstelle: M. von Arx, Die Vorgeschichte der Stadt Olten. Mitteilungen des Historischen Vereins des Kantons Solothurn Heft 4, 86. Solothurn 1909.
Geplante Notgrabung (Abbruch Altbau und Neubauprojekt). Grösse der Grabung 195 m².
Siedlung. Töpferei. Grab. Einzelfunde.

Für ein Neubauprojekt in der Oltner Innenstadt, im westlichen Teil des Vicus, wurde ein nur teilweise unterkellertes Gebäude abgerissen. Da ein Grossteil der Parzelle nicht überbaut gewesen war, waren die archäologischen Strukturen, Schichten und Funde sehr gut erhalten geblieben. Die untersuchte Stelle war jedoch bereits in vorrömischer Zeit besiedelt gewesen. Im anstehenden Lehm kamen diverse Silexabschläge und wenige Artefakte zum Vorschein, die ins Neolithikum datieren. Aus der Frühbronzezeit stammen eine Feuerstelle und ein Brandgrab, das eine Bronzena del mit geripptem Kopf enthielt. Eine weitere Feuerstelle datiert in die Spätbronze- oder in die frühe Hallstattzeit. Zahlreiche Keramikscherben und einige Pfostenlöcher belegen, dass das Areal auch in der Spätlatènezeit besiedelt war.
Am östlichen Rand der Grabungsfläche, im Bereich der heutigen Baslerstrasse, wurde die Nord-Süd verlaufende Hauptstrasse des römischen Vicus angeschnitten. Etwa 25 m westlich davon verlief parallel dazu eine 5 m breite Nebenstrasse mit seitlichen Abwasserkanälen, an der sich im 1. Jahrhundert verschiedene Fachwerkhäuser aufreihten. Davon waren hauptsächlich noch die Stampflehmböden, Pfostenlöcher und Feuerstellen erhalten. Zudem bestanden Freiflächen, die mit Kiespflästerungen befestigt waren. Ins 1. Jahrhundert gehört auch eine Töpferei, die östlich der Nebenstrasse eingerichtet war. Von einer 2,5 x 3,2 m grossen Grube aus wurde ein runder, nur noch zur Hälfte erhaltener Töpferofen bedient. Wie die zahlreichen Scherben in der Bedienungsgrube zeigen, wurden hier hauptsächlich grosse Krüge hergestellt.
Im 2. und 3. Jahrhundert verdichtete sich die Überbauung. Im Westen stand ein mindestens 8,5 m breites Gebäude mit steinernen Sockelmauern und einem Anbau, von dem noch die Unterlagssteine der Schwellbalken vorhanden waren. Ein nur am Rand angeschnittener, trocken gemauerter Schacht diente vermutlich der Vorratshaltung. Östlich der Nebenstrasse, die im 2. Jahrhundert verschmälert wurde, stand ein 13 x mindestens 8 m grosser Steinbau, der in drei Räume unterteilt war. Das Gebäude fiel im letzten Viertel des 3. Jahrhunderts einem Brand zum Opfer. Nördlich davon befand sich ein weiterer, trocken gemauerter Vorratsschacht mit einem rechteckig-ovalen Grundriss von 1,2 x 1,4 m und einer Tiefe von 1,5 m. Zwischen dem Steinbau und der Hauptstrasse des Vicus befanden sich ein Nord-Süd verlaufender, mit Kalksteinplatten gedeckter Abwasserkanal, ein mindestens 3 x 4 m grosser Holzbau, von dem nur noch die Pfostengruben vorhanden waren, und eine Fassgrube, in der gebrannter Kalk gelagert wurde.
Neben den vielen Baubefunden kamen grosse Mengen an Funden zum Vorschein. Bemerkenswert sind die insgesamt 77 Münzen, die zeigen, dass sich die entdeckten Bauten an zentraler Lage des Vicus befanden. Einige Münzen belegen zudem, dass das Areal noch im 4. Jahrhundert begangen wurde.

Archäologische Funde: Silex, Keramik, Eisen, Buntmetall, Münzen, Blei, Glas, Stein, Baukeramik, Knochenartefakte.
Anthropologisches Material: Leichenbrand.
Faunistisches Material: Tierknochen, noch unbestimmt.
Probenentnahmen: Holzkohle, Erdproben (Mikromorphologie), Schlämmprobe.
Datierung: archäologisch; C14. Neolithisch?; Frühbronzezeit; Spätbronze-/Hallstattzeit; Spätlatènezeit; 1.-4. Jahrhundert.
KA SO, F. Tortoli.