LK 1068, 2621 300/1 265 434. Höhe 270 m.
Datum der Grabung: 6.9.-24.12.2021.
Bibliografie zur Fundstelle: JbAK 30, 2009, 222-230; 41, 2020, 115-119; 43, 2022 (im Druck). FiA 55, 2021.
Geplante Notgrabung (Neubauprojekt).
Grösse der Grabung 840 m².
Siedlung.
Eine Immobilienfirma plant, auf der Parzelle 167 in Kaiseraugst ein Mehrfamilienhaus mit Einstellhalle zu errichten. Die von den Baumassnahmen betroffene Parzelle liegt südwestlich des Castrum Rauracense unmittelbar vor dem Wehrgraben des Kastells und westlich des römischen Steinbruchs im Rebgarten. Vom Bauprojekt werden handwerkliche Installationen und Siedlungsstrukturen tangiert, die im Kontext der Kastellvorstadt des sogenannten suburbium zu sehen sind. Im Berichtsjahr sind der Bereich für die zukünftige Einstellhalle sowie Werkleitungen und Sickerschächte gänzlich ausgegraben worden. Im Süden der Grabungsfläche konnte ein bereits während der Sondierungen im Jahr 2019 (KA 2019.016) angeschnittener Räucherofen vollständig freigelegt werden (Abb. 41).
Der Ofen wurde in Trockenbauweise aus rezykliertem Baumaterial (Kalk-, Sand- und Tuffsteinen sowie Dolomit) erstellt. Das Präfurnium befindet sich im Osten. Der Boden der Räucherkammer bestand aus einer Kalksteinpflästerung. Pfostenstellungen sowie ein Nord-Süd ausgerichteter Graben entlang der Westseite des Ofens weisen auf eine Überdachung mittels Pultdach hin. Das Regenwasser dürfte über das gegen Westen geneigte Dach in den Graben und schliesslich an dessen Nordende in eine Sickergrube abgeleitet worden sein. Aufgrund der Münzen aus dem Abbruchschutt und einem gestempelten Ziegel der Legio I Martia aus der Verfüllung des Schürkanals ist der Ofen in die Spätantike zu datieren.
Der erneute Nachweis eines solchen Ofens im südwestlichen Kastellvorfeld fügt sich bestens in das bekannte Bild ein, sind doch vergleichbare Befunde in der näheren Umgebung bereits mehrfach dokumentiert worden. Die Massierung solcher Ofenbefunde in diesem Areal unmittelbar vor dem Kastell lässt an ein ganzes Quartier mit Lebensmittelproduktion denken. Möglicherweise sind diese Anlagen im Zusammenhang mit der spätrömischen Heeresversorgung zu sehen.
Nördlich des Ofens konnte auf rund 50 m² eine Schicht dokumentiert werden, die sehr viel Tierknochen enthielt. Die Knochen weisen oft Hackspuren auf und sind im Zusammenhang mit der Fleischverarbeitung zu sehen. Ob die Tiere auch vor Ort geschlachtet oder hier nur das Fleisch zum Räuchern weiterverarbeitet wurde, kann momentan noch nicht entschieden werden.
Daneben konnten auf der gesamten Grabungsfläche zahlreiche Pfostengruben dokumentiert werden. Diese bilden teilweise Pfostenreihen, die sich mitunter an der nördlich verlaufenden römischen Abnobastrasse orientieren. Im Norden lassen sich mehrere Pfostenreihen zu Grundrissen ergänzen; diese könnten als offene Pferche oder aber einfache Pfostenbauten zu rekonstruieren sein. Da die Pfostengruben unterschiedliche Tiefen aufweisen und bei den Pfostenreihen verschiedene Orientierungen auszumachen sind, ist an eine mehrphasige Nutzung des Areals zu denken.
Darüber hinaus sind mehrere in den anstehenden Lehm eingegrabene Gruben zu erwähnen. Bemerkenswert ist das Fehlen von eindeutig früh- und mittelkaiserzeitlichen Baubefunden, wie sie im Zusammenhang mit der Nordwestunterstadtbebauung eigentlich zu erwarten wären. Vielmehr macht es den Anschein, dass das Areal in der frühen und mittleren Kaiserzeit gar nie bebaut war. So weist auch das Fundmaterial die Befunde ausnahmslos in die Spätantike. Neben ausserordentlich vielen spätrömischen Nominalen sind elf gestempelte Ziegel der Legio I Martia besonders hervorzuheben. Nicht auszuschliessen ist zum jetzigen Zeitpunkt, dass einzelne Befunde auch noch ins Frühmittelalter datieren.
Archäologische Funde: Bronze, Eisen, Keramik, Knochen; im Römermuseum Augst.
Faunistisches Material: Tierknochen, unbestimmt; im Römermuseum Augst.
Probenentnahmen: C14-Proben, mikromorphologische Proben.
Datierung: archäologisch. Spätantike bis Frühmittelalter.
K A A G, A. Signer.
Kaiseraugst AG, Mühlegasse 25
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Dettagli della cronacha
Comune
Kaiseraugst
Cantone
AG
Località
Mühlegasse 25
Coordinate
E 2621300, N 1265434
Altitudine
270 m
Numero del sito cantonale
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Numero dell'intervenzione cantonale
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Nuovo sito
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Campionamento
campioni di sedimenti geoarcheologici
analisi
14C, micromorfologia
istituzione
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Data della scoperta
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Superficie (m2)
840 m2
Data di inizio
06 settembre 2021
Data di fine
24 dicembre 2021
Metodi di datazione
14C
autore
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Anno di pubblicazione
2022
Epoca
Impero romano
Tipo di sito
abitato
Tipo di intervenzione
Scavo (Scavo di salvataggio)
Mobiliare archeologico
metallo (strumento), ceramica, litico (strumento)
ossa
ossa d'animali disperse
materiale botanico
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