LK 1075, 2746169 / 1254855. Höhe 674-667m
Datum der Grabung: 27.2.-3.7.2019
Bibliografie zur Fundstelle: JbAS 97, 2014, 283f.
Geplante Baubegleitung (Werkleitungssanierungen). Grösse der Grabung ca. 350 Laufmeter Leitungsgräben, Schächte und Muffenlöcher. Stadt.

Von Anfang März bis Anfang Juli fanden Werkleitungssanierungen in Zusammenhang mit dem Parkhausprojekt «UG25» statt. Dabei erfolgte die Umlegung der bestehenden Kanalisation, der EW- und Kommunikationsanlagen sowie der Neubau von Kabelrohranlagen. Bei den Aushubarbeiten für den neuen Kanalisationsgraben konnte am Unteren Graben 39-52 zum ersten Mal die spätmittelalterliche Kontermauer dokumentiert werden. Sie verlief unter der südlichen Fahrspur der Strasse. Die Abbruchkrone zeigte sich 1.35 m unter dem Strassenbelag. Ihre Unterkante liess sich trotz einer Grabentiefe von 4.3 m nicht ermitteln, die Mauerstärke betrug in diesem Bereich 2 m.

An der zum Stadtgraben gewandten Seite liess sich eine Reparatur oder Verstärkung dokumentieren. Das Ergebnis der Dendrodatierung eines Balkens, auf dem die Mauer auflag, weist das Konstruktionsholz in die 1630er-Jahre. Dazu liessen sich auch die spätmittelalterliche Stadtmauer sowie der Stadtgraben im Bereich des St. Mangenparks nachweisen. Wegen des Bauablaufs und des Verlaufs des neuen Kanalisationsgrabens war es nicht möglich, die Schichten der Grabenaufschüttungen genauer zu dokumentieren. Immerhin konnte aufgrund von Funden die ungefähre Grabentiefe von 3.7 m ermittelt werden, die Breite des Grabens dürfte auf Höhe des Zentrums St. Mangen rund 11 m betragen haben.

Neben Befunden zur Stadtbefestigung kam im ehemaligen Stadtgraben ein neuzeitlicher Stollen mit gewölbtem Deckenabschluss, Zubringern und Schachteinstieg zum Vorschein. Bauweise und Grösse belegen zwei leicht unterschiedliche Stollenabschnitte. Unter dem Stollen befand sich eine dreilagige Substruktion aus Holz. Die Dendro-Datierung weist sie wohl in die Mitte des 19. Jh.

Der Stollen könnte dazu gedient haben, den Grabenbach im Stadtgraben zu überdecken. Oder er wurde für die Entwässerung des angrenzenden Bahneinschnittes gebaut. So zeigten sich bei den Aushubarbeiten im nördlichen Fahrspurbereich Reste der südlichen Bahnstützmauer des bereits 2013 nachgewiesenen Bahneinschnittes der 1856 eröffneten Bahnlinie St. Gallen-Rorschach. Dank der Baubegleitung konnte nachgewiesen werden, dass kein baulicher Zusammenhang zwischen nördlicher Bahnstützmauer und Kontermauer besteht. Auch ein Einbezug der Kontermauer in die südliche Bahnstützmauer ist aufgrund des dokumentierten Verlaufs der Grabengegenmauer eher unwahrscheinlich.

Archäologische Funde: Ofen-, Bau- und Gefässkeramik, Glas, Holz, Mörtel.
Faunistisches Material: Tierknochen, unbearbeitet.
Probenentnahmen: Mörtel- und Dendroproben; C14.
Datierung: archäologisch. Mittelalter; Neuzeit. - dendrochronologisch (M. Schmidhalter, Dendrosuisse). Probe Nr. 607 816: 1634 AD (ohne Waldkante); Probe Nr. 607814: 1850 AD (unsichere Datierung). - C14. Probe Nr. 607 814: ETH-101234: 100 22 BP, 1690-1926 AD, cal. 2 sigma.
KA SG, Th. Stehrenberger und M.-J. Fahrni.