LK 1072, 699 130/262 740. Höhe 473 m.
Datum der Grabung: 7.4.-4.7.1997.
Bibliographie zur Fundstelle: JbSGUF 74, 1991, 280; Archäologie im Kanton Zürich 1987-1992, 12. Ber. Zürcher Denkmalpfl., 1. Teil, 61. Zürich/Egg 1995; Archäologie im Kanton Zürich 1993-1994, Ber. Kantonsarch. Zürich 13, 45. Zürich/Egg 1996.
Geplante Notgrabung (Bauvorhaben). Grösse der Grabung ca. 300 m².
Siedlung.

Unter dem römerzeitlichen Horizont des 1. und 2. Jh. n. Chr. zeichneten sich insgesamt 11 in den gewachsenen Boden eingetiefte Werkgruben prähistorischer Zeitstellung ab, von denen zwei bereits bei früheren Sondierungen angeschnitten worden waren (Abb. 12). Die Gruben, die sich zum Teil in längsaxialer Ausrichtung befanden, besassen Seitenlängen von 1.50 bis max. 2.70 m, ihre Breite betrug 0.80 bis 1.10 m, die max. erhaltene Tiefe 0.50 m. Bei einigen der Anlagen war eine Aussteifung der Wandung mit Ruten erkennbar, die an Aufgehendes, evtl. in Form einer Kuppel aus Rutengeflecht, denken lässt. Bei anderen zeichneten sich innerhalb und zum Teil auch ausserhalb der Strukturen Pfostenstellungen ab. Die Grubenwände waren bei acht der Anlagen stark brandgerötet. Die Verfüllungen bestanden aus einer unteren dicken Holzkohleschicht, auf welcher eine Steinlage, bestehend aus ca. 30-40 cm grossen, durch Hitze stark in Mitleidenschaft gezogenen Steinen, auflag. Darüber folgte eine siltig-humose Einfüllung. Aus den Holzkohleschichten und den siltigen Auffüllungen konnten Keramik, Mondhornfragmente und Knochen geborgen werden. Das Fundmaterial datiert in die Spätbronzezeit (Ha A-B). Strukturen dieses Typus werden in der Literatur als sog. Werkgruben oder «fours de type polynésien» bezeichnet und als Herdstellen oder auch als Töpferöfen interpretiert. Welche Funktion die Oberwinterthurer Anlagen erfüllten, ist vorläufig nicht zu entscheiden. Eine sicherlich anderweitig genutze Struktur ist eine flache Grube, auf deren Sohle sich zahlreiche kleine Pfostenlöcher befanden. Siehe auch unter «Römische Zeit».

Archäologische Kleinfunde: Keramik, Mondhornfragmente, Knochen.
Probenentnahmen: Holzkohle für C14, Holzartenbestimmung, Dendroproben, Gesteinsproben.
Datierung: dendrochronologisch: 955 v.Chr. (B-Datum); 3 C14-Daten: bronzezeit (Ha A-B), 1.‑2. Jh. n.Chr., Frühmittelalter, Neuzeit.
KA ZH V. Jauch.