LK 1071, 2683560 / 1256310. Höhe 419 m.
Datum der Grabung: 20.-30.9.2016
Neue Fundstelle. Ungeplante Notgrabung (Flughafenerweiterung). Größe der Grabung 1800 m².
Römische Wassermühle.

Bei der Glattkorrektion wurden 1886 beim heutigen Glatthof Holzpfähle entdeckt, die damals als Überreste einer römischen Brückenkonstruktion über die Glatt gedeutet wurden, die ihrerseits Teil einer Straße quer durch das Glatttal zur römischen Siedlung in Kloten gewesen sei. Dieselbe Wegachse ist auch auf alten historischen Plänen wie etwa der Wild-Karte von 1850 eingetragen und entspricht weitgehend der heutigen Fahrstraße zum Heliport-Grill.
Da die Flughafen Zürich AG in diesem Gebiet eine Erweiterung und neue Standplätze für die Abfertigung von Flugzeugen erstellt, fanden vorgängig großflächige Baggersondierungen durch die Kantonsarchäologie Zürich statt. Die zahlreichen Sondierschnitte nördlich der genannten Fahrstraße hatten 2016 keine Ergebnisse geliefert. Die südliche Zone konnte wegen der Nässe und der Intervention durch die Fachstelle Bodenschutz nur am Rand sondiert werden. Daher wurde beschlossen, die Fläche baubegleitend zu untersuchen.
Die Bauarbeiten schnitten im nicht sondierten Bereich überraschend eine dunkle, mit torfartigem, organischem Material verfüllte Rinne an. Daraus geborgene Hölzer und der Fund römischer Keramik führten darauf zu einer zweiwöchigen Sondierung und Notbergung. Die Rinne wurde in insgesamt sechs Feldern über eine Distanz von knapp 70 m verfolgt. Darin kamen mehr oder weniger gut erhaltene Hölzer zum Vorschein. Auf der nördlichen Seite begleiteten Holzpfähle in regelmäßigen Abständen das „organische Band“. Im eingehender untersuchten Feld 2 wurden sowohl liegende Bauhölzer als auch Holzpfähle gefasst. Zudem fanden sich zahlreiche Hölzer ohne Bearbeitungsspuren (Äste, zwei größere Baumstämme).
Zunächst wurde vermutet, dass die zahlreichen Pfähle und Bauhölzer zu einer Uferverbauung an einem später verlandeten Bachlauf und einem Gewerbebetrieb (Eisenschlacken) oder einer Art Raststätte (viele Glanztonbecher) gehört hatten. Erst der überraschende Fund einer sogenannten Schussrinne am letzten Tag der Notbergung erlaubte schließlich eine Deutung des Befunds als Überreste einer römischen Wassermühle mit dazugehörigem Kanal und Bachverbauungen. Drei große Mühlsteine untermauern diese Interpretation. Eine vergleichbare, ungefähr zeitgleiche Fundstelle ist aus Cham ZG, Hagendorn bekannt. Die Mühle muss an der Straße Rümlang-Kloten an einem Arm der Glatt oder des Himmelbachs gestanden haben, wie die geoarchäologischen Abklärungen vor Ort bestätigten.
Parallel zur Notbergung wurde die gesamte Baufläche mit einem Metalldetektor abgesucht. Nebst einer stattlichen Anzahl römischer Münzen kamen viele Eisenobjekte zum Vorschein, darunter ein Barren, Bänder vermutlich einer Truhe und ein Schlüssel. Mehrere Hufeisen sind deutlich jünger zu datieren und mit der neuzeitlichen Nutzung der Straße zu verbinden.
Die archäologischen Untersuchungen werden 2017 im Bereich der heutigen Fahrstraße fortgesetzt, unter der die römische Straße vermutet wird. Archäologische Funde: Keramik, Ziegel, Glas, Münzen, Buntmetall- und Eisenobjekte, Eisenschlacken und Ofenwandungsfragmente. Faunistisches Material: Knochen, unbearbeitet.

Probenentnahmen: Dendroproben, geoarchäologische Materialproben.
Datierung: archäologisch. 2.-3. Jh. n.Chr.; Neuzeit.
K A Z H, B. Horisberger und S. Vogt.