LK 1131, 679 766/226 261. Höhe 411.50-413.90 m.
Datum der Grabung: 1.6.-25.11.2008.
Bibliografie zur Fundstelle: Tugium 24, 2008, 45.
Geplante Notgrabung (Überbauungsprojekt). Größe ca. 100 m². Siedlung.
Die Resultate der Sondierungen und die Verhandlungen mit der Bauherrschaft führten dazu, dass sich die Kantonsarchäologie entschied, eine Rettungsgrabung auf einer Fläche von rund 100 m² durchzuführen (von total mindestens 2300 m² Fläche mit erhaltener Kulturschicht). Auch diese vergleichsweise kleine Fläche bedingte eine aufwändige Infrastruktur, da sich die Kulturschicht in rund 5 m Tiefe und damit etwa 2.5 m unter dem aktuellen Grundwasserspiegel befindet. Ab Mitte Juni 2008 wurde in einem mit Spundwänden gesicherten und mit einem Grundwasserpumpsystem trockengelegten Schacht von 10 × 10 m mit den Grabungsarbeiten begonnen. Im Bereich über der Kulturschicht wurde mit dem Bagger gearbeitet und die Schwemmschichten der Lorze abgetragen. Nach Erreichen der ersten Pfahlköpfe und den nun auftretenden Seesedimenten (Seekreide) wurden die Baggerarbeiten gestoppt und bis zum Grabungsende Anfang November 2008 von Hand weitergegraben.
Die Befundsituation stellte sich als einmalig für den Kanton Zug heraus: das organische Schichtpaket ist bis zu 120 cm mächtig! Darin enthalten ist, nach den vorläufigen Ergebnissen zu urteilen, ein weitgehend erhaltenes Kulturschichtpaket einer ersten und ein Rest eines Kulturschichtpakets einer zweiten Besiedlungsphase, deren höher gelegene Teile deutliche Abrasionsspuren zeigen. Die beiden Phasen sind durch eine weitgehend fundleere, homogene Humusschicht voneinander getrennt. Die große Zahl an Pfählen (rund 700) auf dieser kleinen Fläche und die an Pfählen aus den Sondierungen im Vorjahr erhobenen Dendrodaten (unsichere Daten um 3250 v. Chr. und um 3150 v. Chr.) weisen auch auf mindestens zwei Siedlungen hin. Weitere Untersuchungen zu den Hölzern stehen noch aus. Die erste Besiedlungsphase ist vor allem durch zahlreiche gut erhaltene Lehmlinsen von Hausböden oder Feuerstellen charakterisiert, die am selben Ort mindestens zehnmal erneuert wurden.
Der Fundreichtum in den Schichten ist enorm, so wurden mehrere hundert Kilo Keramik geborgen – z. T. handelt es sich dabei um ganze Gefäße, die zerdrückt in die Schicht eingebettet waren –, sehr viele Knochenabfälle und Knochen- bzw. Geweihhalbfabrikate und Geräte, alle Bestandteile der Steinbeilproduktion (Schleifsteine, Sandsteinsägen, Steinbeilrohlinge, Splitter und fertige Beile) und zahlreiche Silexwerkzeuge. Dazu kommen u. a. so spezielle Funde wie Schnüre, Zunderstücke, ganze hölzerne Beilholme, ein sogenanntes Horgener Messer (eine quer in einen Holzgriff geschäftete Silexklinge), kleinere Holzgeräte, Bärenzahnanhänger, ein Anhänger aus einer Eberzahnlamelle in Fischform, ein vierzinkiger Haarkamm und schließlich ein kleines Kupferbeil mit Randleisten (Abb. 6). Da das Kulturschichtpaket vorwiegend aus organischem Material besteht, wurden viele archäobotanische Proben entnommen. Die Profildokumentation wurde möglichst lückenlos mit Probekolonnen für die Mikromorphologie ergänzt.
Die Bedeutung der Fundstelle Riedmatt liegt insbesondere darin, dass hier noch ein großer Teil der Kulturschicht vorhanden ist, so wie sie nach der Auflassung einer Seeufersiedlung zurückbleibt. Im Vergleich mit den anderen Zuger Pfahlbaufundstellen, die mit Ausnahme von Zug-Sumpf mehrheitlich aus Reduktionshorizonten bestehen, hat das eine große Bedeutung. Der Einfluss der Erosion und der Absenkung des Seespiegels wird hoffentlich besser quantifizierbar.
Archäologische Funde: Keramik, Silex, Felsgestein, Knochen, Geweih.
Probenentnahmen: für Mikromorphologie, Makroreste und Dendrochronologie
Datierung: archäologisch; dendrochronologisch. Horgen.
KA ZG, R. Glauser, R. Huber und G. Schaeren.
Zug ZG, Riedmatt
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Détail de la chronique
Commune
Zug
Canton
ZG
Lieu-dit
Riedmatt
Coordonnées
E 2679766, N 1226261
Altitude
412 m
Numéro de site cantonal
--
Numéro d'intervention cantonal
--
Nouveau site
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Prélèvements
bois/charbon de bois, restes botaniques, échantillons de sédiments géoarchéologiques
Analyses
dendrochronologie, micromorphologie
Institution
--
Date de la découverte
--
Surface (m2)
100 m2
Date de début
01 juin 2008
Date de fin
25 novembre 2008
Méthode de datation
dendrochronologique, archéologique
Auteur.e
--
Année de publication
2009
Époques
Néolithique
Type de site
habitat
Type d'intervention
fouille (fouille de sauvetage/préventive)
Mobilier archéologique
pierre
Os
--
Matériel botanique
bois/charbon de bois
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