LK 1131, 678 500/226 500. Höhe 414 m
Datum der Grabung: 6.7.-27.11.2009.
Bibliografie zur Fundstelle: J. Speck, Neolithische und bronzezeitliche Ufersiedlungen am Zugersee. Schriften des Kantonalen Museums für Urgeschichte Zug 40, 16-18. Zug 1991; U. Eberli, Die schnurkeramische Kultur im Kanton Zug. Tugium 20, 2004, 175-181; U. Eberli/K. Altorfer, Feuersteindolche aus dem Museum für Urgeschichte(n) in Zug. Tugium 25, 2009, 143f.
Geplante Notgrabung (Bauvorhaben). Grösse ca. 3000 m² Siedlung.
Im Bereich mit guten Bedingungen für die Schichterhaltung wurden rund 200 m² Fläche ausgegraben (Feingrabung); in den 500 m², in denen die Schichterhaltung weniger gut war, begnügten wir uns mit einem wesentlich summarischeren Verfahren (Grobgrabung). Mit Hilfe einer grossen Schlämmanlage gelang es, viele Kleinfunde zu bergen. Anschliessend wurden mit Unterstützung eines Baggers die im Boden befindlichen Holzpfähle der Häuser freigelegt.
Insgesamt wurden bereits rund 3000 Pfähle dreidimensional eingemessen und beprobt. Von 39 Hölzern wurden die Jahrringbreiten gemessen. Zusätzlich wurde ein digitaler Pfahlplan erstellt.
Die Dichte der Holzpfähle in den gegrabenen Flächen liegt im Schnitt bei etwa 10 Pfählen pro m². Dies ist ein Beleg dafür, dass wir es mit Hölzern mehrerer, nicht gleichzeitiger Siedlungen zu tun haben.
Im Grobgrabungsbereich findet sich im Wesentlichen ein sogenannter Reduktionshorizont, der Funde verschiedener Zeitstellungen beinhaltet. Die Objekte datieren mehrheitlich in die Jungsteinzeit (Horgener Kultur und Schnurkeramik-Kultur), darüber hinaus in die frühe und mittlere Bronzezeit. Die Artefakte sind sehr zahlreich, darunter sind ausserordentlich seltene Stücke zu nennen, so etwa ein frühbronzezeitlicher Bronzedolch (Abb. 5). Solche Objekte sind generell eine Rarität; unter dem Mikroskop sind Reste einer am Metall ankorrodierten Lederscheide zu sehen.
In einem Teil der Fläche des bisher ausgegrabenen Feingrabungsbereichs wurden Zerstörungen durch die Bautätigkeit für die Hochhäuser «Alpenblick I» der 1960er-Jahre festgestellt. Im nördlichen Abschnitt dieses Areals nimmt die Güte der Erhaltung schlagartig zu. Hier fassen wir zwei übereinander liegende, durch sterile Seekreide getrennte Schichtpakete. Das ältere datiert in die ältere Horgener Kultur (um 3100 v. Chr.), während das jüngere überraschenderweise Reste zweier Siedlungen enthält, nämlich solche der jüngeren Horgener (um 2800 v. Chr.) und solche der Schnurkeramischen Kultur (um 2450 v. Chr.). Die Seekreideschicht zwischen den beiden Horgener Dörfern belegt einen Siedlungsunterbruch. Zwischen den beiden jüngeren Dörfern fehlt eine solche Trennschicht bis jetzt.
Die Baustrukturen der Siedlungen (Steinplanien, Lehmböden, Feuerstellen aus Lehm), aber auch der Brandschutt des - offenbar abgebrannten - ältesten Dorfes lassen sich sehr gut fassen und untersuchen. Die gut konservierte, nördliche Feingrabungszone ist fundreich. Erhalten sind vor allem Keramikgefässe sowie Werkzeuge und Waffen aus Knochen und Hirschgeweih, Stein und Feuerstein. Schichtreste oder Funde jüngerer, in der Grobgrabung nachgewiesener Ansiedlungen der Früh- und Mittelbronzezeit sind im Feingrabungsbereich bislang noch nicht vertreten.
Schnurkeramische Fundstellen waren im Kanton Zug bislang sehr selten. Es handelt sich bei den Besiedlungsresten um ausgesprochen späte Hinterlassenschaften dieser Kultur. Für eine Spätdatierung sprechen nicht nur die Funde selber, sondern es liegen bereits Dendrodaten vor, welche die typologische Datierung bestätigen. Der jüngste Pfahl datiert ins Jahr 2420 v. Chr. - das jüngste jemals ermittelte Schnurkeramische Dendrodatum der Schweiz. In Cham-Bachgraben liegt damit nicht nur die jüngste bisher angeschnittene Schnurkeramische Siedlung der Schweiz verborgen, es dürfte sich auch um eine der jüngsten bislang bekannten neolithischen Seeufersiedlung im gesamten Alpenvorland handeln.
Archäologische Funde: Keramik, Silex, Felsgestein, Holz, Metall, Knochen.
Probenentnahme: Mikromorphologie, Makroreste, Dendro, C14. Datierung: archäologisch; dendrochronologisch. Horgener Zeit; Schnurkeramische Zeit; Frühbronzezeit; Mittelbronzezeit.
KA ZG, A. de Capitani und G.F. Schaeren.
Cham ZG, Bachgraben, Alpenblick II
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Détail de la chronique
Commune
Cham
Canton
ZG
Lieu-dit
Bachgraben, Alpenblick II
Coordonnées
E 2678500, N 1226500
Altitude
414 m
Numéro de site cantonal
--
Numéro d'intervention cantonal
--
Nouveau site
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Prélèvements
bois/charbon de bois, restes botaniques, échantillons de sédiments géoarchéologiques
Analyses
14C, dendrochronologie, micromorphologie
Institution
--
Date de la découverte
--
Surface (m2)
3000 m2
Date de début
06 juillet 2009
Date de fin
27 novembre 2009
Méthode de datation
14C, dendrochronologique
Auteur.e
--
Année de publication
2010
Époques
Néolithique, Âge du Bronze
Type de site
habitat
Type d'intervention
fouille (fouille de sauvetage/préventive)
Mobilier archéologique
pierre, matériel organique (objet en bois)
Os
--
Matériel botanique
bois/charbon de bois
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