LK 1175, 2759222/1194161. Höhe 567 m. Datum der Grabung: 12.4.2018 (Begleitung Leitungsarbeiten); 16.8.-26.10.2018.
Bibliografie zur Fundstelle: M. Janosa, Ein frühmittelalterliches Gräberfeld in Haldenstein - Archäologische Untersuchungen auf dem «Stein» und in der «Pündta». Jber. AD GR und Denkmalpflege GR 1999 (2000), 28-42; M. Seifert, Bedeutende Funde aus der frühen Eisenzeit in Haldenstein «Auf dem Stein». Jber. AD GR und Denkmalpflege GR 1998 (1999), 25-33.
Geplante Notgrabung (Abriss Wohnhaus mit Stall und Neubau Mehrfamilienhaus mit Einstellhalle). Grösse der Grabung: 390 m². Gräberfeld.

Das Bauareal befindet sich ca. 100 m nördlich von Schloss Haldenstein, zwischen den Fluren «Ufem Stei» und «In der Pündta», welche schon zwischen 1997 und 1998 archäologisch untersucht worden waren. Damals waren Besiedlungsreste aus der späten Bronzezeit, der älteren Eisenzeit, römische Einzelfunde und ein frühmittelalterliches Gräberfeld mit 42 Bestattungen freigelegt und dokumentiert worden. Die bronze- und eisenzeitlichen Schichten waren von einem 8 m mächtigen Paket aus Bergsturzmaterial überdeckt gewesen. Im obersten Bereich des von Felsblöcken unterschiedlicher Grösse durchsetzten Rüfenschuttes lag am Rand der markanten, zum Rhein hin abfallenden Geländeterrasse der frühmittelalterliche Friedhof. Die Gräber konzentrierten sich auf den östlichen, flachen Böschungsbereich.
Im Zuge der Grabungsarbeiten 2018 wurden 15 weitere Bestattungen freigelegt, deren Gesamtzahl somit neu bei 57 liegt. Durch die hinzugewonnenen Erkenntnisse hinsichtlich der lokalen Topografie lässt sich der Friedhof auf den östlichen Terrassenbereich eingrenzen, denn die westliche Grenze ist nun sicher bestimmt.
Das Gräberfeld weist ausschliesslich Körperbestattungen in gestreckter Rückenlage auf. Eine systematische Anordnung ist nicht zu erkennen. Für die Grabgruben wurden jeweils geeignete Stellen zwischen den Felsblöcken ausgewählt. Aufgrund dieser unregelmässigen Lagen ist auch die Ausrichtung der Gräber nicht immer streng nach Osten. 8 der 15 Individuen blicken nach Osten bis Nordosten, 4 nach Südosten, eines schliesslich nach Nordwesten. Die Ausrichtung der beiden letzten Gräber ist wegen ihres schlechten Erhaltungszustandes nicht bestimmbar.
Wie bereits die 1997 und 1998 ausgegrabenen weisen alle 2018 untersuchten Grabgruben eine Steineinfassung auf, die ein bis maximal drei Steinlagen hoch erhalten ist. Die Grababdeckung bestand aus grösseren Steinen, vereinzelt aus Steinplatten. Die 15 Grabgruben enthielten mit einer einzigen Ausnahme Skelette oder mindestens Skelettteile. Deren Erhaltungszustand variiert jedoch von gut über fragmentarisch bis fast vollständig vergangen bzw nicht mehr vorhanden. Der Grund für die schlechte Erhaltung liegt vermutlich im Chemismus des Rüfenmaterials. In zwei Gräbern kamen Beigaben zum Vorschein: ein Dreilagenkamm sowie die Zierleiste eines solchen Kamms.
Bronze- und eisenzeitliche Siedlungsreste wurden bei den Ausgrabungen von 2018 nicht angetroffen, da die Baugrube nicht die entsprechende Tiefe erreichte. Im Südwesten der Grabungsfläche, im Bereich des ehemaligen Gartens, jedoch stiess man auf drei Gruben und eine Feuerstelle. Das Ausgangsniveau dieser Befunde fehlte. Deren Zeitstellung ist deshalb derzeit unklar. In einer der Gruben lag ein Katzenskelett, aus der Verfüllung stammt eine Röhrenkachel. Aus dem Umgebungsmaterial wurden zudem fünf Terra Sigillata-Fragmente (2./3. Jh. n.Chr.) geborgen.

Archäologische Funde: Gefäss- und Ofenkeramik, Dreilagenkamm, Zierleiste eines Dreilagenkamms
Anthropologisches Material: Skelettreste von mind. 15 Individuen.
Faunistisches Material: div. Tierknochen, darunter ein Katzenskelett.
Probenentnahmen: C14, DNA, Sedimentproben.
Datierung: archäologisch.
AD GR, Ch. Walser, M. Seifert und J. Spadin.