LK 1133, 2721 860/1 224 450. Höhe 422 m. Datum der Grabung: 6.-13.6. und 4.9.-6.11.2023. Datum der Baubegleitung: 21.2.-14.8.2023. Bibliografie zur Fundstelle: Anderes, B. (1970) Die Kunstdenkmäler des Kantons St. Gallen, Band V: Der Bezirk Gaster, bes. 253. Basel; JbAS 102, 2019, 229; 103, 2020, 179. Ungeplante Notgrabung (Terrainabsenkung im Gartenbereich und Bau Bushaltestelle). Geplante Baubegleitung (Sanierung Hauptstrasse). Grösse der Grabung ca. 50 m². Länge der Baubegleitung ca. 220 Laufmeter. Siedlung.

Die politische Gemeinde Schänis kämpfte seit längerem mit Feuchtigkeit im Erdgeschoss der ehemaligen Kaplanei. Im Rahmen der im Jahr 2023 durchgeführten Fassadensanierung sollte deshalb das Niveau des Gärtchens zwischen Gebäude und Hauptstrasse abgesenkt und das Gelände mit einer Drainage entlang der Ostfassade entwässert werden. Weiter wurde im Rahmen der gleichzeitig stattfindenden Sanierung der Hauptstrasse die Bushaltestelle verschoben, was den Bau eines neuen Bushäuschens am südlichen Rand des Gartenareals bedingte. Die Kaplanei gehörte zum ehemaligen Damenstift, deren Gründung in karolingische Zeit zurückreicht. Die Baugeschichte des Kaplaneigebäudes ist unerforscht. Aufgrund der Beobachtungen während der Aussengestaltung beim unmittelbar benachbarten Stiftsgebäude (JbAS 103, 2020, 179) war davon auszugehen, dass das Gartenterrain der Kaplanei stark rezent aufgefüllt worden war, sodass mit der angestrebten Projekttiefe keine archäologischen Befunde zu erwarten waren. In der allerdings leicht tiefer liegenden Hauptstrasse konnten unter den mächtigen Strassenkoffern keinerlei archäologische Befunde mehr erkannt werden. Umso überraschender war es, als nach ca. 80 cm Aushub im Gärtchen rechtwinklig zur Kaplanei verlaufende Mauerzüge und eine aufgrund der enthaltenen Keramik ins 14. Jh. datierende Brandschuttschicht zu Tage traten. Die folgende archäologische Untersuchung im Herbst erfolgte nur bis auf die Projekttiefe. Die tiefer liegenden archäologischen Schichten wurden geschützt und bleiben erhalten. Bereits die tiefst gelegenen, dokumentierten Schichten enthielten Abbruchschutt von Steingebäuden, namentlich zahlreiche Mörtelbrocken. Sie werden als Planieschichten interpretiert und sind älter als die Kaplanei, können aber zeitlich noch nicht absolut fixiert werden. C14-Datierungen sind vorgesehen. Die Herkunft des Abbruchschuttes ist unbekannt. Eine aufliegende Geröllschicht wurde wohl als Gehniveau genutzt. Auch sie ist älter als die Steinbaustrukturen. Die weitere Abfolge der Befunde ist noch unklar: Innerhalb der Ostmauer der Kaplanei verbergen sich mehrere Bauphasen. Weiter muss geklärt werden, in welchem stratigrafischen Verhältnis die rechtwinklig zur Kaplanei stehende Mauer zu den einzelnen Mauerabschnitten der heutigen Kaplanei-Ostmauer steht. Auch die Brandschuttschichten können stratigrafisch noch nicht sicher verortet werden; es gilt zu klären, ob diese gleichzeitig oder älter als die Steinbaubefunde einzuordnen sind. Es zeichnet sich insgesamt eine komplexe und verschachtelte Baugeschichte ab. Sicher erst später hinzu kommt ein zweiphasiger Mauersockel mit Ausmassen von 1.35 × 1.30 m, der östlich an der Südostecke der Kaplanei angemauert ist. Seine Funktion bleibt noch unerkannt.

Archäologische Funde: Keramik, Ofenkeramik, Eisen, Buntmetall, Glas. Anthropologisches Material: Menschliche Einzelknochen, unbearbeitet. Faunistisches Material: Tierknochen, unbearbeitet. Probenentnahmen: C14, Mörtelproben, Mikromorphologieproben, archäobiologische Schlämmproben. Datierung: archäologisch. Mittelalter. KA SG, R. Ackermann, S. Cambianica und J. Held.