LK 1068, 2621 480/1 265 600. Höhe 268 m.
Datum der Grabung: 1.2.-24.5.2022.
Bibliografie zur Fundstelle: JbAK 1, 1980, 40-41; 44, 2023 (im Druck).
Geplante Notgrabung (Neubau eines MFH). Grösse der Grabung 218 m².
Siedlung.
Die im historischen Dorfkern von Kaiseraugst gelegene Liegenschaft Dorfstrasse 39 ist im Sommer 2020 durch einen Brand so schwer beschädigt worden, dass sie Anfang 2022 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden musste. Im Rahmen dieses Bauprojektes sind auch der bestehende Keller erweitert sowie die Werkleitungen erneuert worden. Bezogen auf die antike Topografie liegt die betroffene Parzelle 1497 inmitten des spätantiken castrum Rauracense, unmittelbar neben der Kreuzung der beiden Hauptachsen im sogenannten Nordwestquadranten der Festung. Aufgrund von Altgrabungen war bekannt, dass hier auch mit älteren, vorkastellzeitlichen Strukturen zu rechnen ist, namentlich Siedlungsstrukturen der frühen und mittleren Kaiserzeit.
Die neu zu unterkellernde Fläche ist nach dem Abriss der Liegenschaft und vorgängig zum Neubau während rund dreieinhalb Monaten ausgegraben und dokumentiert worden. Die Befunderhaltung war abgesehen von rezenten Störungen ausserordentlich gut und die archäologischen Schichten stellenweise bis zu 4 m mächtig.
Als älteste römische Befunde sind eine Vorbereitungsplanie sowie mehrere Feuerstellen anzusprechen. Diese sind älter als die ersten Bauten und dürften in die Zeit der Erschliessung des Areals im frühen 1. Jh. n. Chr. gehören. Darüber errichtete man ein Gebäude in Holz-Lehmbauweise, das aus mindestens drei Räumen bestand. Da sich das Gebäude ausserhalb der gegrabenen Fläche fortsetzt, war es nicht möglich, einen Gebäudegrundriss zu rekonstruieren. In einem Raum konnte eine ebenerdige Feuerstelle aus Ziegeln und in einem anderen ein Glasofen nachgewiesen werden. Als das Gebäude abgerissen wurde, planierte man den Wandlehmschutt aus und nutzte ihn als Baugrund für die nachfolgende Phase. Die Aufgabe dieses Gebäudes datiert aufgrund der Keramik in die Mitte des 1. Jh. n. Chr.
Auf dem Abbruchschutt des Vorgängerbaus errichtete man dann die ersten Steinbauten. Die älteste Mauer ist ost-west orientiert und war noch bis zu 2 m hoch erhalten. Sie dürfte auf einer Parzellengrenze erbaut worden sein und gehörte zu zwei mehrfach umgebauten Streifenhäusern, die mit ihrer Schmalseite jeweils auf die sogenannte Castrumstraße ausgerichtet waren. In den ältesten Bauzuständen befand sich im südlichen Streifenhaus ein großer hallenartiger Raum, in dem mehrere Essen und Abschreckbecken dokumentiert werden konnten. Der Raum dürfte als Schmiedewerkstatt genutzt worden sein. Die Böden im Innern dieses Raumes wurden immer wieder erneuert und auf diese Weise das Niveau sukzessive angehoben.
In seinem jüngsten Bauzustand sind mehrere Mauern eingezogen und der große hallenartige Raum in mindestens zwei Räume unterteilt worden. Im straßenseitigen Hausteil entstand so ein 5.5 × 5.9 m großer Raum, der mit einem Bretterboden ausgestattet war. Von hier aus gelangte man durch eine Tür in einen tiefer liegenden Raum, der mit einem Lehmboden ausgestattet war. Aufgrund der Ablagerungen und Installationen ist davon auszugehen, dass auch dieser Raum als Werkstatt genutzt wurde. In diesem Kontext eher überraschend ist, dass man darin auch einen Säugling bestattete. Diese jüngste Bauphase ist im Verlauf des 3. Jh. n. Chr. durch einen Brand zerstört worden.
In der Spätantike lag das Areal im Innern des castrum Rauracense, und man errichtete hier auf dem Abbruchschutt der mittelkaiserzeitlichen Strukturen zwei Steinbauten. Im Süden der Grabungsfläche konnte ein langrechteckiges Gebäude, das aus mindestens zwei Räumen bestand, teilweise ausgegraben werden. Teile davon waren bereits aus Altgrabungen bekannt. Nördlich davon befand sich eine Art Hof, der im Norden durch einen weiteren langrechteckigen Steinbau begrenzt wurde. Dieses Gebäude war ebenfalls in mindestens zwei Räume unterteilt. Einer der beiden Räume war mit in einem Hypokaust ausgestattet und dürfte demzufolge als Wohnraum gedient haben. Die Funktion dieser Gebäude ist noch nicht geklärt. Möglicherweise war das langrechteckige Gebäude im Norden eine Kaserne.
Die Aufgabe und der Abbruch der spätantiken Bauten wurden wiederum durch eine mächtige Schuttschicht und 'dark earth'-Schichtpakete markiert. Ein darin eingegrabenes mittelalterliches Grubenhaus belegt die Nutzung des Areals auch noch in nachrömischer Zeit. Als jüngste Befunde sind die Grundmauern der Liegenschaft Dorftrasse 39 zu nennen, deren Kernbau wohl bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht.
Archäologische Funde: Bronze, Eisen, Keramik, Knochen; im Römermuseum Augst.
Faunistisches Material: unbestimmt; im Römermuseum Augst.
Probenentnahmen: C14-Proben, mikromorphologische und Sedimentproben.
Datierung: archäologisch. Frühe bis mittlere Kaiserzeit, Spätantike; Frühmittelalter bis frühe Neuzeit.
KAAG, J. Baerlocher.
Kaiseraugst AG, Dorfstrasse 39
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Détail de la chronique
Commune
Kaiseraugst
Canton
AG
Lieu-dit
Dorfstrasse 39
Coordonnées
E 2621480, N 1265600
Altitude
268 m
Numéro de site cantonal
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Numéro d'intervention cantonal
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Nouveau site
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Prélèvements
échantillons de sédiments géoarchéologiques
Analyses
14C, micromorphologie
Institution
--
Date de la découverte
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Surface (m2)
218 m2
Date de début
01 février 2022
Date de fin
24 mai 2022
Méthode de datation
14C, archéologique
Auteur.e
--
Année de publication
2023
Époques
Empire romain
Type de site
habitat
Type d'intervention
fouille (fouille de sauvetage/préventive)
Mobilier archéologique
métal (outil), céramique, pierre (outil)
Os
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Matériel botanique
--
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