LK 1068, 621 412/365 519. Höhe 269 m. Datum der Grabung: 16.3.-30.10.2009. Bibliografie zur Fundstelle: JbSGUF 80, 1997, 248; 81, 1998, 295f.; 82, 1999, 289; 83, 2000, 239; L. Berger, Führer durch Augusta Raurica 6. Basel 1998; U. Müller, JbAK 18, 1997, 106f.; 19, 1998, 60-67; 20, 1999, 124-131; 21, 2000, 104-107; C. Grezet, JbAK 31, 2010 (im Druck).
Geplante Notgrabung (Bau einer Autoeinstellhalle). Grösse der Grabung 611 m². Siedlung. Gräber.
Wegen des geplanten Baus einer Autoeinstellhalle im Dorfzentrum von Kaiseraugst muss, zusätzlich zu einem bereits dokumentierten Bereich, eine Restfläche von ca. 920 m² in zwei Grabungskampagnen untersucht werden.
In der Mittelkaiserzeit befand sich das untersuchte Gebiet unweit der Castrumstraße, der Hauptverbindungsachse zwischen der Oberstadt von Augusta Raurica und einem der Rheinübergänge. Hier mündete auch die Silberschatzgasse in einem spitzen Winkel in die Hauptstraße ein. Aus Altgrabungen ist an dieser Ecke ein allem Anschein nach gewerblich genutztes Gebäude bekannt, in dessen Verlängerung während der Grabung von 2009 aber nur eine Trennmauer entlang der Silberschatzgasse nachgewiesen wurden. Das Terrain war planiert, aber nie überbaut. Man muss westlich des Gebäudes von der Präsenz eines großen Gartenbereichs ausgehen. Die Wohnlage an einer solchen „Industriestraße“, am Rande zweier Steinbrüche, war indes auch nicht optimal. Die Benützung der Silberschatzgasse als Gewerbestraße wird, neben der bezeugten Abzweigung in Richtung Steinbruch, durch ihren Aufbau nachgewiesen. Sie verfügte über einen doppelten, sehr schön ausgeführten Unterkoffer, und der Kiesbelag wurde dermassen abgefahren, dass man stellenweise auf dem Unterkoffer fuhr. Eine gut erhaltene Schmiede-Esse ist der Bauphase der ältesten Silberschatzgasse zuzuordnen. Schliesslich seien für die Mittelkaiserzeit ein Neonaten- und ein Kleinkindskelett erwähnt, die sich im Hinterhofbereich von Gebäuden der Castrumstraße (?) befanden.
Um 300 n. Chr. wurde das Castrum Rauracense errichtet. In diese Zeit datieren mehrere schwach fundierte aber breite (ca. 1 m) Mauerzüge, wovon einige einem großen Hallenbau zuzuweisen sind. Die frühere Trennmauer zur vorkastellzeitlichen Silberschatzgasse wurde als Fassadenfundament wiederverwendet und die allgemeine mittelkaiserzeitliche Orientierung erstaunlicherweise beibehalten. Das aufgehende Mauerwerk des Hallenbaus bestand wahrscheinlich aus Lehmfachwerk, das auf den breiten, teils mit Spolien gebauten Steinfundamenten ruhte. Leider sind weder Böden noch Nutzungsschichten erhalten, die eine Funktion der Halle hätten aufzeigen können. Wenn man aber den Gesamtplan des Kastells näher betrachtet, so fällt auf, dass ein großer Teil des Südwestquadranten durch Hallen eingenommen wird. Hat man hier einen horrea-Bezirk vor sich? Zudem wurde ein Schotterweg beobachtet, der wahrscheinlich von der Castrumstraße her entlang der nördlichen Fassaden der Hallenbauten verlief.
Die zweite Kastellphase wird mit den Germaneneinfällen im Jahre 351/352 in Verbindung gebracht und zeichnet sich durch eine zumindest teilweise Neuorganisation der Innenbauten ab. Diese zweite Phase wurde auch in der Grabung 2009 festgestellt. Der Hallenbau wurde an Ort und Stelle erneuert, was am Längsmauerfundament ersichtlich ist. Zusätzlich wurden zwei Reihen von großen Pfostengruben dokumentiert, die nun eine dreischiffige Halle abbilden. Die Münze aus einer Grube unter der Fundamenterneuerung sowie zwei weitere aus den Pfostengruben ergeben alle einen terminus post quem von 350.
Eine Fläche von etwa 230 m² (Altgrabung einbezogen) war durch zahlreiche und sehr große Gruben geprägt, die in den natürlichen Boden, aber nur bis zur OK des Rheinschotters reichten. Sie dienten wohl am Ende des 4. Jh./Beginn des 5. Jh. als Lehmabbaugruben.
Archäologische Funde: Keramik, Glas, Bronze, Eisen, Blei, Silber, Knochen, Baukeramik, Stein (Architekturfragmente), Münzen; im Römermuseum Augst.
Anthropologisches Material: 1 Neonatenskelett, 1 Kleinkindskelett; im Römermuseum Augst.
Faunistisches Material: Große Menge, unbestimmt; im Römermuseum Augst.
Probenentnahmen: Schlämmproben, Mikromorphologieprobe, nicht untersucht; im Römermuseum Augst.
Datierung: archäologisch; numismatisch. 2. H. 1. Jh.-5. Jh.; Neuzeit.
Ausgrabungen Kaiseraugst, C. Grezet
Kaiseraugst AG, Kastellstrasse/Heidemurweg, Regionen 20A/20C/20D/20Y, Grabung Autoeinstellballe Löwen
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Détail de la chronique
Commune
Kaiseraugst
Canton
AG
Lieu-dit
Kastellstrasse/Heidemurweg, Regionen 20A/20C/20D/20Y, Grabung Autoeinstellballe Löwen
Coordonnées
E 2621464, N 1265496
Altitude
269 m
Numéro de site cantonal
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Numéro d'intervention cantonal
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Nouveau site
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Prélèvements
échantillons de boue archéobiologiques
Analyses
micromorphologie
Institution
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Date de la découverte
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Surface (m2)
611 m2
Date de début
16 mars 2009
Date de fin
30 octobre 2009
Méthode de datation
numismatique, archéologique
Auteur.e
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Année de publication
2010
Époques
Empire romain, Moyen Âge, Époque moderne, Époque contemporaine
Type de site
habitat, funéraire (groupe de tombes indéterminé), funéraire (tombe)
Type d'intervention
fouille (fouille de sauvetage/préventive)
Mobilier archéologique
céramique (élément architectural (prélevé)), verre, métal, matériel organique
Os
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Matériel botanique
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