LK 1110, 2666690/1239560. Höhe 445 m. Datum der Grabung: 17.-20.4.2018. Neue Fundstelle. Geplante Bauuntersuchung (Renovation).

Gebäude/Siedlung.

Das Gebäude steht mit der Traufseite am schmalen Zufahrtsweg zur Alten Kirche Boswil und gehört zusammen mit dem Pfarrhaus zum Kirchenbezirk. Die Zusammengehörigkeit wird durch die Orientierung des Gebäudes unterstrichen, da sie von derjenigen der übrigen historischen Bauten entlang der Bachstrasse abweicht. Der Kernbau, in der Zeit um 1700 entstanden, wurde als Pfarrscheune errichtet und erst in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts zum Wohnhaus umgestaltet. Es handelt sich um einen zweischiffigen Hochstudbau mit vier Firstständern, der anfänglich mit Stroh, ab 1876 mit Ziegeln eingedeckt war. Die Firsthöhe betrug zur Bauzeit wohl rund 11 m (heute 12 m) und der Grundriss 20 x 9 m. Die Aussenwände bestehen aus Dielen, die Binnenwände im Wohntrakt aus liegenden Bohlen. Der Ökonomietrakt weist im Erdgeschoss Aussenwände aus Dielen auf, im Obergeschoss sind die Wände verbrettert. Insgesamt betrachtet weist der Abbund bauliche Merkmale auf, die ab der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts Verbreitung fanden.

Weshalb die Pfarrscheune zum Wohnhaus umgebaut wurde, entzieht sich unserer Kenntnis. Jedenfalls wurde das Gebäude in einen Wohn- und einen Ökonomietrakt unterteilt und modifiziert. Wie tiefgreifend die Massnahmen damals waren, ist schwer abzuschätzen, weil der Wohntrakt im 19. und 20. Jahrhundert erneut renoviert und die Ständerkonstruktion vertäfelt wurde. Noch im 18. Jahrhundert dürfte der Wohntrakt um einen Anbau auf der Strassenseite vergrössert worden sein. Zudem wurde die Stube erweitert, indem die Wand auf der Firstachse auf eine Seite verschoben wurde. Das hatte zur Folge, dass die gesamte Giebelwand erneuert und mit einer neuen Befensterung ausgestattet werden musste. Ob dieser Eingriff bereits vorgenommen wurde, als die Scheune Wohnhaus wurde oder erst später, ist unbekannt. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde das gesamte Gebäude unterkellert, der Wohntrakt auf der Hangseite erweitert und im Dachstock ein drittes Wohngeschoss eingebaut. Dafür mussten der Walm rückgebaut und ein stehender Dachstuhl mit Giebelwand eingebaut werden. Womöglich wurden diese Massnahmen gleichzeitig mit der Umdeckung auf Ziegel umgesetzt.

Probenentnahmen: Dendrochronologie.
Datierung: dendrochronologisch. 1697/98; 1698/99. - Archivalien. 1876. - Archäologisch. 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts; 20. Jahrhundert.