LK 1070, 2658 811/1258945 (Mittelpunktkoordinate). Höhe ca. 359.50-362.00 m (max. Stärke der Kulturschichten).
Datum der Grabung: Juni-November 2016.
Bibliografie zur Fundstelle: M. Flück, Vindonissa - Extra muros. Vorbericht zur Ausgrabung Windisch-Areal «Linde» 2013 (V.013.2). Jber. GPV 2013, 65-91 (zur Ausgrabung im Areal unmittelbar westlich der jetzigen Intervention).
Geplante Notgrabung (Werkstatt- und Wohnbauprojekt). Gesamtgröße der Grabung 440 m².
Siedlung (canabae legionis und nachfolgender vicus).
Der Windische Dorfteil zwischen stark befahrener Zürcherstraße und der Anhöhe der «Oberburg» wird in den kommenden Jahren baulich sehr verdichtet.
Bezogen auf die antike Situation liegt das Areal unmittelbar südlich der Südwestfront des Legionslagers Vindonissa.
Neben einzelnen Sondagen (V.18.1; V. 005.6; V.008.14) erbrachte v. a. eine Grossgrabung 2013 (V.013.2) wichtige Erkenntnisse zur römerzeitlichen Nutzung des Areals.
Es wurde klar, dass ab tiberischer Zeit eine ca. 6 m breite Kiesstraße durch das Areal verlief, welche die südliche Legionslagerfront bzw. das vorgelagerte Spitzgrabensystem begleitete.
Unter und südlich dieser Straße waren überwiegend Siedlungsbefunde der lagerzeitlichen Holzbauphasen anzutreffen, während Steinbauten weitgehend ausblieben.
Ein Bauprojekt unmittelbar östlich der 2013 gegrabenen Fläche löste im Juni 2016 eine weitere Notgrabung aus, die wegen der unerwarteten Dichte und Qualität der Befunde bis Ende Jahr dauerte.
Entgegen der auf den Erkenntnissen von 2013 basierenden Prognose stieß man bereits bei den Abbrucharbeiten unmittelbar unter den modernen Hartbelägen auf gut erhaltene römische Siedlungshorizonte und Baubefunde des 2.-4. Jahrhunderts n. Chr.
Im Mittelpunkt der Grabung stand dabei ein Steinkeller von 5,75 × 4,75 m Innenmaß, dessen verputzte Südwand noch bis zu 2 m hoch erhalten war.
Vom vermutlich mit einem Holzfußboden ausgestatteten Raum führte eine max. 1,9 m breite Rampe hinauf in einen langrechteckigen, unterkellerten Steinbau unbekannter Funktion, der sich außerhalb der aktuellen Grabungsfläche weiter nach Nordosten erstreckt.
Nach erster Sichtung des Fundmaterials gehört er in die so genannte Nachlagerzeit, also in die Zeit nach Aufgabe des Legionslagers Vindonissa um 101 n. Chr.
Ganz offensichtlich orientierte er sich an einem Straßenzug, der von der altbekannten römischen Fernstraße Vindonissa-Augusta Raurica abzweigte und weiter Richtung Südwesten (ins antike Lenzburg?) führte.
Noch jünger, und in Vindonissa bislang selten festgestellt, sind ausgedehnte Siedlungsschichten und Steinbaubefunde südlich und südöstlich des Steinbaus, darunter ein trocken aus Bruchsteinen und Spolien gesetzter, noch maximal 3,6 m tiefer Schacht.
Gemauerte Steinkeller und vermutlich als Kühl- und Vorratsräume genutzte Schächte kennt man in Vindonissa bislang ausschließlich aus der erwähnten «Nachlagerzeit», wo sie eine flächenmäßig reduzierte Besiedlung innerhalb und außerhalb des ehemaligen castra legionis belegen.
Das stratigrafisch jüngste Fundmaterial der Grabung von 2016 ergänzt unser Wissen um das 2.-4. Jahrhundert n. Chr. in willkommener Weise.
Interessanterweise deuten Fibeln und Gürtelbeschläge für die spätrömische Zeit auf eine militärische Komponente.
Unter den genannten Steinbauten traten erwartungsgemäß ältere Holzbaubefunde zutage; sie fügen sich nach erster Analyse gut in die bislang bekannte Zweiphasigkeit im Bereich südlich außerhalb des Legionslagers ein.
Hinweise auf die hier zu postulierende Umwehrung eines frühen Legionslagers fanden sich (noch) nicht, eine geplante Fortsetzung der Grabung nach Nordosten wird diesem Aspekt aber ihr besonderes Augenmerk widmen müssen.
Höhepunkt der Feldarbeiten war der Fund einer vollständig erhaltenen Keramikschüssel des Typs Vindonissa 48 (Abb. 40), angefüllt mit Brandschutt, darin und daneben 22 tönerne Öllampen (überwiegend Bildlampen Typus Löschke Ia / Ib und Löschke Typus IV) und 21 Bronzemünzen (überwiegend Prägungen des Nero aus Lugdunum).
Die jüngsten Stücke wurden 66/67 n. Chr. geprägt, ein Gegenstempel SPQR rückt den terminus post quem für die Niederlegung des Ensembles allerdings ins Jahr 68/69 n. Chr.
Vor einer eingehenden Analyse, insbesondere auch der geschlämmten Erdproben, ist eine Deutung dieses Fundes noch offen: Brandgrab, Opfergabe oder Überrest einer Kultmahlzeit?
Archäologische Funde: Umfangreiches Siedlungsmaterial (Keramik, über 130 Münzen, über 40 Fibeln).
Faunistisches Material: Bearbeitete Tierknochen (Rohlinge und Halbfabrikate einer Drechslerei?).
Probenentnahmen: Schlämmproben; Sedimentproben; mikromorphologische Proben
Datierung: archäologisch. frühes 1.-4. Jh. n. Chr.
K A A G, J. Trumm.
Windisch AG, Zuricherstrasse
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Détail de la chronique
Commune
Windisch
Canton
AG
Lieu-dit
Zürcherstrasse
Coordonnées
E 2658811, N 1258945
Altitude
360 m
Numéro de site cantonal
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Numéro d'intervention cantonal
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Nouveau site
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Prélèvements
échantillons de boue archéobiologiques, échantillons de sédiments géoarchéologiques
Analyses
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Institution
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Date de la découverte
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Surface (m2)
440 m2
Date de début
01 juin 2016
Date de fin
30 novembre 2016
Méthode de datation
archéologique
Auteur.e
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Année de publication
2017
Époques
Empire romain
Type de site
habitat
Type d'intervention
fouille (fouille de sauvetage/préventive)
Mobilier archéologique
céramique, métal (monnaies/médailles)
Os
ossement d'animaux isolés
Matériel botanique
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