LK 1170, 670 580/201 060. Höhe 450 m. Datum der Grabung Dorfplatz: 28.4.-18.7.2003 (Dorfplatz); 22.9.-18.11.2003 (Spittelgasse). Bibliografie zur Fundstelle: R. Durrer, Die Kunstdenkmäler Unterwaldens, 829-847. Unveränderter Nachdruck, Basel 1971; L. Steiner-Barmettler, Der Dorfbrand von Stans. In: Beiträge zur Geschichte Nidwaldens, Heft 19, 9-94. Stans 1980. Geplante Notgrabung (Erneuerung der Werkleitungen und der Neugestaltung des Dorfplatzes und der Spittelgasse). Grösse der untersuchten Fläche ca. 850 m².
Am 17. März 1713 brannte das Zentrum des Fleckens Stans fast vollständig ab. Neben einem grossen Teil der Häuser wurde auch das Rathaus ein Raub der Flammen, nicht aber die zwischen 1641 und 1647 an alter Stelle neu errichtete Dorfkirche St. Peter. Die abgebrannten Holzhäuser wurden auf Geheiss der gnädigen Herren durch Steinbauten ersetzt. Gleichzeitig durften die Neubauten nur noch in gebührendem Abstand zur Dorfkirche errichtet werden. Mit dieser Massnahme verfolgte die Obrigkeit nicht nur die Absicht, die Brandgefahr für die Kirche einzudämmen, sondern auch einen grossen repräsentativen Dorfplatz zu schaffen. Spätestens seit der Zeit zwischen 1899 und 1927, als Robert Durrer in mehreren Etappen sein monumentales Werk «Die Kunstdenkmäler Unterwaldens» veröffentlichte, war klar, dass unter dem Pflaster des Stanser Dorfplatzes Überreste von Häusern liegen müssen, die 1713 eingeäschert wurden. Bei den auf dem Dorfplatz und in der Spittelgasse durchgeführten baubegleitenden archäologischen Untersuchungen, wurden mehrmals Reste von abgebrannten Häusern angeschnitten. Der sehr beschränkte Zeitraum, der für die Sanierungsarbeiten zur Verfügung stand, liess es nicht zu, die angetroffenen Siedlungsreste sauber auszugraben und zu dokumentieren. Wenigstens konnten die Schichtverhältnisse in den Grabenwänden mehrheitlich dokumentiert werden. Damit gelang es, einen ersten provisorischen Überblick über die bauliche Situation im Bereich des heutigen Platzes vor dem Brand im frühen 18. Jh. zu erarbeiten. Gleichzeitig wurde eine beträchtliche Anzahl an Fundgegenständen geborgen, deren wissenschaftliche Auswertung es erlauben wird, die Lebensumstände der Bewohner der abgebrannten Liegenschaften etwas genauer kennen zu lernen. Insbesondere im tiefer gelegenen Teil des Platzes, rund um den Winkelriedbrunnen und vor der grossen Freitreppe der Dorfkirche, kamen mehrere Mauerzüge zum Vorschein. Es waren dies vorwiegend die gemauerten Sockel von abgebrannten Holzhäusern. Die Fluchten der Fundamente orientieren sich dabei mehrheitlich an der Ausrichtung der Kirche und nicht an den Baulinien der heutigen Spittel- und Marktgasse. Daneben wurden mehrere mit Brandschutt verfüllte Kellergruben angeschnitten. Vielfach waren die ehemaligen Kellermauern vollständig abgebrochen oder nur noch in den untersten Steinlagen erhalten. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die ausgebrochenen Steine für den Wiederaufbau der Häuser verwendet wurden. Überhaupt widerspiegelt die Zusammensetzung des gesamten Fundmaterials deutlich das Absuchen des Brandplatzes nach Brauchbarem und die gezielte Wiederverwendung von Baumaterialien. So lagen im Brandschutt kaum grössere Steine und vollständig erhaltene Ziegel. Auch gibt es nur wenige Funde aus Eisen und eine verhältnismässig geringe Menge an zerbrochenem Geschirr. Die aus den abgebrochenen Mauern gewonnenen Steine wurden wohl nicht nur verbaut, sondern auch zu Kalk gebrannt, der beim Wiederaufbau sicher in grossen Mengen zur Herstellung von Mörtel benötigt wurde. Die eisernen Gegenstände wie Baubeschläge und Nägel wurden damals zusammengelesen und umgearbeitet oder direkt wiederverwendet. Der geringe Anteil an Geschirrkeramik im Fundmaterial scheint zudem die schriftlichen Nachrichten zu bestätigen, nach denen die Bewohner der damals abgebrannten Häuser noch genügend Zeit fanden, mindestens einen Teil ihres Besitzes rechtzeitig vor den Flammen in Sicherheit zu bringen. Anders sieht es bei der Ofenkeramik aus, die den grössten Teil der Keramikfunde ausmacht und deren Oberfläche teilweise bis zur Unkenntlichkeit verbrannt ist. Die zwar äusserst wertvollen, aber schweren gemauerten Kachelöfen konnten von ihren Besitzern in der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit unmöglich in Sicherheit gebracht werden und blieben deshalb notgedrungen dem Feuer überlassen. Als Datierungsgrundlage für andere Fundstellen sind die aus dem Brandschutt geborgenen Gegenstände aus der Zeit des 15.-17. Jh. äusserst wertvoll. Im Fundmaterial gibt es zudem deutliche Hinweise auf ältere Besiedlungshorizonte. So lagen in einer Baugrube unmittelbar vor der grossen Freitreppe der Dorfkirche etwa 1,5 m unter dem heutigen Platzniveau die Reste von zwei übereinanderliegenden Pflästerungen. Der obere und damit jüngere Platzbelag muss spätestens beim Bau der heutigen Dorfkirche in der Mitte des 17. Jh. zugeschüttet worden sein. Dank einiger im Material zwischen den beiden Pflästerungen gefundenen Keramikfragmente lässt sich der untere Belag in die Zeit des 12. oder 13. Jh. datieren.
Probeentnahmen: Holzproben für dendrochronologische Untersuchungen, Holzkohle für C14-Datierung, Sedimentproben. Datierung: schriftliche Quellen; Bildquellen; archäologisch. Fachstelle für Archäologie NW, H. Achermann.
Stans NW, Dorfplatz und Spittelgasse
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Détail de la chronique
Commune
Stans
Canton
NW
Lieu-dit
Dorfplatz und Spittelgasse
Coordonnées
E 2670580, N 1201060
Altitude
450 m
Numéro de site cantonal
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Numéro d'intervention cantonal
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Nouveau site
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Prélèvements
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Analyses
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Institution
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Date de la découverte
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Surface (m2)
850 m2
Date de début
28 avril 2003
Date de fin
18 novembre 2003
Méthode de datation
archéologique
Auteur.e
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Année de publication
2004
Époques
Moyen Âge
Type de site
habitat
Type d'intervention
fouille (fouille de sauvetage/préventive)
Mobilier archéologique
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Os
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Matériel botanique
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