LK 1298, 2806 366/1 129 131. Höhe 1800 m.
Datum der Bauuntersuchung: 24.7.-28.7. und 2.8.-4.8.2023.
Bibliografie zur Fundstelle: Garbellini, G. (2005) Santa Perpetua e San Remigio, antiche chiese gemelle alle porte della Rezia. Guida alla visita. Sondrio; Poeschel, E. (1945) Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden. Band VI, 23-24. Basel; Sulser, W. (1954-1955) Kanton Graubünden. Brusio: San Romerio. ZAK 15,175-176.
Geplante Bauuntersuchung. Grösse der Grabung 8 m².
Kirche.
Anlässlich der Sanierung der Kirche San Romerio fanden 2016 erste archäologische Untersuchungen an der westseitigen Stützmauer statt. Seit dem Sommer 2023 werden die Untersuchungen an der Kirchenanlage weitergeführt. Die Entstehungszeit der Kirche mit ihrer Krypta wird um 1100 vermutet. Der heutige, rechteckige Altarraum mit der Inschrift 1659 am Chorbogen lässt ein älteres Sanktuarium erwarten, was in der diesjährigen Untersuchungsetappe bestätigt wurde.
Im Nordwesten der Apsis wurde eine ca. 1.3 × 2.5 m grosse Sondage angelegt. Dabei konnte das ursprüngliche Sanktuarium, eine halbrunde, eingezogene und gestelzte Apsis, nachgewiesen werden. Von dieser haben sich einzelne Steine des Fundamentes erhalten. Dort, wo die Fundamentsteine fehlen, folgt der Unterbau der ehemaligen Bodenabdeckung dem ursprünglichen Mauerverlauf, sodass die Apsisform rekonstruiert werden kann.
Bei der Bodenabdeckung handelt es sich um holzkohlehaltiges Material mit einem dunkelbraunen, siltig-sandigen und humosen Anteil. In diese Schicht waren plattige, schiefrige Steine verlegt. Es dürfte sich dabei um den ehemaligen Boden oder den Unterbau für einen nicht mehr vorhandenen Holzboden in Chor und Schiff handeln. Das Ergebnis zweier C14 Analysen eines verkohlten Astholzes aus dieser Schicht ergab den übereinstimmenden Datierungsbereich 1032-1157.
In einer weiteren Sondage, 1.5 × 1.7 m, lies sich am Übergang vom Chor zum Schiff die Mauerverbindung der ehemaligen Apsis mit derjenigen des Schiffes nachweisen. Bei den Schiffswänden dürfte es sich - mit Ausnahme der Westwand - folglich um das Mauerwerk des ursprünglichen Kirchenbaus (Bau 1) aus der Zeit um 1100 handeln. Die Westwand wurde anlässlich der Sanierung in den Jahren 1951-1953 ersetzt. Aus dieser Zeit stammt auch der grossflächig innen und aussen angebrachte, zementhaltige Verputz.
Zur ersten Bauphase dürften auch die rundbogig geschlossene Lichtnische in der Südwand des Schiffs sowie der in diesem Bereich vorhandene Fugenmörtel in pietra rasa Technik mit Fugenstrich und darüber aufgesetzten, dekorativen Mörtelbändern gehören.
In der Etappe 2023 wurde auch das Fundament des heutigen, rechteckigen Chores partiell freigelegt. Gegen Westen stösst sein Mauerwerk an das von Bau 1. Die am Chorbogen vorhandene Inschrift 1659 ist gemäss Poeschel nicht das Erbauungsdatum des Chores, sie dürfte nur das später eingesetzte Gewölbe datieren. Als mögliches Baudatum der Chormauern verweist Poeschel auf das Jahr 1517, als es zur Vereinigung der Kirche San Romerio mit der Kirche Madonna di Tirano kam. In dieselbe Bauphase scheint auch der Bau des im Norden angefügten Turms zu gehören. Die Jahrringmessungen an einem Sturzholz des Eingangs vom Schiff in den Turm ergaben jedenfalls die Datierung 1515 (Kernholzdatierung) mit einem geschätzten Fälljahr im Zeitraum 1516-1520.
Ergebnisse von weiteren dendrochronologischen Untersuchungen werden 2024 folgen. Die Erbauungszeit des später hinzugefügten Südannex ist in der kommenden Etappe zu klären. Die in diesem als Ossuarium genutzten Raum aufgeschichteten Knochen wurden 2023 geborgen und sollen 2024 anthropologisch untersucht werden. Gemäss der ersten Begutachtung handelt es sich um mindestens 85 Individuen.
Die im Umfeld der Kirche im Jahr 2021 durchgeführten geophysikalischen Messungen ergaben eine halbrunde Struktur, die als mögliche Umfriedungsmauer der Kirche gedeutet wurde. Zur Prüfung dieser These wurde im nördlichen Aussenbereich eine ca. 1 × 1.8 m grosse Sondage angelegt. Sie ergab eine stark verstürzte Mauer von circa 70 cm Breite, wodurch die Interpretation der geophysikalischen Messungen bestätigt wurde.
Archäologische Funde: Glas, Münze, Hufnägel, Freskenfragmente.
Anthropologisches Material: Skelettteile von mindestens 85 Individuen.
Probenentnahmen: Materialprobe (Schicht), Mörtel-/Verputzproben, Holzkohle C14.
Datierung: archäologisch; historisch; dendrochronologisch (1515, Kernholzdatierung); C14. Hochmittelalter; Frühe Neuzeit, Neuzeit. - C14. BE-21730.1.1, 953 ± 17 BP, 1032-1156 AC, cal. 2 sigma; BE-21731.1.1, 941 ± 18 BP , 1037-1157 AC, cal. 2 sigma.
AD GR, Y. Alther.
Brusio GR, San Romerio
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Détail de la chronique
Commune
Brusio
Canton
GR
Lieu-dit
San Romerio
Coordonnées
E 2806366, N 1129131
Altitude
1800 m
Numéro de site cantonal
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Numéro d'intervention cantonal
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Nouveau site
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Prélèvements
bois/charbon de bois, échantillons de sédiments géoarchéologiques, autres
Analyses
14C, dendrochronologie
Institution
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Date de la découverte
--
Surface (m2)
8 m2
Date de début
24 juillet 2023
Date de fin
04 août 2023
Méthode de datation
14C, dendrochronologique, historique, archéologique
Auteur.e
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Année de publication
2024
Époques
Époque moderne, Époque contemporaine
Type de site
cultuel/religieux (édifice réligieux), cultuel/religieux (sanctuaire)
Type d'intervention
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Mobilier archéologique
verre, métal (monnaies/médailles), métal (pièce d'habillement), pierre (élément architectural (prélevé))
Os
squelettes humains
Matériel botanique
bois/charbon de bois
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