LK 1276, 2771 845/1 140 602. Höhe 1532m.
Datum der Grabung: 2.8.-12.8.2022.
Bibliografie zur Fundstelle: Poeschel, E. (1943) Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. 5, 412-419, Basel
Geplante Baubegleitung/Notgrabung (Bodenabtiefung, die eine Entfernung des Schuttes im Inneren der Kirche vorsah). Grösse der Grabung ca. 189 m².
Kirche, Gräber.
Nordöstlich von Casaccia in der Val Bregaglia, liegt auf einer kleinen Terrasse am Säumerweg über den Maloja die spätgotische Kirchenruine S. Gaudenzio. Es handelt sich um eine zwischen 1514-1518 erbaute Wallfahrtskirche mit dazugehörendem Hospiz und Friedhof. Die früheste urkundliche Erwähnung der Kirche findet sich im Churrätischen Reichsgutsurbar von 842/43. 1551 wurde die Kirche im Zuge eines Bildersturms durch reformierte Talbewohner verwüstet. Anschliessend wurde sie nur noch für Bestattungen genutzt. Ab 1738 wurde in einem neuen Friedhof im Dorf bestattet. Die Kirche verlor daraufhin ihre letzte Funktion und wurde ganz dem Verfall überlassen.
Im Inneren der Kirchenruine fand sich zuletzt eine Schuttanhäufung mit Vertiefung im Bereich des Mittelgangs. Da die Kirche bis anhin kaum archäologisch untersucht wurde, fehlten Angaben zum Bodenniveau bzw. Hinweise auf die historisch belegten Vorgängerbauten. Anlässlich der im Jahr 2009 in Angriff genommenen Kirchensanierung sollte als abschliessende Massnahme das Innenniveau angepasst werden, um die Ruine für diverse Anlässe nutzen zu können. Da dafür der Abtrag der Schuttschichten im Kirchenschiff vorgesehen war, legte der Archäologische Dienst Graubünden im Spätsommer 2022 fünf Sondierschnitte innerhalb des Schiffes an. Als ältester Befund konnte ein Mörtelgussboden im Süden des Kirchenschiffs gefasst werden, der an eine Ost-West verlaufende Mauer zieht (Abb. 89). Aufgrund des kleinen Ausschnitts lässt sich zur Ausdehnung des Raumes wenig aussagen. Die Radiokarbondatierung von Holzresten, welche direkt auf dem Boden auflagen, ergaben eine Zeitspanne vom 14. bis ins beginnende 15. Jh. Historische Quellen bezeugen eine Neuweihung der Kirche im Jahr 1359, welche möglicherweise mit einem Neubau im Zusammenhang steht. Bei dem gefassten Raum könnte es sich folglich um die baulichen Reste der niedergelegten Vorgängerkirche handeln.
Zur spätgotischen Phase sind die Reste eines weiteren Mörtelgussbodens in der Nordostecke des Kirchenschiffes, zu den Chorstufen hin, zu zählen (Abb. 89). Ursprünglich dürfte dieser Boden mindestens ein Drittel, wenn nicht gar die Gesamtheit des Kirchenschiffs eingenommen haben. Zwei Mauerfundamente nördlich des Chores bzw. in einer Nische im Kirchenschiff können wohl als Reste von zwei der insgesamt fünf historisch bezeugten, ebenso spätgotischen Altäre angesprochen werden. Unter dem Fundament des Seitenaltars an der nördlichen Chorschulter wurde zudem ein Kind bestattet.
Ein weiterer erwähnenswerter Befund ist ein gemauertes Grab, dessen Abdeckung jedoch fehlte (Abb. 89). Die dazugehörenden sterblichen Überreste konnten nicht gefasst werden, sie wurden wohl durch spätere Bestattungen verlagert. Die Oberkante dieser Gruft liegt ca. 10-15 cm unter dem Niveau des spätgotischen Mörtelgussbodens, welcher sich in diesem Bereich nur vage fassen liess. Sie dürfte zur spätgotischen Kirche gehören, möglicherweise handelt es sich um ein Stifter- oder Priestergrab.
In zwei weiteren Sondagen im Süden und im Nordwesten des Kirchenschiffs konnten mehrere geostete Körperbestattungen von Erwachsenen und Kindern gefasst werden. Die Gräber wurden in die spätgotischen Strukturen und Schuttschichten eingetieft und störten dabei auch das gemauerte Grab. Es ist anzunehmen, dass sie in die Zeitspanne zwischen 1551 und 1738 zu setzen sind. Schliesslich konnte noch ein 4 m langer, verstürzter Gurtbogenrest dokumentiert werden.
Aufgrund der Befunde, insbesondere der Bestattungen, wurde entschieden, nur die oberen 20-55 cm Schutt abzutragen, damit die darunterliegenden Strukturen und Gräber geschützt bleiben.
Archäologische Funde: Glas, Keramik, Holz.
Anthropologisches Material: Menschliche Skelette.
Probenentnahmen: Mörtelproben, C14-Proben (Knochen, Holz und Holzkohle).
Datierung: archäologisch; historisch; naturwissenschaftlich. Spätmittelalter bis Frühneuzeit. - C14. BE-20045.1.1, 581 ± 24 BP, 1306-1411 AD, cal. 2 sigma; BE-20023.1.1, 368 ± 27 BP , 1455-1632 AD , cal. 2 sigma.
AD GR, M. Casaulta.
Bregaglia GR, S. Gaudenzio
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Détail de la chronique
Commune
Bregaglia
Canton
GR
Lieu-dit
S. Gaudenzio
Coordonnées
E 2771845, N 1140602
Altitude
1532 m
Numéro de site cantonal
--
Numéro d'intervention cantonal
--
Nouveau site
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Prélèvements
bois/charbon de bois, os, échantillons de sédiments géoarchéologiques
Analyses
14C
Institution
--
Date de la découverte
--
Surface (m2)
189 m2
Date de début
02 août 2022
Date de fin
12 août 2022
Méthode de datation
14C, historique, archéologique
Auteur.e
--
Année de publication
2023
Époques
Époque moderne, Époque contemporaine, Moyen Âge
Type de site
cultuel/religieux (édifice réligieux), cultuel/religieux (sanctuaire), funéraire (groupe de tombes indéterminé), funéraire (tombe)
Type d'intervention
fouille (fouille de sauvetage/préventive)
Mobilier archéologique
verre, céramique, matériel organique (objet en bois)
Os
squelettes humains
Matériel botanique
bois/charbon de bois
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