LK 1091, 2683870 / 1247290. Höhe 413.50-427 m. Datum der Grabung: Oktober 2015-September 2016. Neue Fundstelle. Geplante Notgrabung (Erweiterung Kunsthaus). Grösse der Grabung 4300 m². Stadtbefestigung. Landwirtschafts- und Gewerbezone. Verkehrsweg.

Die vor Baubeginn bestehende Oberfläche war erst im 19. Jh. durch meterhohe Aufschüttungen im vormaligen Schanzenareal entstanden. Die Untersuchung der Stadtarchäologie Zürich erreichte in der Baugrube die anstehende Moräne in einer Tiefe von gegen 12 m. Das ursprüngliche Terrain war durch Sedimente von postglazialen Fliessgewässern und insbesondere des Wolfbaches geformt worden, der als dynamisches, Geschiebe führendes Gewässer das Gelände bis in jüngste Zeit prägte. Über den ältesten Ablagerungen beobachtete Abfolgen von Oberböden im Wechsel mit Schwemmsedimenten und Bachrinnen lassen Einflüsse des prähistorischen Menschen auf die Landschaft durch Brandrodungen und landwirtschaftliche Tätigkeiten erkennen. Es ergeben sich Fragestellungen zur Bewirtschaftung dieser ersten Geländeterrasse über dem Seebecken, im unmittelbaren Umland der prähistorischen Ufersiedlungen.
Die nachfolgenden anthropogenen Strukturen stammen aus dem Mittelalter. Das Areal lag ausserhalb der Stadtmauer. Ein dichtes System von Gruben unterschiedlicher Form, die zwischen zwei Bachläufen in das feine Sediment eingetieft und mit Kies verfüllt worden waren, ist in seiner Funktion nicht geklärt. Fragen bestehen auch im Fall des mit Steinen ausgekleideten «Grubenhauses», das eine zentrale Pfostenstellung aufwies. Das von historischen Plan- und Bilddokumenten bekannte «Judengässli» war im archäologischen Befund durch den Strassenkörper und die seitlichen Drainage-Gräben mit Resten der Staketenzäune gut fassbar. Im Bereich des Fussweges fand sich eine bemerkenswerte Menge verschiedenartiger Metallobjekte aus Buntmetall (Messing) und Eisen, darunter Gürtel- und Schuhbestandteile, ein Zierknopf Tafelmesser, Kettchen, Münzen und Tuchplomben. Die weitere Bearbeitung wird der Frage nachzugehen haben, ob es sich dabei um Verlustfunde handelt oder um Teile eines (beim Schanzenbau?) umgelagerten Depots. Vom mittelalterlichen Friedhof der Zürcher Juden, der sich gemäss der schriftlichen Überlieferung bis in die 1. Hälfte des 15. Jh. auf dem Areal befunden haben könnte, fanden sich bei der Ausgrabung keine Spuren. Der sorgfältigen Sondage nach diesen Resten wurde höchste Priorität eingeräumt; sie bestimmte die Vorgehensweise und die Team-Organisation der Archäologie von Beginn der Planung an.
In den Jahren nach 1644 wurde das Gelände durch den Bau der barocken Stadtbefestigung stark umgestaltet. Im Bauperimeter freigelegt wurden ein 65 m langes Stück der Kurtinenmauer zwischen Rämi- und St. Anna-Bastion mit dem zugehörigen Stadttörchen, der Hottingerporte, sowie die Reste zweier Wälle und der vorgelagerte Graben. Die Schauseite der Mauer bestand aus Sandsteinquadern, die Fundation aus einem Holzrost mit weniger Pfählen. Der über dem kanalisierten Wolfbach verlaufende Durchgang in die Stadt wurde im Bereich der Wälle durch in Ansätzen erhaltene Gewölbe geführt und war im Zwischenwallbereich von zwei Wachhäuschen flankiert. Die nach 1834 einsetzenden Abbrucharbeiten liessen die Schanzenmauer auf einer Höhe von bis zu 6 m stehen. Zumindest teilweise bedingt war dies durch das 3 m hohe Sediment, mit dem der Wolfbach den Graben allmählich auffüllte. Ein ovales Rückhaltebecken sollte in den folgenden Jahrzehnten helfen, die Hochwasser und Geschiebemenge des Baches zu regulieren. Auf dem aufgeschütteten Gelände wurden Sporreinrichtungen für die 1842 eröffnete Kantonsschule erstellt.

Grabungsleitung: Manuel Zürcher, Julia Bucher, Simon Hardmeier. Geoarchäologischer Bericht: David Brönnimann, IPNA Basel. Amt für Städtebau Zürich, Archäologie, A. Motschi.