LK 1091, 2683185 / 1247250. Höhe 406-410 m
Datum der Grabung: Juli-Oktober 2015.

Neue Fundstelle
Geplante Notgrabung (Kanalisationssanierung, Belagserneuerung). Grösse der Grabung 120 m².
Siedlung. Depot?
Trotz beträchtlicher Störungen durch die bestehenden Leitungen erbrachte die am Westabhang unterhalb der St.-Peter-Kirche gelegene Untersuchung mit ihrer über 4 m hohen Schichtabfolge zahlreiche neue Erkenntnisse. Sie betreffen eine bisher wenig bekannte Siedlungszone zwischen dem südlich gelegenen Münsterhof und dem Fuss des seit der Spätlatènezeit besiedelten Moränenhügels, der den Lindenhof als höchste Erhebung trägt. Der untere Grabungsbereich reichte in spätglaziale Sedimente, die von einer holozänen Bodenbildung bei stabil tief liegendem Seepegel überprägt worden waren. Als frühester Eingriff des Menschen fassbar war eine darin eingearbeitete, bis zu 1 m tiefe Graben- oder Kanalstruktur, die zumindest zeitweilig Wasser geführt hatte. Auf ihrer Sohle fand sich eine verkehrt (intentionell?) deponierte Keramikschale, die in die Spätbronzezeit weist. Auenlehmartige Ablagerungen mit zahlreichen pflanzlichen Resten sprechen dafür, dass dieser Kanal Wasser mit variierender Fliesskraft führte und dazwischen wahrscheinlich mehrfach trocken gefallen war. Die aufliegende, torfartige Schwemmschicht, die sehr viele Hölzer und weitere pflanzliche Reste enthielt, ist ein Indikator für wiederholte Seehochstände. Erste, an Baumzweigen gewonnene C14-Daten weisen in die Spätbronze- und frühe Eisenzeit.

Eine mit Steinen ausgekleidete Grube belegt die Siedlungstätigkeit in der Randzone des römischen Vicus. Grossflächiger beobachten liessen sich tiefgreifende Erdarbeiten an der Geländeoberfläche sowie eine bemerkenswerte Ansammlung von grösseren Tuffsteinblöcken. Die Schichtkomplexe indizieren zur Zeit des Vicus einen vergleichsweise tief liegenden Seepegel bei erneutem Wiederanstieg in spätrömischer Zeit. Ein homogener, stark siltiger Lehm lässt sich mit der im Fraumünsterquartier und auf dem Münsterhof festgestellten, frühmittelalterlichen «Siltschicht» gleichsetzen, eine im See bei tendenziell hohem Wasserstand sedimentierte Feinfracht der Sihl. Die folgenden, mächtigen und fundreichen Aufschüttungen bildeten den Untergrund für die unbebaute Grünzone innerhalb der ummauerten Stadt, die uns in den frühesten Bild- und Plandokumenten entgegentritt. Ihren endgültigen Verlauf und eine geschlossene Bebauung erhielt die Zeugwartgasse erst am Ende des 19. Jh.

Örtliche Grabungsleitung: M. Zürcher, Zürich; Bearbeitung prähistorische Keramik: J. Bucher, Zürich; geoarchäologische Untersuchung und Bericht: D. Brönnimann, IPNA Basel.
Datierung: archäologisch. Spätbronzezeit; Hallstattzeit; Römische Zeit. - C14.
Amt für Städtebau der Stadt Zürich, Archäologie, A. Motschi.