LK 1165,575 487/197 421. Höhe 460 m.
Datum der Grabung: Mai-August 2013.
Bibliografie: H. Schöpfer, Der Seebezirk II. KDM 95, Kanton Freiburg V, 49-64. Basel 2000; D. de Raemy, Châteaux, donjons et grandes tours dans les Etats de Savoie (1230-1330). Un modèle: le château d'Yverdon. CAR 98-99, 156.160. Lausanne 2004; FHA 1,1999,62.

Geplante Bauuntersuchung (Analyse im Zuge der Turmsanierung). Grösse der Grabung 450 m².
Stadtbefestigung. Bei der baubegleitenden Analyse wurden u.a. verschiedene Umbauten am Turm nachgewiesen, die mit historischen Ereignissen in Zusammenhang zu bringen sind (Abb. 44). Nach dem Tod des letzten Zähringers Berchtold V. fiel Murten zurück ans Reich und Konrad IV. gab 1238 den Auftrag, eine Stadtbefestigung zu errichten. Reste dieser ersten, aus Kieseln errichteten Mauer finden sich beidseits des Roten Turms, in den untersten Bereichen.
Die Bauzeit des Turms selbst fällt gemäss Dendrodatierung ins Jahre 1352 und somit in die Herrschaft des savoyischen Grafen Amadeus VI. Da in dieser Zeit keine kriegerischen Auseinandersetzungen zu erwarten waren, konnte der für den Turmbau notwendige Teilabriss der Stadtmauer erfolgen. Entgegen früheren Annahmen und obwohl unterschiedliche Baumaterialien eine Mehrphasigkeit suggerieren, wurde der Turm in einem Zuge erbaut. Er musste in seinem ursprünglichen Zustand noch trutziger gewirkt haben als heute. Neben dem rundbogigen Hocheingang auf Stadtseite war er auf der Feldseite mit nur zwei übereinander liegenden Kreuzschartenfenstern und je einem weiteren an der West- und Ostfassade versehen.
Die Spuren des Stadtbrandes von 1416 sind auf den ältesten Partien der Stadtmauer und auf der zur Stadt zugewandten Turmfassade gut erkennbar, die Brandrötungen am Turm wurden 1914 bei einem Verputzauftrag jedoch grösstenteils überdeckt. Am Turm finden sich zudem mehrere Reparaturstellen, die von der Belagerung durch die Burgunder im Jahre 1476 zeugen. Auch die Neuerrichtung ganzer Abschnitte der Umfassung sind Folgen dieser Geschehnisse. Östlich des Turms wurde in der 2. Hälfte des 15. Jh. ein Teil der Ringmauer abgebrochen und mit einem Sandsteinquaderwerk ersetzt. Der Mauerabschnitt westlich des Turms wurde später, ab 1504, fast gänzlich neu gebaut.
Im Jahre 1523 wurde im Osten des Turmes im Zusammenhang mit dem Bau des Schaalturms ein Abschnitt der Stadtmauer innen und außen aufgedoppelt; an den Mauerkanten sind diese Verstärkungen gut sichtbar. Die Errichtung des Turms hatte zudem verschiedene bauliche Anpassungen des Wehrgangs zur Folge: So wurden im 2. Stock des Roten Turms zwei Öffnungen in Richtung Wehrgänge ausgebrochen und gleichzeitig an der Ostseite mehrere Zinnenlücken vermauert sowie im 1. Stock die Ost- und Westmauer mit je einer Schlüsselscharte versehen. Im 17. Jh. fanden Renovationen statt, die u.a. den Einbau neuer Bodenbalken im Zinnengeschoss (dendrodatiert 1638) umfassten. Im Rahmen derselben Arbeiten wurden vermutlich die Scharten im 2. Stock erweitert. Zwar liegt vom heutigen Dachwerk noch keine dendrochronologische Datierung vor, doch könnte dessen Bau ebenfalls in dieser Zeit erfolgt sein. Noch jünger, wohl erst nach 1800, sind die Zumauerung aller Scharten im 1. Stock und die Umwandlung des westlichen Durchlasses zum Wehrgang in ein Fenster.
Im Verlauf seiner Geschichte erlebte der Turm mehrere Namenswechsel. Kurz nach seinem Bau als 'Neuer Turm' bezeichnet, nannte man ihn nach dem Stadtbrand von 1416 aufgrund seiner Brandrötung 'Roter Turm'. Der Name 'Hexenturm' ist erst ab 1833 überliefert und wohl als Metapher für ein Gefängnis zu verstehen. Es ist gut möglich, dass die oben beschriebenen Zumauerungen im 1. Stock mit einer solchen Funktion in Zusammenhang stehen.

Datierung: archäologisch, historisch, dendrochronologisch. AAFR, Ch. Kündig.