LK 1112, 2704 180/1232710. Höhe 408 m.
Datum der Grabung: 21.9.-23.12.2015.
Bibliografie zur Fundstelle: R. Ackermann, Der römische Vicus von Kempraten, Rapperswil-Jona. Neubetrachtung anhand der Ausgrabungen Fluhstrasse 6-10 (2005-2006). Archäologie im Kanton St. Gallen 1. St. Gallen 2013; JbAS 92, 2009, 307f.; 98, 2015, 221 f.
Geplante Notgrabung (Ersatzneubauprojekt). Grösse der Grabung 1100 m². Siedlung.

Die durch ein Bauprojekt ausgelöste Flächengrabung im Vicusbereich schliesst nördlich an die 2008 erfolgte Teilausgrabung der Parz. 1076 an. Seit damals ist ein nach Norden über die Parzellengrenze hinausreichender Steinbau bekannt. Das Areal liegt wohl nur wenige Meter vom antiken Seeufer entfernt, in der Nähe des postulierten Hafens. Die zwei abgebrochenen Mehrfamilienhäuser aus den 1950er-Jahren haben den Befund mitunter stark gestört, sodass - wenn überhaupt - nur noch zwischen den Streifenfundamenten Strukturen erhalten waren. Auch im ehemaligen Gartenbereich wurde, wie schon 2008, keine eigentliche Schichterhaltung mehr festgestellt. Vielmehr handelte es sich um einen fundführenden Reduktionshorizont, unter dem sich nur noch eingetiefte archäologische Strukturen abzeichneten.
Entlang der nördlichen Grabungsgrenze wurde auf der gesamten Länge ein in römischer Zeit aktiver Bachlauf freigelegt. Das Bett war nach und nach mit Schutt verfüllt worden. Ob damit das Gewässer nur nach Norden abgedrängt oder gar umgeleitet worden war, ist aufgrund des Ausschnittes nicht zu beurteilen. Aus dem Reduktionshorizont über den Bachverfüllungen stammt ein Fragment einer Formschüssel zur Produktion von Schüsseln Drag. 37, welche einen bislang unter der helvetischen Sigillata unbekannten Eierstab trägt. Ein zweites, wohl zugehöriges Fragment kam in modern umgelagertem Kontext im Süden der Grabung zutage.
Der Fund einer Gussform aus Sandstein für Armbänder zeugt von einer Buntmetallwerkstatt. Im Bereich des aufgefüllten Bachbettes wurden drei Töpferöfen angelegt, deren Produktion wohl ins 2. Jh. datiert. Sie waren aus Leistenziegeln aufgebaut. Zwei sind nur noch fragmentarisch erhalten. Vom dritten ist der Grundriss hingegen vollständig. Seine Sohle war mit Sandsteinplatten ausgelegt. Ebenfalls aus Sandsteinen war die Zungenmauer konstruiert. Im weiteren Aufbau fanden ausserdem Lehmziegel Verwendung.
In der südlichen Parzellenhälfte wurden die Reste des bereits 2008 angeschnittenen Steingebäudes freigelegt. Allerdings war es durch die moderne Bebauung (Gebäude und Öltanks) stark gestört. Es ist deshalb unklar, ob das Gebäude bis zu einem ausgeraubten Mauerfundament entlang der westlichen Grabungsgrenze gereicht hatte.
Ein gemauerter Keller (2.8 × 2.2 m), der wegen der schlechten Erhaltung als isoliert gedeutet werden muss, ist nicht genau datierbar. Sollte er römisch sein, wäre er der erste Keller aus dem antiken Kempraten überhaupt. Wie schon 2008 wurden weitere früh-/hochmittelalterliche Grubenhäuser dokumentiert. Die Fundarmut verunmöglicht eine Datierung.

Archäologische Funde: Keramik, Metallfunde, Münzen, Glas.
Faunistisches Material: Tierknochen, unbearbeitet.
Probenentnahmen: Mikromorphologie, Mörtel, Archäobiologie C14, unbearbeitet.
Datierung: archäologisch. 1.-4. Jh. n.Chr.; 7.-12. Jh. n.Chr.
KA SG, R. Ackermann und H. Flück.