LK 1112, 2704645 / 1232530. Höhe 415 m.
Datum der Grabung: 4.4.-16.12.2016.
Bibliografie zur Fundstelle: JbAS 99, 2016, 205f.; R. Ackermann, Der römische Vicus von Kempraten, Rapperswil-Jona. Neubetrachtung anhand der Ausgrabungen Fluhstrasse 6-10 (2005-2006). Archäologie im Kanton St. Gallen 1. St. Gallen 2013; G. Matter, Jona SG, Kempraten, Parzelle 4239, Grabung 2002. Ein repräsentativer Architekturkomplex im Zentrum des römischen Vicus Kempraten, JbSGUF 86, 2003, 178-185; M.P. Schindler, Das Frühmittelalter im Raum Rapperswil-Jona. Alte Funde - Alte und neue Ausgrabungen - Neue Erkenntnisse. Neujahrsblatt des Historischen Vereins des Kantons St. Gallen 147, 2007, 84-117.
Geplante Rettungsgrabung (Neubauprojekt). Grösse der Ausgrabung 265 m².
Siedlung. Gräber.
Aufgrund der Befundsituation in den Baggersondagen vom Frühjahr 2015 wurde die vom Ersatzneubau betroffene Fläche vollständig ausgegraben. Die Parzelle liegt unmittelbar südlich des Forums (Archäologischer Park Meienbergstrasse). Insgesamt wurden die rückwärtigen Partien einer mehrphasigen Bebauung freigelegt, welche sich an der Strasse Chur-Zürich orientierte.
Die Gebäude waren zunächst als Holzbauten errichtet worden. Mehrere Balkengräbchen dokumentieren möglicherweise zwei Bauphasen. Die Grundrisse bleiben allerdings fragmentarisch und sind wegen der grossen Distanz zur römischen Strasse schwer zu rekonstruieren.
Auch die neun Gruben im Hinterhofbereich waren in der Holzbauphase ausgehoben und genutzt worden. Sie sind alle als typische Hinterhofgruben zu römischen Streifenhausbauten zu werten und dürften vorwiegend als Latrinen und Keller zu deuten sein. Bemerkenswert ist dabei der Fund von rund 75 Austernschalen, wohl die Überreste eines Banketts, in einer Latrine. Einzelne Gruben dürften hingegen der Kiesgewinnung gedient haben.
Im 2. Jh. wurden die Gebäude nach einem Brandereignis, wie es scheint unter Beibehaltung der Parzellierung, in Stein- oder Mischbauweise neu errichtet. Ergraben wurden massive Mauern und Mauerfundamente von insgesamt drei Gebäuden sowie einige sehr gut erhaltene Mörtelböden. Bei zwei Gebäuden konnte eine Breite von knapp 15 m und eine Länge von rund 45 m ermittelt werden. Vom nördlichen wurde nur die südliche Aussenmauer freigelegt. Das mittlere Gebäude wies in der ersten Phase einen monumentalen Eingang zum Hinterhof auf. Davon zeugen zwei rund 0.8 x 0.8 x 0.6 m messende Steinsockel mit Passmarken für Säulen. Bruchstücke einer wohl zugehörigen Säulenbasis und eines Kapitells tuskanischer Ordnung stammen aus dem Abbruchschutt dieser Bauphase. Später wurden zwei Gebäude um eine Raumzeile nach Osten erweitert. Dazu wurde beim mittleren Gebäude eine Aufschüttung aus Abbruchschutt einer Thermeneinrichtung (Terrazzomörtel- und Wandverputzschutt) eingebracht. Beide Gebäude wiesen zudem im Innern Umbauten mit veränderten Raumaufteilungen auf. Auf eine späte Nachnutzung des südlichen deutet eine nachträglich in den Mörtelboden eingebaute Feuerstelle aus vier Leistenziegeln hin.
Neben einem römischen Grab eines Neugeborenen wurden im Bereich des mittleren Gebäudes Überreste von fünf frühmittelalterlichen, wohl beigabenlosen Körpergräbern aufgedeckt. Sie datieren nach Ausweis der C14-Analysen ins 7. und 8. Jh. Unter dem jüngeren Fundmaterial fällt das fragmentierte Siegelpetschaft des Walther von Aarwangen, wohl benutzt bis maximal 1298, auf (Abb. 57).
Archäologische Funde: Keramik, Glas, Eisen, Buntmetall, Lavez, Architekturelemente. Anthropologisches Material: 6 Skelette (bearbeitet). Faunistisches Material: Tierknochen, Austernschalen (teilweise bearbeitet). Probenentnahmen: Skelette für C14, Mikromorphologie, Mörtelproben, Holzproben, botanische Proben, bearbeitet/unbearbeitet. Datierung: archäologisch. 1.-4. Jh.; 7./8. Jh. - C14. KA SG, H. Flück, I. Kos und R. Ackermann.
Rapperswil-Jona SG, Kempraten, Meienbergstrasse 6
Consulter le PDF original
Détail de la chronique
Commune
Rapperswil-Jona
Canton
SG
Lieu-dit
Kempraten, Meienbergstrasse 6
Coordonnées
E 2704645, N 1232530
Altitude
415 m
Numéro de site cantonal
--
Numéro d'intervention cantonal
--
Nouveau site
--
Prélèvements
bois/charbon de bois, os, restes botaniques, échantillons de sédiments géoarchéologiques
Analyses
14C, micromorphologie
Institution
--
Date de la découverte
--
Surface (m2)
265 m2
Date de début
04 avril 2016
Date de fin
16 décembre 2016
Méthode de datation
14C
Auteur.e
--
Année de publication
2017
Époques
Empire romain, Moyen Âge
Type de site
habitat, funéraire (groupe de tombes indéterminé), funéraire (tombe)
Type d'intervention
fouille
Mobilier archéologique
céramique, verre, métal, pierre, pierre (élément architectural (prélevé))
Os
squelettes humains, ossement d'animaux isolés
Matériel botanique
bois/charbon de bois, autres
×