LK 1166, 2602 100/1196200. Höhe 564 m.
Datum der Grabung: 9.1.-12.5. und 30.8.-22.12.2017. Wird voraussichtlich bis Ende 2018 fortgesetzt.
Bibliografie zur Fundstelle: M. Ramstein, Kehrsatz, Breitenacher. Ein frühbronzezeitliches Siedlungareal. ArchBE 2012, 62-65; Y. Mamin/R. Gubler, Kehrsatz, Breitenacher. Ein mittelbronzezeitliches Dorf am Fuss des Gurtens. ArchBE 2017, 70-75; JbAS 100, 2017, 202.
Geplante Notgrabung (Bau eines Kreisels, Gewerbe- und Wohnüberbauung). Grösse der Grabung 2017 ca. 3500 m², Gesamtprojekt 15000 m².
Siedlung.

Seit 2015 wird auf dem Breitenacher nördlich von Kehrsatz eine bronzezeitliche Siedlung auf einer Geländeterrasse am Fusse des Gurtens untersucht. Wie in den Bereichen, welche in den Vorjahren ausgegraben worden waren, zeichnete sich auch in der Grabungsfläche 2017 eine lockere Bebauung mit Vorrats- und Pfostengruben ab. Mittlerweile lassen sich anhand zahlreicher Pfostengruben zwischen 25 und 35 Gebäude rekonstruieren.
Im südlichen Teil der neu ausgegrabenen Fläche bricht die Bebauung ab, bevor das bisher grösste Gebäude der Siedlung folgt. In Form von 20 Pfostengruben zeichnet sich ein zwei bis dreischiffiges Gebäude mit einer Grundfläche von 15 \times 6.2 m ab, welches möglicherweise eine innere Unterteilung aufweist. Am Südrand der Grabungsfläche wurde eine eventuell ältere Grube dokumenttiert, welche kleinteilige Silexabschläge enthielt. Ebenso befanden sich dort zwei Feuerstellen, sowie eine mit einer Steinsetzung überdeckte Grube, die eventuell auf eine Bestattung hinweist. Der oft diffuse archäologische Horizont wurde auf der gesamten südlichen Fläche beobachtet.
In der Mitte der Siedlung wurde ein grosser Quarzsandsteinblock freigelegt, welcher in eine Grube mit prähistorischen Schichtresten abgelegt worden war. Er weist keine Bearbeitungsspuren auf, wurde aber, wie die Befundsituation belegt, zweifellos zu einem noch unbekannten Zeitpunkt vom Menschen bewegt. Im nördlich anschliessenden Teil der neu ausgegrabenen Fläche charakterisieren zahlreiche Pfostengruben und viele Hitzesteine den archäologischen Horizont und deuten auf eine dichte Bebauung hin. Aufgrund sich überschneidender Gebäudegrundrisse können in diesem Bereich der Siedlung mehrere Bauphasen postuliert werden. Gegen Norden dünnen die Siedlungsspuren stark aus, und es folgt eine Aktivitätszone, in welcher zwei kleine Gebäude - möglicherweise Speicher - gestanden haben.
Die geringe Funddichte in diesem Bereich resultiert wohl daher, dass ein vom Gurten herabfliessender Bach sowie moderne landwirtschaftliche Tätigkeit die Deckschichten über der bronzezeitlichen Fundschicht stark erodiert haben.

Archäologische Funde: Keramik, Silex, Felsgestein, Buntmetall.
Faunistisches Material: Knochen, unbearbeitet.
Probenentnahmen: Holzkohle für C14, Sediment für Botanik und Mikromorphologie.
Datierung: archäologisch; C14. Mesolitikum; Neolithikum; Frühbronzezeit; Mittelalter; hauptsächlich Mittelbronzezeit.
ADB, Y. Mamin und R. Stapfer.