LK1047, 2611 124/1 267 475. Höhe 254-252.2 m.
Datum der Grabung: September 2020 - September 2021
Bibliografie zur Fundstelle: Matt, Ch. Ph. (2002) An der Schneidergasse. Archäologische Informationsstellen in der unteren Talstadt. Archäologische Denkmäler in Basel 3. Basel; Matt, Ch. Ph./Glaser C. (2002) 2000/43 Schneidergasse 28/Pfeffergässlein 7 (Haus zum Haupt). JbAB 2001, 59-61.
Ungeplante Notgrabung (Umbau/Sanierung dreier Liegenschaften). Größe der Grabung ca. 210 m².
Siedlung.

Der Umbau mit Sanierung der Liegenschaften Schneidergasse 24, Imbergässlein 5 und Pfeffergässlein 5 erforderte eine aufwendige Notgrabung. Insbesondere beim Aushub für den Fernwärmeanschluss, der über die Schneidergasse 26 erfolgte und anschließend auf rund 40 m durch die schmale, tiefe Altstadtparzelle führte, kamen zahlreiche intakte Schichten zutage. Die untersuchte Fläche lässt sich grob in zwei Teile unterscheiden: einen überdachten Teil im Bereich des Vorderhauses an der Schneidergasse 24 und den nicht gedeckten Innenhof in der Parzellenmitte.
Die untersten Schichten enthielten römische Leistenziegelfragmente und kleinfragmentierte Terra Sigillata-Scherben, die zusammen mit bei früheren Grabungen geborgenen Funden die Existenz einer römischen Siedlung im Mündungsbereich des Birsigtals belegen. Bemerkenswert ist der Fund eines - in diese römischen Straten eingetieften - Heizkanals unter dem späteren Vorderhaus. Die Bauweise des Heizkanals ist vergleichbar mit der auf dem Münsterhügel gefundenen Y-förmigen Kanalheizung (vgl. JbAS 93, 2010, 241). Allerdings ließ sich diese charakteristische Form an der Schneidergasse aufgrund des kleinen Aufschlusses und der Störung durch einen neuzeitlichen Kanal nicht nachweisen. Es könnte sich somit auch um die Reste eines Ofens handeln.
Der Heizkanal wurde aufgegeben, verfüllt und mit einem gelben Lehmstampfboden überdeckt. Holzkohlefragmente aus der Verfüllung des Heizkanals wurden mittels C14 datiert und ergaben für den Lehmboden einen terminus post quem ab dem 8./9. Jh. n. Chr.
Im nicht überdachten Innenhof wurde über einem Bauhorizont aus rötlichem Sandstein ein großflächiger Mörtelboden aufgeschlossen. Er liegt auf einer Rollierung aus Rheinwacken und weist an der Oberkante eine rötliche, aus Ziegelbruch bestehende Terrazzoschicht auf. Die nächsten Vergleiche aus Basel stammen aus der Römerzeit und spätromanischen Kirchenbauten. Aufgrund der Stratigrafie und C14-Datierung von Mikroholzkohle aus dem Mörtel (12./13. Jh.) handelt es sich jedoch um den Boden des ersten Steinbaus, der in einer Quelle von 1241 als «[...] domum que dicitur Steinchelre [...]» erstmals schriftlich belegt ist. Der Befund weist somit das für die hochmittelalterliche Bebauung gängige Schema eines in der Parzellenmitte stehenden Kernbaus auf, dem straßenseitig weitere Holzgebäude (im Befund als Reste von mehreren Lehmböden und Schwellbalken fassbar) vorgelagert waren. Spätestens nach dem Erdbeben von 1356 befand sich der Hauptbau dann an der Straße.
Mauerwerk und Dendrodaten zeigen, dass dieser Bau bis heute Bestand hat.
Von der wechselnden Geschichte des Hauses «Zum Steinkeller» ab dem Spätmittelalter zeugen insbesondere das umfangreiche Abwasserkanalsystem sowie die Reste von zwei Öfen im Innenhof. Sie gehören zu einer bereits seit den 2001 in der Nachbarparzelle erfolgten Grabungen bekannten Färberei, die zwischen der Mitte des 17. Jh. und 1837 von der Familie Preiswerk betrieben wurde.

Archäologische Funde: Keramik (römisch-Neuzeit), Baukeramik (römisch-Neuzeit), Münzen (unbestimmt), Eisen, Bronze, Glas.
Faunistisches Material: Tierknochen, noch unbestimmt.
Probenentnahmen: Sediment (Makroreste), Mikromorphologie, Holzkohle C14, Stein, Mörtel.
Datierung: archäologisch; historisch. Römisch - 20.Jh.; C14: 8./9. Jh., 12./13. Jh.; dendrochronologisch (Kantonale Denkmalpflege Basel-Stadt): 1392. C14. Beta-594721: 1170 ± 30 BP, 772-900 cal AD; Beta-59722: 830 ± 30 BP, 1166-1268 cal AD; Beta-594723: 1200 ± 30 BP, 770-894 cal AD; Beta-594724: 790 330 BP, 1214-1280 cal AD.
ABBS, S. Billo.