LK 1239, 2828826/1165401. Höhe 1396 m.
Datum der Grabung: 20.4.-12.6.2015.
Neue Fundstelle.
Bibliografie zur Fundstelle: J.G. Mayer, Ein vergessenes Kloster und Hospiz im bündnerischen Münstertale. Anzeiger für Schweizerische Geschichte 9, 1904, 247-252; E. Poeschel, Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden. Band V, 384. Basel 1943.
Geplante Notgrabung (Neubau Einfamilienhaus mit Atelier). Größe der Grabung 400 m².
Sakralbau. Friedhof.

Aus historischen Quellen ist bekannt, dass der Priester Johannes de Grava aus Müstair im Jahre 1228 in der Flur Sonch Antöni (= Heiliger Antonius) ein Grundstück erworben hatte, um darauf eine Marien-Kapelle und ein Hospiz zu errichten. De Grava wurde 1233 zum Abt der hiesigen, nach den Regeln der Augustiner Chorherren lebenden klösterlichen Gemeinschaft gewählt. Die spärlich vorhandenen Urkunden belegen, dass das Kloster und das Hospiz nicht allzu lange Bestand hatten. Die letzte schriftliche Nennung stammt bereits aus dem Jahr 1239. Die Kapelle selbst wird im Verlauf der Geschichte hingegen noch öfter erwähnt. So war die Anlage als «Sancta Maria Magdalena» samt Einsiedlerklause am Ende des 14. Jh. dem Kloster Müstair zugehörig, im frühen 17. Jh. allerdings dem Hl. Antonius geweiht. Während der Bündner Wirren wurde das Gotteshaus schließlich 1635 von österreichischen Soldaten unter Baron Fernamont zerstört. Bei einer Visitation wenige Jahre später sollen nur noch Ruinen zu sehen gewesen sein, die im Verlauf der Jahrhunderte vollständig im Boden verschwanden. Geblieben ist nur der Flurname.
Im Zuge des Neubaus zeichneten sich bereits beim Abhumusieren erste Mauerzüge im Gelände ab. Die in weiterer Folge eingeleitete Rettungsgrabung brachte einen einschiffigen Kapellenbau mit einem im Süden angrenzenden, in den Hang eingetieften weiteren Raum zu Tage. Der Sakralbau weist einen rechteckigen, rund 9 × 4.2 m messenden Grundriss auf. An der Ostwand wurden die Reste eines steingemauerten Altars gefasst. Für den Chorbereich ist eine Überwölbung in Form eines einfachen Tonnengewölbes nachgewiesen. Der Zugang zur Kapelle erfolgte über ein zentrales Portal im Westen. Über eine später verschlossene Türöffnung in der Südwand gelangte man in den parallel zur Kirche angelegten und annähernd gleich großen Nebenraum. Da er bereits in das Nachbargrundstück reichte und von den Baumaßnahmen nicht weiter betroffen war, musste er nicht zur Gänze freigelegt werden. Westlich des Kirchen-/Hospizkomplexes wurde zudem ein Friedhofsareal mit mindestens 31 Körperbestattungen dokumentiert. Da einige der Grablegungen durch Nachbestattungen gestört waren und die anthropologischen Untersuchungen noch ausstehen, muss die Frage nach der genauen Individuenzahl vorerst unbeantwortet bleiben. Bemerkenswert sind eine Dreifachbestattung im äußersten Westen des Areals sowie eine weitere Sonderbestattung in einer steingemauerten Gruft, welche südlich des Haupteingangs parallel zur Westfassade in den Boden eingelassen war.
Nach Abschluss der Ausgrabung mussten jene Baureste, die direkt vom Neubau tangiert wurden, in Absprache mit dem Archäologischen Dienst abgebrochen werden. Der größere Teil der Ruine - darunter der Chorbereich samt Altar und zugemauertem Eingang in der Südwand sowie große Teile des südlichen Raums wurde mit Geotextil geschützt und wieder zugeschüttet.

Archäologische Funde: Gefäßkeramik, Glas, Münzen, Freskenfragmente.
Anthropologisches Material: Skelettteile von mindestens 31 Individuen.
Probenentnahmen: Materialproben (Schichten), Profilkolonne Mörtel-/Verputzproben, Holzkohle (C14).
Datierung: archäologisch; historisch. Spätmittelalter; Frühe Neuzeit.
AD GR, Ch. Walser