LK 1072, 692 800/264 700. Höhe ca. 420 m.
Datum der Grabung: März-Dezember 1990.
Bibliographie zur Fundstelle: JbSGUF 73, 1990, 215-217; AS 13, 3, 1990, 124-135 (mit älterer Literatur).
Geplante Notgrabung (Gesamtüberbauung). Grösse der Grabung ca. 1800 m².
Gutshof; bekannte Länge des ummauerten Areals total ca. 340 m, Breite der pars rustica 132 m, Breite der pars urbana 113 m.
Im Verlauf der diesjährigen, der fünften Kampagne, konnte der Grundriss des steingebauten Gutshofes vervollständigt werden. Ausgegraben wurde der Ostteil von Bau 25 und die Flächen südlich und östlich davon (Abb. 27). Eine weitere Grabungsstelle lag an der Nordwestecke des Herrenhauses (Bau 20). Hier ging es vor allem darum, den Grundriss des aus Holz erbauten ersten Herrenhauses weiter abzuklären. Zur Zeit (Oktober 1990) liegen noch keine definitiven Resultate dazu vor. Ferner mussten wir längs durch das Herrenhaus von West nach Ost einen Sondierschnitt anlegen, um abzuklären, ob ein hier geplanter künstlicher Bachlauf überhaupt angelegt werden kann.
1990 waren die Ausgrabungen in Bau 25 (NE-Ecke der pars urbana) besonders ergiebig. Es waren noch etwa zwei Drittel des Gebäudes zu untersuchen. Dabei stellte sich heraus, dass die äußere Raumgruppe an mehreren Stellen durch Holzfachwerkwände unterteilt war. In den so entstandenen Räumen lassen sich Nutzungsunterschiede durch das Vorhandensein oder Fehlen von «Kulturschichten» feststellen. Zu den verschiedenen Feuerstellen im Westteil treten weitere im Ostteil hinzu, dazu eine weitere große Herdstelle im zentralen Raum. Trotz der offensichtlich intensiven Nutzung ist die Fundmenge aus den eigentlichen Benützungsschichten relativ gering; ergiebiger waren verschiedene Gruben innerhalb des Gebäudes. Eine beträchtliche Zahl von Funden gibt es aus der letzten Benutzungsschicht und der darüberliegenden, massiven Zerstörungsschicht.
In die östlich an Bau 25 anschließende Umfassungsmauer der pars rustica war ein Durchlass eingebaut (Bau 59). Es handelt sich um eine seltsam anmutende, fast megalithisch wirkende Konstruktion aus vier großen Steinen; zwei dienten, quer zur Mauerachse gelegt, als Torwangen, darunter lagen wie Schwellen zwei lange, im Querschnitt flachovale Steine in der Mauerachse. Trotz dieser massiven Konstruktion hatte der Durchgang nur knapp einen Meter lichte Weite, war also mit Wagen nicht passierbar.
Ein besonders überraschender Befund war die mit einem kurzen Winkelstück an die Südostecke der pars rustica angebaute, gegen Osten führende Mauer 97. Mehrere Sondierungen in der Mauerflucht ergaben, dass die Mauer über die von uns zu untersuchende Parzelle weiter gegen Osten verlaufen musste. Durch geoelektrische Messungen in der anschließenden Parzelle konnte der weitere Verlauf abgeklärt werden: Die Mauer knickt nach etwa 100 m gegen Norden ab. Zusammen mit der seit 1988 bekannten Mauer 96 lässt sich daraus mit einiger Wahrscheinlichkeit ein schiefwinkliger, ummauerter Annex von beträchtlichen Ausmaßen rekonstruieren (ca. 100 × 100 m). Leider ist das meiste davon unbeobachtet zerstört worden, weil niemand damit gerechnet hat, dass so weit östlich des eigentlichen Gutshofareals noch Baureste vorhanden sein könnten.
Die 1989 in einer Sondierung vergeblich gesuchte Ostumfriedung der pars urbana konnte dieses Jahr gefasst werden. Sie verläuft symmetrisch zur westlichen Mauer auf die Südostecke von Bau 25 zu. In ihr fand sich ein kleiner Zugang zum Gutshofareal (Bau 28), bestehend aus zwei T-förmigen Wangen, die einen Durchgang von etwa 1,7 m Weite flankieren. Etwas östlich davon kam ein isoliertes Brandgrab aus römischer Zeit zutage. Der Leichenbrand war in einem Kochtopf beigesetzt worden.
Aufgrund der bisherigen Ausgrabungen, der erwähnten Sondierung, der geoelektrischen Messungen von J. Lekkebusch sowie des publizierten Teilplans von 1780 (wieder abgedruckt in AS 13, 1990, 125, Abb. 2) kann der Grundriss des Herrenhauses nunmehr auch ohne flächenhafte Freilegung einigermaßen zuverlässig rekonstruiert werden. Es handelt sich um einen kompakt wirkenden Bau von ca. 48 × 31 m. An der Südseite ist eine langgestreckte, vermutlich Portikus-artige Anlage angebaut, die mit der Westseite an das Badegebäude (Bau 21) anstößt. Das östliche Ende liegt außerhalb des untersuchten Areals. Das Herrenhaus weist zwei mit Pfeilern (für Blendarkaden?) versehene Eckrisaliten (ER) auf. Dazwischen liegt ein dreiseitig umschlossener Hof, der sich gegen Norden öffnet. Er war vermutlich von einer Portikus umgeben und gegenüber dem Vorplatz erhöht. Auf der Mittelachse führte wahrscheinlich eine Freitreppe zum höher gelegenen Hofniveau. Anzeichen deuten daraufhin, dass der Hof großflächig mit einem Mörtelbelag versehen war. Diese zugegebenermaßen hypothetische Rekonstruktion vermag immerhin den Sinn der beiden aus der Nordfront austretenden Abwasserkanäle zu erklären, die vordem schwer interpretierbar waren (Abführen des Dachwassers und Entwässerung des Hofes). Der südliche Teil des Gebäudes diente als Wohntrakt. Die erwähnte Sondierung ergab eine recht kleinräumige Einteilung. In einigen Räumen fanden sich teilweise gut erhaltene Mörtelböden; die Wände waren z.T. mit bemaltem Verputz versehen. Die bisher gefundenen Verputzreste (teilweise in situ) lassen auf meist einfache, großflächige Panneau-Malereien schließen.
Wie vermutet, ist die Ruine des Herrenhauses durch die Ausgrabungen von 1780 stark in Mitleidenschaft gezogen. Besonders Raum- und Mauerecken sind von Zerstörungen betroffen - hier wurde offenbar bevorzugt nach „Schätzen“ gesucht (vgl. die Ausführungen in AS 13, 1990, 124 f.).
Diese nach jetzigem Stand des Projekts letzte Grabungskampagne in Neftenbach hat uns die noch ausstehenden Befunde zum vollständigen Umriss des Gutshofes geliefert - mit Ausnahme des Nordabschlusses der pars rustica. Ob sich dieser Bereich noch je erforschen lässt, ist ungewiss, denn darüber steht ein Teil des alten Dorfkerns von Neftenbach. Die gegen Norden ohnehin immer dürftigeren Spuren sind wohl weitgehend zerstört, nicht zuletzt vermutlich durch den Näfbach, der heute in diesem Bereich in einer Senke quer durch das mutmaßliche Gutshofareal fließt. Unausgegraben bleibt der Südteil der pars urbana (Herrenhaus, Badegebäude), weil die betreffende Parzelle nicht überbaut werden wird.
Archäologische Kleinfunde: Keramik aller Art in großen Mengen, Münzen, Geräte aus Bronze und Eisen, Gläser, Baumaterialien, Schlacken usw.
Anthropologisches Material: Kindergräber innerhalb von oder bei Gebäuden, vier Brandgräber (Untersuchung im Gang, z.T. schon abgeschlossen).
Faunistisches Material: Tierknochen.
Probenentnahmen: große Anzahl botanische Proben (Untersuchung im Gang), geologische Proben (Untersuchung abgeschlossen).
Datierung: archäologisch. Ca. Mitte des 1. Jh. bis in die 2. Hälfte des 3. Jh.
Kantonsarchäologie Zürich, J. Rychener.
Neftenbach ZH, Steinmöri
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Détail de la chronique
Commune
Neftenbach
Canton
ZH
Lieu-dit
Steinmöri
Coordonnées
E 2692800, N 1264700
Altitude
420 m
Numéro de site cantonal
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Numéro d'intervention cantonal
--
Nouveau site
--
Prélèvements
restes botaniques, échantillons de sédiments géoarchéologiques
Analyses
--
Institution
--
Date de la découverte
--
Surface (m2)
1800 m2
Date de début
01 mars 1990
Date de fin
31 décembre 1990
Méthode de datation
archéologique
Auteur.e
--
Année de publication
1991
Époques
Empire romain
Type de site
habitat (ferme/établissement rural)
Type d'intervention
fouille (fouille de sauvetage/préventive)
Mobilier archéologique
céramique, métal (monnaies/médailles), métal, verre, pierre
Os
squelettes humains, ossement d'animaux isolés
Matériel botanique
autres
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