LK 1089, 651 230/248 960. Höhe 398 m.
Datum der Grabung: 29.3.-12.8.2005
Bibliographie zur Fundstelle: JbGPV 1965, 37-58; JbSGUF 86, 2003, 236 f.
Geplante Notgrabung (Arealüberbauung).
Grösse der Grabung 3000 m²
Industrieanlage.

Ältester zu den Ziegeleien gehörender Befund war ein Lehmestrich, welcher punktuell brandgerötete Stellen aufwies. Er wurde von einem Rechteckgräbchen, wohl der Traufgraben zu einem Pfostenbau, umfasst, dessen Grundriss noch unrekonstruiert ist. Ebenfalls zu einer frühen Benutzungsphase gehören aus übergrossen Hohlziegeln gesetzte Leitung (Überlauf einer vermutlich als Schlammsammler dienenden Mulde), ebenso zwei flache, quadratische Wannen von 4.3 m Seitenlänge und 20 cm Tiefe. Letztere nahmen, wie Negative von Unterzugsbalken und Vertiefungen für Pföstchen oder Klemmkeile belegen, wahrscheinlich einst Holzbecken auf. Pfostenstellungen weisen auf eine Überdachung hin. Die Anlagen dürften zum Aufbereiten (Schlämmen) des Tons gedient haben.
Später wurden die Leitungen und Becken mit bis zu 0.5 m Ziegelschutt und Lehm verfüllt und darüber ein Lehmestrich aufgebracht. Auf dem so vorbereiteten Areal wurden mindestens zwei Pfostenbauten errichtet (Abb. 26). Vom Bau im Westteil der Grabung, einem hallenartigen Gebäude, wurden wenige Pfosten gefasst. Zu dem Gebäude gehörte ein aus Leistenziegeln gesetztes Becken von 1.5 m Seitenlänge und knapp 50 cm (erhaltener) Tiefe.
Der herausragendste Befund ist eine mindestens 55 m lange und 18 m breite, offene Halle mit Boden aus gestampftem gelben Lehm. Die untersuchten Pfostengruben hatten einen Durchmesser von üblicherweise 90 cm und waren bis zu 1 m tief. Als Sohlen- und Keilsteine für die 25-40 cm starken, vierkantig zugehauenen Pfosten dienten Fehlbrände von Ziegeln und anderer Baukeramik sowie Ofenschutt. Die Zugehörigkeit der Pfosten zur Halle ist teilweise durch die Stratigraphie, teilweise ausschliesslich durch konstruktive Zusammenhänge (regelmässige Pfostenabstände) belegt. Alle Um- und Einbauten nahmen Rücksicht auf die bestehende Grundkonstruktion, ebenso eine aus Hohl- und Leistenziegeln gefügte Wasserleitung, welche die Halle quert. Der Bau diente wahrscheinlich als Werk- und Trocknungshalle für die Ziegel vor dem Brand.
Neben der Halle lagen zwei Becken, ein quadratisches von 4.6 m Seitenlänge und daneben ein rundes mit 5.7 m Durchmesser. Letzteres besass im Gegensatz zu Ersterem ein Dach. In beiden Anlagen belegen Negative von Unterzugsbalken einen hölzernen Einbau. Über eine noch als Gräbchen erkennbare Wasserleitung wurde das quadratische Becken mit Wasser versorgt.
Das Fundmaterial umfasst Ausschuss der Ziegel- und Baukeramikproduktion und Ofenschutt sowie ganz wenige Fragmente der ebenfalls in Hunzenschwil hergestellten Gefässkeramik. Herausragende Funde sind zwei Stirnziegel mit der Darstellung einer Theatermaske und des Jupiter Ammon (Abb. 27). Die zahlreichen gestempelten Leistenziegel nennen ausschliesslich die XXI. und die XI. Legion. Beide Typen kommen in den Befunden der Halle und der zugehörigen Becken vor; diese Bauten müssen also zwischen 70 und 101 n. Chr. errichtet worden sein. Die aufgrund der Stratigrafie als älter anzusprechendenen Befunde lieferten durchwegs Ziegel mit Stempeln der XXI. Legion. Ob allein dieses Indiz es erlaubt, die älteren Bauten in die Zeit der XXI. Legion zu datieren, scheint jedoch zweifelhaft: mindestens zu Beginn des Betriebs der Ziegeleien durch die XI. Legion wird noch einige Zeit lang ausschliesslich Ausschussware der XXI. Legion als Baumaterial zur Verfügung gestanden haben.
Es ergaben sich keine Hinweise darauf, dass die Ziegelei nach dem Abzug der XI. Legion weiter betrieben wurde.

Archäologische Kleinfunde: Ziegel (v.a. Fehlbrände und Ausschussware), Baukeramik, Gefässkeramik, Ofenschutt.
Probenentnahmen: Sediment.
Datierung: archäologisch. 2. Hälfte 1. Jh. n. Chr.
KA AG, A. Schaer, D. Wälchli und R. Glauser.