LK1115, 2756447/1231007. Höhe 465 m.
Datum der Grabung: 1.4.-11.12.2015.
Bibliografie zur Fundstelle: Hj. Frommelt (Red.) Die Ausgrabungen auf dem Kirchhügel von Bendern, Gemeinde Gamprin, Fürstentum Liechtenstein, Bd. 1-3. Triesen 2016.
Geplante Notgrabung (Umgestaltung des Friedhofs, Erweiterung mit Urnengräbern). Grösse der Grabung 130 m².
Friedhof. Einzelfund

Bereits zwischen 1968 und 1979 waren Teilbereiche des Kirchhügels von Bendern parallel zu Umbau- und Renovierungsmassnahmen archäologisch untersucht und dabei regional bedeutende Befunde zutage gefördert worden. Die im Jahr 2015 für die Neugestaltung des Friedhofs notwendigen Massnahmen hatten massive Bodeneingriffe zur Folge. Die Bedeutung des Orts und das Wissen um dessen Jahrtausende alte Geschichte machten eine Begleitung der Bauarbeiten durch die Archäologie Liechtenstein unumgänglich.
Die Erdbewegungen für eine neue Stützmauer und für Kindergräber ermöglichten Untersuchungen zur Entwicklung des alten Friedhofs. Neu ist die Erkenntnis, dass sich hier Gräber aus mindestens zwei Epochen befinden. Insgesamt wurden 71 Bestattungen dokumentiert. Die älteren waren direkt in die anstehende Eiszeitmoräne eingetieft. Die Sohlen einzelner Grabgruben waren mit kleinen Steinen gefestigt. Aufgrund der Armhaltung der Bestatteten, deren Ausrichtung gegen Osten und der Beigabenlosigkeit der Gräber ist eine Datierung ins Hochmittelalter (8.-12. Jh.) wahrscheinlich. Gestützt wird diese Annahme durch die Ergebnisse der C14-Analyse mehrerer Skelette. Danach muss das Terrain mehrmals verändert worden sein. Einige der hochmittelalterlichen Gräber liegen heute direkt unter der Grasnarbe und reichen bis in den benachbarten Rebberg hinein. In der jüngeren Friedhofsphase wurden die Toten in Särgen mit Blick zur Kirche begraben. Von der Bekleidung haben sich Textilreste, Knöpfe, Kleider- und Miederhaken erhalten. Die Gräber wurden zwischen dem 16. und 19. Jh. angelegt. Eine Mauer bildete die Begrenzung der Begräbnisstätte.
Auch westlich der heutigen Kirche wird gebaut, mussten folglich Flächen archäologisch untersucht werden. Dort wurde ein Gemeinschaftsgrab für Urnen angelegt, für die historischen Glocken ein kleiner Schutzbau errichtet und für die Befestigung des Weihnachtsbaums eine föhnsichere Verankerung in den Boden eingelassen. Entgegen der Erwartungen kamen keine Reste des ersten frühmittelalterlichen Profanbaus des 5./6. Jh. zum Vorschein. Die im Zuge der Renovierungsmassnahmen in den 1960er- bis 1970er Jahren aufgelassenen neuzeitlichen Gräber haben an diesem Ort alle alten Strukturen vollständig zerstört.
Keramik-, Kachel- und Glasfragmente aus dem 15./16. Jh. zeugen von einer gehobenen Tischkultur der Bevölkerung. Einen besonderen Fund stellt ein karolingischer Pfennig Ludwigs des Frommen, geprägt zwischen 822 und 840, dar. Die Münzstätte ist unbekannt. Er kam in der Einfüllung eines neuzeitlichen Grabs zum Vorschein. Zusammen mit den beiden bereits in den 1960er Jahren entdeckten karolingischen Münzen (Denare Karls des Grossen und Ludwigs des Frommen) unterstreicht er die Bedeutung des Orts im frühen Hochmittelalter.

Archäologische Funde: urgeschichtliche Keramik (vermutlich Bronzezeit), römische Terra Sigillata und Mörtelreste, Kleidungsbestandteile (Textilreste, Knöpfe, Miederhaken, Gewandösen), Devotionalien (Paternosterringe, Rosenkränze, Gnadenpfennige), Sargreste, Glas, Keramik, Feuersteine, Eisen- und Bronzeobjekte, Münzen (karolingischer Pfennig - Bestimmung Benedikt Zäch), Ofenkacheln.
Anthropologisches Material: 71 Bestattungen (Bestimmung Ch. Cooper).
Faunistisches Material: Tierknochen, unbestimmt.
Probenentnahmen: Holzkohle und menschliche Knochen für C14, Holzproben.
Datierung: archäologisch. Bronzezeit (?); Römische Zeit; 8.-19. Jh. - numismatisch. 822-840 n.Chr. - C14. ETH-62345, 1138 ± 27 BP, 777-982 n.Chr.; ETH-62346, 962 ± 27 BP, 1020-1154 n.Chr.; ETH-65609, 1099 ± 25 BP, 889-995 n.Chr.; ETH-65610, 362 ± 23 BP, 1453-1633 n.Chr.; ETH-65611, 989 ± 23 BP, 992-1151 n.Chr.; alle cal. 2 sigma.
Amt für Kultur FL, Abteilung Archäologie, U. Mayr.