LK 1155, 756 596/214 795. Höhe 522 m.
Datum der Grabung und der baubegleitenden Beobachtungen: 17.7.2008-23.12.2009.
Bibliografie zur Fundstelle: JbHVFL 14, 1914, 18-98; J. Bill., Balzers Gutenberg. In: Histor. Verein FL (Hrsg.) Ergrabene Geschichte: die archäologischen Ausgrabungen im Fürstentum Liechtenstein 1977-1984. Katalog der Ausstellung im Liechtensteinischen Landesmuseum 31.3.-31.10.1985, 54-65. Vaduz 1985.
Geplante Notgrabung (Renovation und Sicherung). Grösse der untersuchten und begleiteten Fläche ca. 200 m².
Siedlung. Befestigung. Gräber.
Im Vorfeld von Renovations- und Sicherungsmassnahmen wurden im Aussen- und im Innenhof und im Kapellenbereich der Burg Gutenberg Rettungsgrabungen notwendig. Von 1906 bis 1910 verwirklichte der Liechtensteiner Architekt und Bildhauer Egon Rheinberger dort sein Lebenswerk. Er baute die Ruine zu einer romantischen Burganlage aus. Spuren seines Wirkens fanden sich in allen Grabungsbereichen.
Im zuletzt untersuchten Kapellentrakt wurden 42 hochmittelalterliche Gräber freigelegt. Die Toten wurden in der Zeit zwischen dem 9. und 12. Jh. zur letzten Ruhe gebettet. Nur bei einer der ältesten Bestattung wurde eine Beigabe gefunden: Eine Frau hatte auf dem Oberkörper ein emailliertes, halbmondförmiges Schmuckstück (Brosche, Fibel?; Abb. 37) liegen. Eine weitere Besonderheit dieser Bestattung ist die Oberflächenmarkierung durch einen grossen, senkrecht gestellten Stein im Kopfbereich. Acht dicht über- und nebeneinander liegende Skelette könnten zu einem Familiengrab gehören. Bei einzelnen Gräbern waren entlang der Sohlenränder Steineinfassungen vorhanden. Jedoch fanden sich keine Spuren von Totenbrettern oder Särgen. Die Ausrichtung der Bestattungen ist nicht einheitlich.
Die Befunde der jüngsten Untersuchungen ergänzen die Beobachtungen aus der Mitte der 1980er-Jahre, als über 260 Gräber dokumentiert wurden. Sie gehören zu zwei Friedhofsarealen aus dem Hochmittelalter, die bei der St. Donatuskapelle angelegt worden waren. Vermutlich handelt es sich bei dieser um eines der beiden im churrätischen Reichsgutsurbar erwähnten Gotteshäuser.
Die Gräber werden von mittelalterlichen und neuzeitlichen Planierungen überdeckt. Eine Mauer entlang der nordöstlichen Felskante diente wohl der Einfriedung des Friedhofs. Nach dessen Aufgabe dürfte im Verlauf des 13. Jh. entlang der Hangkante eine Befestigung aus massiven Pfosten (Palisade, Wehrgang?) errichtet worden sein. Dort waren auch noch die letzten Reste eines Gebäudes oder einer Grube aus der jüngeren Eisenzeit vorhanden, in der einige Graphittonscherben lagen. Rundherum war das dazugehörige Gehniveau noch fassbar. Zahlreiche Keramikfunde geben Anlass zur Vermutung, dass der markante Hügel schon in der Spätbronzezeit besiedelt war. Umgelagerte jungsteinzeitliche Steingeräte datieren ins 4./3. Jtsd. v. Chr. Einige davon bestehen aus oberitalienischem Silex.
Alle älteren Befunde wurden zum grossen Teil durch die mittelalterlichen Gräber und durch die Bauten Egon Rheinbergers gestört. Dennoch weisen Reste von massiven Mörtelniveaus und zahlreiche Funde (Keramik, Lavezgefässe, Münzen) auf eine intensive Nutzung des Hügels in spätrömischer Zeit hin. Sehr gut erhalten hat sich im Aussenhof ein aus dem Felsen ausgeschroteter Raum. Der Verputz seiner Wände und der Estrich des Bodens wurden aus einem wasserfesten und mit Ziegelschrot rötlich eingefärbten Mörtel hergestellt. Die massiven Versturzreste - darunter auch Tuffsteine - stammen wohl vom aufgehenden Mauerwerk, dessen ursprüngliche Höhe und Funktion noch unbekannt ist. Mitten in den Steinen kam eine spätantike oder frühmittelalterliche Pfeilspitze zum Vorschein. Überdeckt wurde der römerzeitliche Befund durch Bauhorizonte der im Laufe des 12. Jh. zur Sicherung der Burg errichteten Ringmauer.
Archäologische Kleinfunde: Keramik, Terra Sigillata, Baukeramik, Glas, Metall, Schlacke, sechs Münzen (Bestimmungen durch R. Ackermann, H. Brem, B. Zäch), Silex, Bergkristall, Lavez.
Anthropologisches Material: 42, z.T. nur sehr fragmentarisch erhaltene Bestattungen. Anthropologische Bestimmung: M. Lörcher, Landesarchäologie FL.
Faunistisches Material: Tierknochen und Mollusken, noch nicht bestimmt.
Probenentnahmen: Holzkohle für C14-Datierung; menschliche Zähne für DNA-Analysen; archäobotanische Proben, noch nicht bestimmt.
Datierung: archäologisch; numismatisch. Jungsteinzeit; Bronzezeit Latènezeit; Römische Zeit; Mittelalter; Neuzeit. C14. ETH-37511: 2110 ± 35 BP (190-50 v. Chr.); ETH-37512: 915 ± 35 BP (1040-1170 n. Chr.); ETH-37513: 1115 ± 35 BP (890-975 n. Chr.); ETH-37514: 965 ± 35 BP (1020-1160 n. Chr.); ETH-37515: 1620 ± 35 BP (390-540 n. Chr.); alle Proben 1 sigma-Werte.
Landesarchäologie, Hochbauamt FL, U. Mayr.
Balzers FL, Burg Gutenberg
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Détail de la chronique
Commune
Balzers
Canton
fl
Lieu-dit
Burg Gutenberg
Coordonnées
E 2756596, N 1214795
Altitude
522 m
Numéro de site cantonal
--
Numéro d'intervention cantonal
--
Nouveau site
--
Prélèvements
bois/charbon de bois, restes botaniques, autres
Analyses
14C, DNAa
Institution
--
Date de la découverte
--
Surface (m2)
200 m2
Date de début
17 juillet 2008
Date de fin
23 décembre 2009
Méthode de datation
14C, numismatique, archéologique
Auteur.e
--
Année de publication
2010
Époques
Moyen Âge, Âge du Fer, Époque moderne, Époque contemporaine, Empire romain, Néolithique, Âge du Bronze
Type de site
habitat, funéraire (groupe de tombes indéterminé), funéraire (tombe), infrastructure (military_installations )
Type d'intervention
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Mobilier archéologique
céramique, céramique (élément architectural (prélevé)), verre, métal (monnaies/médailles), pierre (outil), pierre (parure), pierre
Os
squelettes humains, ossement d'animaux isolés, autres
Matériel botanique
bois/charbon de bois, autres
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