LK 1131, 681 580/221 720. Höhe 416 m.
Datum der Untersuchung: März-Juni 2013.
Bibliografie zur Fundstelle: J. Speck/C. Kamm-Kyburz/P. Kamm, Die Vorstadt vor und nach 1887. Die Zuger Vorstadt. Gedenkschrift zum 100. Jahrestag der Vorstadtkatastrophe vom 5. Juli 1887, 51-100. Zug 1987; A.B. Widmer, Die Siedlungsreste aus dem jüngeren Neolithikum von Zug-Vorstadt, Rettungsgrabungen 1991. JbAS 95, 2012, 35-76.
Geplante Notgrabung (Bauprojekt, Pumpstation). Grösse der Grabung 66 m²
Siedlung.

Die Ausgrabung betraf das Gebiet der gleichnamigen Ufersiedlung und der 1887 abgebrochenen Häuserzeile. Zuunterst auf dem natürlichen Grund fiel eine parallel zum Seeufer verlaufende, steil abfallende Hangkante auf. Seeseitig, also im Westen, lag Kies, östlich hingegen Seekreide mit Siedlungsspuren. Die vermutlich mehrphasigen urgeschichtlichen Siedlungsreste präsentierten sich als Feld von 30 m² mit 350 erfassten Pfahlstellungen. In der meterhohen, feingeschichteten Seekreide war praktisch keine Kulturschicht erkennbar.
Die Vorstadt ist eine seit dem Spätmittelalter überlieferte Siedlung am Seeufer im suburbanen Bereich der Stadt Zug. Die künstliche Absenkung des Seespiegels 1591-1592 von etwa 415.8 m auf heute 413.5 m prägt den Uferbereich. Auf dem untersuchten Areal setzte die Bautätigkeit erst nach 1591-1592 ein. Die untersuchte Fläche scheint nämlich im Bereich einer Bucht zu liegen, die erst als Folge der Gewässerkorrektur trocken lag bzw. mit Aufschüttungen trocken gelegt wurde. Eine E-W orientierte Mauer stützte das Terrain und trennte eine höher liegende Parzelle im Norden von der untersuchten Fläche südlich davon. Vom ältesten auf der Grabungsfläche erfassten Haus ließ sich ein Rest der seeseitigen Westfassade (bzw. die Nordwestecke) fassen, die auf einer Holzkonstruktion fundiert war. In einer jüngeren Phase wurde die E-W verlaufende Stützmauer mit großen Blöcken weitgehend neu errichtet. An ihrer Südseite verlief nun eine Art Entwässerungs- oder Abfanggraben. Auch die zum See hin in Schieflage geratene Westfassade des Hauses wurde mittels einer Stützmauer gesichert.
Bei einem letzten Umbau - wahrscheinlich im 19. Jh. - wurde ein Kellerausgang in der Westfassade ausgebrochen. Er führte auf einen Plattenweg im Hinterhof- oder Gartenareal an der Seeseite des Hauses. Am Westrand der Parzelle (also zum See hin) stand ein kleineres, einfacheres Gebäude, dessen Nordostecke in der Grabung erfasst wurde. Auf einem Stadtplan von 1863 ist es als «Metzg» angeschrieben. Die Häuser wurden kurz nach der «Vorstadt-Katastrophe» 1887, bei der mehrere Häuser der Vorstadt in den See abrutschten, aus statischen Gründen abgetragen.

Archäologische Funde: Keramik, Metall, Knochen, Steinbeile, liegende Hölzer
Probenentnahmen: Mikromorphologie, Dendrochronologie, C14. Datierung: archäologisch; historisch. Jungsteinzeit; Frühe Neuzeit. ADA ZG, A. Boschetti-Maradi, E. Jans und G. Schaeren.