LK 1115, 2759062/1231741. Höhe 456 m.
Datum der Grabung: November 2015; März-Juni 2016.
Bibliografie zur Fundstelle: Ch. Cooper/Th. Stehrenberger, Mauren, Peter-Kaiser-Strasse. Denkmalpflege und Archäologie im Fürstentum Liechtenstein, Fund- und Forschungsberichte 2012, 46-49.
Geplante Notgrabung (Bau zweier Mehrfamilienhäuser). Grösse der Grabung 200 m².
Siedlung. Grab.

In Mauren wurden bei Bauarbeiten am Südosthang des Eschnerbergs auf der Flur «Freiadarf-Lacha» seit 2010 immer wieder bronzezeitliche Strukturen angeschnitten. Die 24 × 8 m grosse Grabung in diesem Bereich brachte zwei Besiedlungsphasen zutage. Zum jüngeren Siedlungshorizont (entwickelte bis ausgehende Spätbronzezeit) gehörten mehrere Gruben und Pfostenlöcher, welche aber zu keinem überzeugenden Hausgrundriss verbunden werden können. Aus einer der Gruben stammen eine Gussform, vermutlich für ein Tüllenbeil, sowie ein doppelkonischer Topf mit Schrägrand (HaB2, 950-900 v. Chr.). Zwischen den Gruben und Pfostenlöchern wurde eine doppelte Feuerstelle freigelegt. Zusammen mit der Gussform und zahlreichen kleinen Bronzeklumpen liefert sie den ersten eindeutigen Hinweis auf die Bronzeverarbeitung während der Spätbronzezeit auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Mauren.
Unter einer etwa 20 cm dicken, mit wenig Keramik und Hüttenlehm durchsetzten «Übergangsschicht» folgten kleinere Gruben und Pfostenlöcher einer älteren Siedlung (Übergang Mittel- zur Spätbronzezeit), die sich ebenfalls zu keinem Gebäudegrundriss ergänzen liessen. In einer der Gruben befanden sich mehrere Brandschichten mit Holzkohle, verbranntem Hüttenlehm und einer grossen Anzahl verkohlter Körner von Gerste, Hirse und Weizen, zudem ein halber Apfel und Ackerbohnen (Datierung ETH-68843, s. unten). An der Grubensohle lagen die Skelette zweier Kinder (Abb. 14). Beide Toten waren in Hockerstellung bestattet worden. Das ältere Kind verstarb mit etwa 8-9 Jahren; es ruhte mit stark angezogenen Beinen auf der rechten Körperseite. Das jüngere (4-7 Jahre alt) dürfte in ähnlicher Stellung gebettet worden sein. Die Vorratsgrube mit der Doppelbestattung wurde nach Ausweis der C14-Datierungen (ETH-68843) in der beginnenden Spätbronzezeit angelegt. Die Datierung und die geringe Distanz von nur rund 200 m lassen uns vermuten, dass die Fundstelle Peter-Kaiser-Strasse in dieser Phase mit den im Areal Gänsenbach zum Vorschein gekommenen Resten (s. vorangehenden Fundbericht) in Zusammenhang steht.
Zwei weitere Gruben weisen einen Durchmesser von mindestens 150 cm auf. Die Verziegelungen entlang der Ränder und an der Grubensohle sowie eine massive Steinpackung, die ebenfalls Spuren einer Hitzeeinwirkung zeigte, machen eine Deutung des Befunds als Gargruben wahrscheinlich. In einem komplett abgebrannten Grubenhaus, welches vollständig mit verkohlten Holzresten verfüllt war, lagen teilweise im rechten Winkel zueinander gut erhaltene Balken und Staketen aus Buchen-, Erlen- und Tannenholz. Indessen kamen keine Funde zum Vorschein, die auf die Funktion des Gebäudes hinweisen könnten. Nach dem Brand wurden die Überreste des Hauses mit Steinen abgedeckt. Zur gleichen Zeit wurde wahrscheinlich eine Pflästerung/Planierung aus faustgrossen Steinen eingebracht. Sie enthielt grosse Scherben von Grobkeramik. Die Steinlage ist vermutlich zweiphasig, da zwischen den Schichten ein Horizont mit einer Feuerstelle zum Vorschein kam. C14-Analysen der Feuerstelle (ETH-69683) sowie aus einer der Gargruben (ETH-69681) und aus dem Grubenhaus (ETH-68841) datieren diese Befunde in die Mittelbronzezeit bzw. an den Übergang zur Spätbronzezeit.
Aus einer Schwemmschicht über den bronzezeitlichen Befunden stammt ein Terra Sigillata-Fragment. Als jüngste Befunde kamen zwei mittelalterliche Gruben zum Vorschein. In deren Verfüllung befanden sich u. a. Becherkacheln des 14. Jh. von einem abgebrochenen Ofen und Keramikfragmente.

Archäologische Funde: Keramik, Bronze- und Eisenobjekte, Hüttenlehm, verglaste Steine, Ziegel, Terra Sigillata, Ofenkacheln, Silices, Hitzesteine, Gussform.
Anthropologie: 2 Kinderskelette (Bearbeitung Ch. Cooper).
Faunistisches Material: Tierknochen und Mollusken (unbearbeitet).
Probenentnahmen: Schlämmproben (Bearbeitung P. Vandorpe, IPNA); Holzkohle für C14 und Holzartenanalyse (Bestimmung W. Schoch); Mikromorphologie (unbearbeitet).
Datierung: archäologisch. Mittel- bis Spätbronzezeit; Römische Zeit; Mittelalter. - C14. ETH-68841: 3055±24 BP, 1402-1232 v. Chr.; ETH-68843: 3004±27 BP, 1377-1126 v. Chr.; ETH-69681: 3224±20 BP, 1528-1436 v. Chr.; ETH-69683: 3096±20 BP, 1420-1295 v. Chr.; alle cal. 2 Sigma.
Amt für Kultur FL, Abteilung Archäologie, S. Kaufmann und U. Mayr.