Der am 23. Oktober 2023 begonnene Ausbau des Fernwärmenetzes wurde nach den Weihnachtsferien fortgesetzt und am 15. Juli 2024 abgeschlossen. Beim wahrscheinlich ältesten diesjährigen Befund handelt es sich um eine N-S orientierte Mauer in der Marktgasse auf Höhe Gebäude Bohl 2. Sie wies eine gefasste Länge von 4.3 m, eine gefasste Breite von 0.8 m und eine gefasste Höhe von rund 0.6 m auf, wobei die Unterkante auch in 1.8 m Tiefe nicht erreicht wurde. Der Aufbau war lagenhaft und bestand aus bruchrauen Sandsteinblöcken und Kalkmörtel. Zugehörige Strukturen oder Schichten waren nicht erhalten. Aufgrund von Lage und Ausrichtung könnte es sich um einen Rest des Irertors handeln, welches zur hochmittelalterlichen Stadtbefestigung gehörte und um 1865 abgebrochen wurde.
Zu den mittelalterlichen Befunden gehören auch die insgesamt drei Grubenstrukturen östlich vom Gebäude Marktplatz 25. Das Fundmaterial (Becherkacheln, Gefässkeramik) aus der Verfüllung der stratigrafisch ältesten Struktur datiert ins 13./14. Jh. Womöglich haben sie einen Zusammenhang mit der Irer-Vorstadt, welche erst im 15. Jh. in die Stadtbefestigung integriert wurde. Die Funktionen der Gruben sind derzeit noch unklar. Die Gruben tiefen in Bachsedimente ein, die gegen Norden abfallen und wohl einen alten Lauf des Irabachs bezeichnen.
Durch die Erweiterung der Stadtbefestigung im 15. Jh. verlor der Stadtgraben im Bereich des heutigen Marktplatzes seine Schutzfunktion und wurde daher verfüllt. Ausschnitte dieser Verfüllung konnten an mehreren Stellen gefasst werden, woraus zahlreiche Hornzapfen von Rindern geborgen wurden. Die Grabenunterkante wurde nirgends erreicht.
Im Leitungsgraben für den Hausanschluss Bohl 6 wurde ein kleiner E-W orientierter Mauerabschnitt dokumentiert, welcher mit lagig verbauten Sandbruchsteinen und Kalkmörtel errichtet wurde. Die Mauer wies eine gefasste Länge von 30 cm, eine gefasste Breite von 50 cm und eine Höhe von 70 cm auf. Die Mauer dürfte aufgrund von Lage und Ausrichtung vom einstigen Sängerhäuschen stammen, welches um 1931 abgebrochen wurde. Das genaue Baujahr des Gebäudes ist nicht bekannt. An dieser Stelle ist bereits auf dem Stadtplan von Melchior Frank (1596) ein Haus abgebildet. Ob es sich um das gleiche Haus handelt, ist ungewiss.
Nördlich des Gebäudes Marktplatz 25 kam im Strassenbereich eine NW-SE orientierte Mauer mit systematischem Aufbau zu Tage. An der westlichen Maueransicht war noch Wandverputz aus Kalkmörtel erhalten, was von einem Untergeschoss zeugt. Der Mauerabschnitt wies eine gefasste Länge von ca. 2.3 m, eine Mauerstärke von 0.7 m und eine Höhe von 1.5 m auf, wobei die Unterkante nicht erreicht wurde. Das Alter der Mauer und die Zugehörigkeit ist aufgrund des kleinen Ausschnitts schwer zu bestimmen. Durch das heutige Uniongebäude (Oberer Graben 3) südlich des Mauerbefunds verlief einst die im 15. Jh. errichtete Stadtmauer, woran danach mehrere Häuser angebaut wurden. Möglicherweise gehörte die Mauer zu einem dieser Gebäude.
Zu den jüngsten Befunden gehören zahlreiche Abschnitte von neuzeitlichen Entwässerungskanälen, wovon einer als Hauptkanal angesprochen wird. Dieser E-W orientierte Kanal hatte eine Gesamtbreite von 3 m und eine Gesamthöhe von 2 m. Das Lichtmass betrug ca. 1.7 x 1.5 m. Die Kanalwangen bestanden aus 1.2 m starken zweischaligen Mauern aus vermörtelten Sandbruchsteinen. Der Deckenabschluss bildete ein ca. 30 cm starkes Gewölbe aus stehenden Bruchsteinen und Kalkmörtel. Etwas weiter östlich des dokumentierten Kanalabschnitts konnten Reste eines möglichen Kanaleinstiegs gefasst werden, welcher im Bauentwicklungsplan von 1863 eingezeichnet ist.