LK 1129, ca. 650 650/224 800. Höhe 499 m.
Datum der Grabung: März-Dezember 2000.
Bibliographie zur Fundstelle: JbSGUF 82, 1999, 298; 83, 2000, 250.
Geplante Notgrabung (grossflächige Überbauung und Strassenumlegung).
Grösse der Grabung ca. 2030 m².
Siedlung.

Nachweis eines römischen Vicus. Im Berichtsjahr stiessen wir auf äusserst interessante Befunde, die nun vermehrt Einblick in die Organisation und das Leben des Ortes zu römischer Zeit geben. Nachdem wir immer wieder parzellenweise vorgehen mussten, kommen wir nun endlich zu den gewünschten Ergänzungen. Auf dem Übersichtsplan sind deutliche Strukturen zu erkennen (Abb. 28). Südlich der heutigen Bahnhofstrasse reihen sich längliche, mit einfachen Häusern bebaute Parzellen aneinander. Sie müssen mit den jeweiligen schmalen Stirnseiten an eine Strasse gestossen haben. Die Strasse selber haben wir noch nicht gefunden, da sie mit Sicherheit unter der heutigen versteckt ist und wir diese Fläche wegen der offen zu haltenden Verkehrsachse noch nicht untersuchen konnten. Nördlich der Bahnhofstrasse sind die Parzellen etwas anders gerichtet, was ein weiteres Indiz ist, dass das Trassee der heutigen Bahnhofstrasse über jenem der römischen Strasse liegt. Hier legten wir überdies einen Befund frei, der Besonderheiten aufweist: Es handelt sich um ein rund 20 m langes und 2 m breites Areal, das während der Ausgrabung vorerst als eine Ansammlung von Steinen bemerkt wurde, in welcher Keramik, Altmetall (von Buntmetallabschnitten bis zu verschiedenen Grössen von Eisennägeln), viele Münzen und diverse Fibeln lagen. Die weitere Untersuchung förderte eine lange Mulde zu Tage, die mit Steinen gefüllt und beidseitig mit einer Unmenge von Pfostenlöchern gesäumt war. Selbstverständlich waren die Pfosten nicht alle gleichzeitig in Gebrauch. Vielmehr müssen sie über eine längere Periode immer wieder ersetzt worden sein. Tatsächlich lassen sich die Löcher anhand ihrer Dimensionen gruppieren. Auch mitten in der Rinne befanden sich Pfostenstellungen; wir können also davon ausgehen, dass diese Pfosten Unterteilungen markierten. Die Rinne liess sich über rund 40 m nachweisen, nach einem Hiatus von ca. 20 m biegt sie für weitere 15 m nordwärts ab. Vergleichbare Befunde, anhand derer die Funktion herzuleiten wäre, sind uns bislang nicht bekannt; eine erste Hypothese rechnet mit einer Marktstandreihe entlang einer Strasse. Auf dem untersuchten Areal kamen sehr viele Münzen zum Vorschein, rund 180 Exemplare. Eine erste Durchsicht (Markus Peter, Augst) hat zu einem weiteren Fragenkomplex geführt, da die Zusammensetzung des Münzbestandes nach landläufiger Erkenntnis «falsch» ist: Es sind fast nur niedrige Nominale vertreten, kaum höhere Werte. Im Umlauf waren sie hauptsächlich im 2. Jh., einige Münzen sind noch fast prägefrisch in den Boden gekommen. Auch die Fibeln scheinen nur eine beschränkte Fabrikationszeit zu repräsentieren (2. Hälfte 1.Jh. n. Chr. bis frühes 2. Jh.). In Nachbarschaft zum Platz lag eine grössere rechteckige Grube mit seitlichem Eingang und markanten Pfostenstellungen. Auf den ersten Blick würde man sie als ein frühmittelalterliches Grubenhaus identifizieren wollen. Allerdings fanden wir darin und im weiten Umkreis davon keine frühmittelalterlichen Relikte, sondern nur römische. Südlich der Strasse kamen, im Gegensatz zu den früher entdeckten Fachwerkbauten, Reste von Steinhäusern zu Tage. Von einem Gebäude ist gerade noch die Fundamentbasis erhalten, von einem weiteren ist ein ganzes Kellergeschoss relativ intakt verblieben. Der fast quadratische Keller von 5 × 5.8 m äußerer Seitenlänge hatte nacheinander sicher zwei unterschiedliche Nutzungen. Zuerst scheint es sich um einen normalen Keller gehandelt zu haben, der dann in späterer Zeit zum Brunnen umfunktioniert worden ist, wobei der Boden angehoben und mit einer starken Lehmschicht versehen wurde. In der südöstlichen Ecke wurde ein Sodbrunnen von nur etwas mehr als 1 m Tiefe ausgehoben. Der Keller war ausschließlich mit Material verfüllt, das mit römischen Relikten durchsetzt war, er muss also römisch sein. Die genaue Datierung muss jedoch noch durch andere Methoden abgesichert werden. Südlich der Bahnhofstrasse wurde gegen Jahresende ein weiteres Grubenhaus angeschnitten, dessen Gesamtausdehnung aber noch zu eruieren bleibt. Erstmals haben wir schließlich im Vicus von Sursee zwei römerzeitliche Kleinkindergräber bergen können; solche Bestattungen in Siedlungen sind aus verschiedenen Orten bekannt, so aus der Villa von Triengen LU-Murhubel. Schließlich entdeckten wir zwei weitere spätbronzezeitliche Gräber. Es scheint sich hier um eine Begräbnisstätte zu handeln, in der in sehr lockerer Anordnung die Toten brandbestattet wurden. Damit sind jetzt aus dem ganzen Areal vier Gräber aus der Zeit um 1350/1300 v. Chr. bekannt, die jeweils in grosser Distanz voneinander entfernt angelegt worden waren.

Anthropologisches Material: Zwei Kinderbestattungen, in situ dokumentiert, noch nicht bearbeitet. Aus den beiden spätbronzezeitlichen Gräbern nur kleinste Reste von Kremation.
Faunistisches Material: Relativ schlecht erhalten, unbearbeitet.
Sonstiges: Botanische Reste sind leider auch in den Gruben keine erhalten geblieben.
Datierung: archäologisch. K A L U, J. Bill.