LK 1247, 2623 600/1 232 520. Höhe 820 m. Datum der Untersuchung: April 2020. Datum des Abbruchs: Sommer 2020. Neue Fundstelle.

Bibliografie zur Fundstelle: Lüscher, R./König, K. (2022) Frutigen, Innerschwandiweg 14 und Kandergrund, Ausserrüteni 121. Eine Gegenüberstellung zweiter Frutigtyphäuser der Zeit nach 1600. ArchBE 2022 (in Vorbereitung). Geplante Notgrabung (Abriss des als erhaltenswert eingestuften Gebäudes). Grösse der Untersuchung ca. 135 m². Siedlung.

Das regionaltypische Haus war in Blockbauweise abgebunden und befand sich auf einer leicht ansteigenden Hangterrasse östlich der Kander, etwa dreißig Höhenmeter über dem historischen Weg ins Wallis. Es handelte sich um das Haus einer mehrstufigen alpinen Landwirtschaft, welches durch seine nordseitig angebaute Ökonomie als Frutigtyp zu bezeichnen ist. Das Baudatum 1605, als Inschrift auf dem talseitigen Westgiebel eingekerbt, konnte mittels Dendrochronologie, welche Schlagdaten Herbst/Winter 1602/03 und Sommer 1604 lieferte, bestätigt werden.

Das gemauerte Sockelgeschoss war von Westen her ebenerdig zugänglich und bildete einen Kellerraum in der Südwestecke des Hauses. Ob der mittlere Raum (unter Nebenstube/Küchenkammmer) ursprünglich als Keller genutzt wurde oder zum Stall gehörte, blieb unklar, weil die Trennmauern ersetzt worden waren. Bereits nach 1647 folgte die Unterkellerung der Küche, wie die dendrochronologische Analyse der Deckenbalkenlage ergab. Der nordseitige Raum im Sockelgeschoss wurde als Stall genutzt.

Das Stubengeschoss war über eine traufseitige Laube im Süden erschlossen. Die Eingangstüre führte in eine offene Rauchküche, deren hangseitige Ostwand bis zum Schwellbalken des Gadengeschosses gemauert war. Hier befand sich wohl einst die Feuerstelle. Durch die Nordwand gelangte man in die Küchenkammer, westlich der Küche lag der Durchgang zur Wohnstube, von welcher die Nebenstube erreichbar war. Die Binnentüre zwischen den Stuben und der Nord-Süd verlaufende Deckenunterzug waren mit aufwendigen Profilen geschmückt. Leider wurde das ehemals vorhandene Sturzbrett in der Binnentüre später herausgesägt.

Das Gadengeschoss war ebenfalls von der Küche aus erschlossen und zwar über eine Treppe auf eine Galerie. Obwohl ein später eingebauter Zwischenboden die ehemals offene Küche verschloss und der Rauch in einem Kamin gefasst wurde, hat sich die Galerie als Bestandteil dieses Bodens erhalten (Abb. 85). Der etwa eir Meter breite Steg entlang der Westwand führte im Süden zu einer Türe auf die unter der Traufe gelegene, abgeschlossene Trockenlaube, im Westen in die über der Wohnstube gelegene Gadenkammer und im Norden zu einer Türe in den offenen Raum der Heubühne. Von hier konnte durch eine weitere Türe in der Westwand eine kleine Gadenkammer erreicht werden. Der im Originalbestand offene Raum über der Küchenkammer wurde später durch den Einbau einer Trennwand zur Heubühne und einer Decke dem Wohnteil zugeschlagen. Da der Dachraum über den Gadenkammern dadurch seine Zwischenebene und damit die leichte Zugänglichkeit verlor, musste eine neue Erschließung gebaut werden. So folgte der Einbau einer weiteren Türe auf der Höhe des Dachbodens in die Nordwand der ehemaligen Rauchküche, welche wohl nur mit einer Leiter erreichbar war. Der Dachboden wurde damit vermutlich zur reinen Abstellfläche und verlor seine Lagerfunktion für Garben oder Heu.

Die Heubühne war hangseitig von Osten her erschlossen. Im Bereich des Heubodens hat sich nur wenig bauzeitliche Substanz erhalten, weil die gesamte Ökonomie nach Norden auf etwa die doppelte Größe erweitert wurde. Diese Maßnahme dürfte um 1900 stattgefunden haben, da sich der Gebäudeversicherungswert der Liegenschaft im Grundbucheintrag von 1903 erheblich erhöht hat.

Außerhalb des Hauses war auf der Ostseite im Bereich der Küche ein Schopf angebaut, welcher Kleintierställe und das Brennholzlager enthielt. Dieser Anbau gehörte sicher nicht zum bauzeitlichen Bestand, doch lassen vorkragende Blockkonsolen vermuten, dass bereits von Beginn an ein an die Ostfassade angelehntes Pultdach bestand.

Probenentnahmen: Bohrkerne an Konstruktionsholz. Datierung: inschriftlich; dendrochronologisch. Neuzeit.

A D B, R. Lüscher und K. König.