LK 1129, 651 050/224 350. Höhe 499 m.
Datum der Grabung: September 2004-Oktober 2005.
Neue Fundstelle.
Bibliographie zur Fundstelle: JbHGL 22, 2004, 234f.; 23, 2005, 213-216.
Geplante Notgrabung (Grossüberbauung).
Grösse der Grabung ca. 5250 m².
Siedlung. Strasse.

In einer Biegung der Sure, südlich des Stadtzentrums von Sursee, wurden bei archäologischen Sondierungsarbeiten Gruben und mittelalterliche sowie römische Funde entdeckt, die zu grossflächigen Ausgrabungen führten. Eine mehrphasige Strasse verläuft in Nordwest-Südost Richtung mitten durch das Grabungsareal. Reihen von Pfosten- und Staketlöcher vor allem am Nordrand der Strasse dürften von Zäunen herrühren. Westlich der Strasse wurden zahlreiche Gruben, kleinere ebenerdige Pfostenbauten und sechs Grubenhäuser nachgewiesen, von denen mindestens eines zweiphasig war. Die Gruben waren insgesamt sehr unterschiedlich ausgeprägt; lediglich eine unter ihnen enthielt Fundmaterial wie verbrannte Steine, Hüttenlehm und verschiedene verbrannte Holzbalken. Über Nutzung oder Zweck dieser Gruben können noch keine Aussagen gemacht werden. Westlich der Strasse lagen hauptsächlich ebenerdige Bauten, die jeweils aus sechs oder vier Pfosten bestanden und Längen von 2,5 bis 6 m aufwiesen. Direkt östlich der Strasse wurde, neben einigen kleinen Pfostenbauten, ein grosses dreischiffiges Gebäude in Pfostenbauweise ausgegraben. Derartige Haustypen sind vor allem aus der Nordostschweiz und aus Süddeutschland bekannt. Etwa 30 m vom heutigen Ufer der Sure entfernt wurde eine mindestens zweiphasige Uferverbauung aus Staketen und Brettern gefunden. Einige der verwendeten Pfosten wurden dendrochronologisch auf die Jahre 588 und 612 n. Chr. datiert. Grosse Bereiche der ehemaligen Oberflächen waren vermutlich bereits in historischer Zeit gekappt worden. Lediglich im Umfeld der Strasse und an einigen wenigen anderen Stellen liessen sich ehemalige Oberflächen nachweisen. Flächen, Gruben, wie auch die meisten Pfostenlöcher enthielten deshalb kaum Funde. Die Verfüllungen der Grubenhäuser waren dafür in der Regel einiges fundreicher. Neben Spinnwirteln und Webgewichten wurden viel Keramik, Metallfunde sowie faunistische Reste geborgen. Das keramische Fundgut lässt sich in die Zeit zwischen dem 5. und 7. nachchristlichen Jahrhundert datieren. Unter den Metallfunden befinden sich Reste von zum Teil reich verzierten Gürtelbeschlägen, eine Schere, ein eiserner Stilus, Sporen, verschiedene Hufeisen und Ähnliches. Die hier nur überblicksmässig angeführten Metallfunde unterstützen die vorgeschlagene Datierung der Keramik oder widersprechen ihr zumindest nicht. Wegen der bereits erwähnten Kappung des Geländes können die Befunde stratigraphisch nicht eindeutig eingeordnet und datiert werden. Bis jetzt liegen Dendrodaten von zwei Pfosten aus dem Uferbereich vor (588 bzw. 612 n. Chr.). Aus dem Uferbereich stammt auch das C14-Datum (Spitze eines kleinen Pfostens, ETH90974: 335-544 kal. n. Chr.). Bis jetzt ist lediglich die Ostgrenze der Siedlung bekannt, sie wird durch die Sure gebildet. In den anderen Richtungen scheinen die Siedlungsgrenzen über das bisher untersuchte Gelände hinauszugehen. Die Ausgrabungen werden 2006 fortgesetzt.

Anthropologisches Material: Drei Kindergräber (davon 1 Neonat).
Fauna: verbreitet über das ganze Grabungsareal Tierknochen, teilweise kalziniert.
Probenentnahmen: Archäobotanische, Phosphat-, C14-, Dendro-, Holzproben.
Datierung: Dendrochronologisch (588 und 612 n. Chr.); C14 (ETH90974: 1650 ± 50 BP; 335-544 kal. n. Chr.). Archäologisch: 5.-7. Jh. n. Chr.
KA LU, M.H.F. Cornelissen und H. Fetz.