LK 1129, 2650 750/1 224 970. Höhe 498 m.
Datum der Grabung: 1.12.2021-12.9.2022
Bibliographie zur Fundstelle: JbHGL 13, 1995, 109-111; JbHGL 16, 1999, 129-130; JbHGL 17, 1999, 140-145; JbHGL 19, 2001 157-162; JbHGL 20, 2002, 223-226; JbHGL 22, 2004, 233-234; Surseer Schriften 6, 2003. Geplante Notgrabung (Bauvorhaben). Grösse der Grabung 647 m².
Römische Zivilsiedlung.
Ausgelöst durch ein Bauvorhaben, welches auf einem Areal unmittelbar westlich des in den 1990er-Jahren untersuchten vicus realisiert werden sollte, wurden im Herbst 2021 drei Sondierschnitte angelegt. Diese lieferten Hinweise auf weitere römische Siedlungsspuren, weshalb in der Folge eine Flächengrabung durchgeführt wurde.
In einer ersten Grabungsetappe wurde zunächst im Umfeld der bestehenden Altbebauung eine Ausgrabung durchgeführt. Die Grabungsfläche gewährte Einblicke in einen weiteren Abschnitt der römischen Kleinstadt in Sursee. Aufgrund der neuzeitlichen und modernen Überprägung der Grabungsfläche waren die archäologischen Schichten nur noch max. 20-30 cm mächtig. Die meisten freigelegten Befunde lagen daher entweder unmittelbar auf dem anstehenden Boden auf oder konnten in Form flacher, schwach sichtbarer Vertiefungen dokumentiert werden.
An der westlichen Grabungsgrenze konnten ein rund 15 m langer Kiesweg sowie eine Latrine nachgewiesen werden. Östlich daran schloss sich ein rund 40 m² grosser Kiesplatz an. Die Errichtung eines Streifenhauses, von welchem in der Grabung noch die hofseitige Mauer freigelegt werden konnte, sowie die Einbringung einer daran anschliessenden Rollierung hatten eine Teilaufgabe des Kiesplatzes zur Folge.
Südlich des Kiesplatzes konnten zahlreiche Pfostenstellungen, Gräben und Gruben freigelegt werden. Die Gräben können zum Grossteil als wasserführende Strukturen (Ab- und Brauchwasser) interpretiert werden. Weitere Gräben fungierten in Kombination mit palisadenähnlichen Zäunen als Parzellengrenzen.
Die Pfostenstellungen können nur in wenigen Ausnahmen zu einer stetigen Bebauung des Areals rekonstruiert werden. Es handelt sich in den meisten Fällen wohl um einfache Unterstände, die in einer sonst offenen Hinterhof- bzw. Gartenlandschaft errichtet worden sind. Die Gruben sind mangels Nachweis handwerklicher Tätigkeit als einfache Abfallgruben anzusprechen.
Im östlichen Grabungsareal konnte ein Kanal nachgewiesen werden. Zahlreiche mehrreihige Staketen- und Pfostenreihen lassen sich zu einer mehrphasigen Uferbefestigung in Form von Faschinen rekonstruieren. In der nördlich gelegenen Bahnhofsstrasse wurde 2002 ein identischer Befund freigelegt, der bis dato unterschiedlich gedeutet wurde. Die diesjährige Grabung lässt eine Neuinterpretation zu und lieferte darüber hinaus wichtige Erkenntnisse zur Gesamtanlage der Siedlung. So handelt es sich dabei um einen künstlich angelegten Wasserkanal, der die Siedlung mit Frischwasser aus der Sure versorgte.
Nach dem Abbruch der Altbebauung konnten abschließend noch die nicht unterkellerten Flächen untersucht werden und ergänzten so die Flächengrabung der ersten Etappe. Auf der noch verbliebenen Fläche wurde eine erhöhte Befunddichte in Form mehrphasiger Grubenkomplexe angetroffen. Aufgrund ihrer kreisrunden Form könnte es sich dabei um Bottichgruben handeln.
Nur wenige Meter südlich davon wurde ein Töpferofen freigelegt, der allerdings älter ist als die Gruben. Die Lochtenne mit einem Durchmesser von rund 1.2 m war nahezu vollständig erhalten. Aus den Abfallschichten der sich nördlich des Ofens anschließenden langovalen Bediengrube konnten zahlreiche Keramikfragmente geborgen werden, die einen Einblick in das Produktionsspektrum liefern werden.
Kongruent zu den Altgrabungen kann auf der untersuchten Fläche eine mehrphasige römische Siedlungsaktivität nachgewiesen werden. Ein eisenzeitlicher Silberstater sowie eine byzantinische Münze (6. Jh. n. Chr.) beleuchten schlaglichtartig die Siedlungskontinuität auf dem Surseer Stadtgebiet.
Archäologische Funde: Keramik, Glas, Münzen, Bronze-, Blei- und Eisenobjekte, Objekte aus Bein, Silices, Baukeramik.
Faunistisches Material: Tierknochen.
Probenentnabmen: Sedimentproben, Mikromorphologie, Mörtelproben, C14-Proben.
Datierung: archäologisch. Römische Zeit, Mitte 1.-3. Jh. n. Chr.
KA LU, S. Kraus.
Sursee LU, Chrüzlistrasse/Welterstrasse
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Details of the chronicle
Municipality
Sursee
Canton
LU
Location
Chrüzlistrasse/Welterstrasse
Coordinates
E 2650750, N 1224970
Elevation
498 m
Site reference number
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Cantonal intervention number
--
New site
--
Sampling
geoarchaeological sediment sample
analyses
14C, micromorphology
Institution
--
Discovery date
--
Surface (m2)
647 m2
Start date
01 December 2021
End date
12 September 2022
Dating method
14C, archaeological
Author
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Publication year
2023
Period
Roman Empire
Site type
settlement
Type of intervention
excavation (rescue excavation)
Archaeological finds
ceramic, glass, metal (coins/medals), metal, organic material (costume components), stone (tool), ceramic (architectural element)
bones
animal bones (dispersed)
Botanical material
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