LK 1091, 682 930/263 575. Höhe 417 m.
Datum der Grabung: 2.3.-1.6.2004.
Bibliografie zur Fundstelle: Zürcher Denkmalpflege, 9. Bericht 1977/78, 1. Teil, 26-28.
Geplante Notgrabung (Mehrfamilienhausbau). Grösse der Grabung ca. 300 m².
Siedlungsstelle. Stadtmauer. Speicher.
Die frühesten anthropogenen Spuren sind insgesamt 40 Pfostenlöcher von früh- bis hochmittelalterlichen, ebenerdigen Bauten. Dazu gehörten auch drei Drainagegräbchen, von welchen eines noch mit faustgroßen Kieselsteinen verfüllt war. Einzelheiten zur Gebäudekonstruktion oder Siedlungsstruktur blieben leider im Dunkeln. Über diesen ältesten Siedlungsspuren lagen mehrere Straten aus fossilem Humus, die eine Zeitspanne im Hochmittelalter dokumentierten, während welcher die Untersuchungsfläche nicht überbaut, sondern beackert worden war.
Frühestens um 1290 erfolgte der Bau der Bülacher Stadtmauer. Sie war gut 6 m hoch. Ihre Stärke betrug im Fundament 105 cm, nach einem Rücksprung ab der Höhe des 1. Obergeschosses noch 60 cm. Der obere Abschluss der Stadtbefestigung bestand in diesem Bereich aus einem Zinnenkranz. Im Innern war ein zweigeschossiges, steinernes Gebäude an sie angebaut. Die Tatsache, dass bei der Errichtung der Stadtbefestigung bereits drei schmale Licht- und Belüftungsöffnungen entstanden, zeigt, dass dieser so genannte Müseggturm von Anfang an geplant war, obschon er nicht im Verband mit dem Bering errichtet wurde. Das Erdgeschoss des mit größter Wahrscheinlichkeit als Speicher genutzten Gebäudes war durch ein vollständig erhaltenes, rundbogiges Tor mit Sandsteingewänden erschlossen. Zwei Mauernischen gehörten zum ursprünglichen Bestand. Das eichene Sturzbrett der einen Nische ist dendrochronologisch in die Zeit um 1290 datiert und liefert somit einen terminus post quem für den Bau der Stadtmauer. Eine hölzerne Außentreppe führte zum Hocheingang im Obergeschoss. Massive Hitzespuren an der Maueraussenseite zeigen, dass der Speicher mehrere Brände überstanden hat. Infolge der Ereignisse im Zusammenhang mit dem Alten Zürichkrieg von 1444, als Innerschweizer Truppen das Städtchen Bülach niederbrannten, wurde in der Zeit um 1446/47 eine neue Deckenbalkenlage im Erdgeschoss eingebracht. Nach dem großen Stadtbrand von 1506 entstand schließlich das im Vorfeld der archäologischen Untersuchung abgebrochene Fachwerk-Bauernhaus. Der Speicher wurde integriert und als Keller genutzt. Auch in das jüngst errichtete Mehrfamilienhaus konnten die mittelalterlichen Bauteile integriert werden und blieben dadurch erhalten.
Probenentnahmen: Holzkohle aus den Pfostenlöchern für C14-Datierung, Bohrproben für Dendrochronologie.
Datierung: archäologisch; dendrochronologisch; C14. Frühmittelalter-Neuzeit.
KA ZH, Ch. Bader, R. Szostek.
Bülach ZH, Rössligasse 8, Müsegg
View the original PDF
Details of the chronicle
Municipality
Bülach
Canton
ZH
Location
Rössligasse 8, Müsegg
Coordinates
E 2682930, N 1263575
Elevation
417 m
Site reference number
--
Cantonal intervention number
--
New site
--
Sampling
wood/charcoal
analyses
14C, dendrochronology
Institution
--
Discovery date
--
Surface (m2)
300 m2
Start date
02 March 2004
End date
01 June 2004
Dating method
14C, dendrochronological, archaeological
Author
--
Publication year
2005
Period
Middle Ages
Site type
settlement, settlement (town), settlement (single building)
Type of intervention
excavation (rescue excavation)
Archaeological finds
--
bones
--
Botanical material
wood/charcoal
×