LK 1231, 686 400/164 400. Höhe 1510 m.
Datum der Untersuchung: August 2007; Juni-August 2010; Grabung 3.-20.8.2010.
Bibliografie zur Fundstelle: Th. Hess/Th. Reitmaier/E. Jochum et al., Leventina - prähistorische Siedlungslandschaft. Archäologischer Survey im alpinen Tessintal und entlang der Gotthardpassroute 2007/2008: kommentierter Katalog. JbAS 93, 2010, 173-192, besonders 190f.
Prospektion und archäologische Baubegleitung, 36000 m². Einzelfunde (Siedlung, Verkehrsweg?)
Im Hinblick auf den Bau eines Golfplatzes ließ die KA ZG im Auftrag der Sektion Denkmalpflege und Ortsbildschutz des Kantons Uri 2007 das Gebiet westlich von Andermatt und nördlich von Hospental (links der Reuss im Urserental) durch R. Agola nach archäologischen Fundstellen absuchen. Die Aushubarbeiten im Jahr 2010 wurden von der Firma ProSpect GmbH archäologisch begleitet. Während sich das betroffene Areal auf dem Gemeindegebiet von Andermatt wegen der militärischen Nutzung im 20. Jh. und der Topografie als ungeeignet für eine Prospektion erwies, lieferte die hügelige Landschaft mit den nach Süden orientierten Terrassen auf dem Gemeindegebiet von Hospental zahlreiche archäologische Funde.
Bereits ältere Untersuchungen in diesem Gebiet (Einzelfunde, C14-Datierungen) wiesen auf neolithische, römerzeitliche und mittelalterliche Begehung bzw. Besiedlung hin.
Die meisten Fundstücke der Prospektion und der Baubegleitung stammen aus der Humusschicht, die im Bereich der Fluren Spissen, Tenndlen und Neugaden trocken und dünn, im Bereich der Flur Moos hingegen feucht ist. Der Großteil der geborgenen Metallobjekte datiert ins 17.-20. Jh., darunter ein Berner Vierer von 1699 und eine Bleiplombe des 18. Jh. (aus Mailand?). Aus dem 13. oder eher 14. Jh. stammen drei profilierte Bronzeschnallen und ein Handheller.
Erfreulich sind zudem mehrere römische Funde: S. Doswald hat die Münzen und E. Deschler-Erb die anderen römischen Metallobjekte bestimmt. Eine eiserne Speerspitze datiert in die mittlere bis späte Kaiserzeit. Neben einem pyramidenförmigen Bronzeglöckchen sind ein Fibelbügel (2. Hälfte 1. Jh. n. Chr.) sowie eine gegossene Buntmetallfibel mit Nielloeinlagen in der Form eines Meerwesens mit geflügeltem Reiter besonders zu erwähnen. Letztere wurde in der Mitte oder 2. Hälfte 1. Jh. n. Chr. hergestellt; Vergleichsstücke sind aus dem Burgund bekannt. Eine dritte römische Fibel, eine sogenannte Schildkrötenfibel, entstand vermutlich in der 1. Hälfte 2. Jh. n. Chr. Schließlich liegen je ein Antoninian des Gallienus (260-268) und des Claudius II. Gothicus (268-270) vor. Eine während der Aushubbegleitung gefundene römische Münze ist noch unbestimmt. Damit hat sich die Zahl der römerzeitlichen Funde aus dem Urserental schlagartig vervielfacht.
Interessant ist die Fundverteilung der römischen Funde, die sich alle entlang des Hügelzuges der Flur Spissen konzentrieren. Sie zeugt von einer Begehung der links der Reuss liegenden Talflanke und kann sowohl mit der West-Ost-Transitachse über Furka- und Oberalppass, als auch mit einer Begehung des Bäzbergs (Umgehung Schöllenen) Richtung Norden in Verbindung stehen.
Nördlich der Flur Moos wurde in leichter Hanglage eine Konzentration von spätmesolithischen Werkzeugen und Abschlägen aus Bergkristall entdeckt. Die Fundstelle ist typisch für mesolithische Freilandstationen/Schlagplätze, die sich oft an leicht erhöhter Stelle in Nähe von Wasser oder Mooren befinden. Die eingeleitete Grabung wurde auf der Grundlage eines Rasters mit 50x50 cm großen Quadranten angelegt, mit dessen Hilfe die Fundverteilung dokumentiert wurde (Abb. 1). Das ausgegrabene Sediment wurde an Ort und Stelle geschlämmt. Gemäß einer ersten provisorischen Durchsicht der Funde lieferte die Untersuchung mehrere für die spätmesolithische Epoche typische Trapeze, Lamellen und Kratzer sowie weitere Artefakte und zahlreiche Abschläge. Unter der fundführenden Schicht kam eine steinigere Schichte zum Vorschein, die wiederum über einem Horizont mit einigen Holzkohle-/Ascheflecken lag. Dieser wurde über mehrere Quadratmeter beobachtet, ohne dass seine Gesamtausdehnung ganz zu erfassen gewesen wäre. Unweit davon wurde eine mehrphasige Brandstelle dokumentiert, die durch den Bagger angeschnitten wurde. Mehrere entnommene Holzkohleproben, Sedimentproben und Profilkolonnen werden Informationen zur Entstehung und Zeitstellung der Befunde liefern.
Archäologische Funde: Bergkristall, Metall.
Probenentnahme: Mikromorphologie, Makroreste, C14.
Datierung: archäologisch. Ende 7. Jt. v. Chr.; 1.-3. Jh. n. Chr.; 13./14. Jh.; 17.-20. Jh.
ProSpect GmbH, Ch. Auf der Maur und G. Matter; KA ZG, A. Boschetti-Maradi.
Hospental UR, Moos, Spissen, Tenndlen und Neugaden
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Details of the chronicle
Municipality
Hospental
Canton
UR
Location
Moos, Spissen, Tenndlen und Neugaden
Coordinates
E 2686400, N 1164400
Elevation
1510 m
Site reference number
--
Cantonal intervention number
--
New site
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Sampling
botanical remains, geoarchaeological sediment sample
analyses
14C, micromorphology
Institution
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Discovery date
--
Surface (m2)
36000 m2
Start date
01 August 2007
End date
20 August 2010
Dating method
14C, archaeological
Author
--
Publication year
2011
Period
Paleolithic, Mesolithic, Roman Empire, Early Modern period, Late Modern period, Middle Ages
Site type
settlement, infrastructure (transit systems)
Type of intervention
survey
Archaeological finds
stone (jewelry), metal
bones
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Botanical material
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