LK 1068, 2 622 380/1 259 195. Höhe 327 m.
Datum der Bauuntersuchung: März 2018 - Oktober 2020.
Bibliografie zur Fundstelle: Näf, N. (2021) Liestal, Törli: ein Wahrzeichen erzählt seine Geschichte, Jahresbericht 2020, 54-61; Näf, N. (2020) Das Törli in Liestal, BL: Baubefund, Veränderungsgeschichte, Einordnung. Unpublizierte Masterarbeit, 2 Bde., Abgabe Oktober 2020; Reding, C. (2020) Liestal, Törli: vom Stadttor zum Wahrzeichen. Archäologie Baselland, Jahresbericht 2019, 70-73.
Geplante Bauuntersuchung (Sanierungsarbeiten), ergänzende Untersuchungen im Rahmen einer Masterarbeit.
Untersuchte Fläche ca. 44 m², 5 Geschosse.
Stadtbefestigung.
Beim untersuchten Objekt handelt es sich um eines von ursprünglich zwei Stadttoren von Liestal und eines der letzten stehenden Gebäude der Liestaler Stadtbefestigung. Der rund 27 m hohe Torturm ist fast vollständig verputzt, Einblick ins Mauerwerk erfolgte während der Untersuchungen lediglich stellenweise durch die Sanierungsarbeiten. Der fünfgeschossige Turmschaft des Obertors steht bündig mit der Außenflucht der ehemaligen Stadtmauer und ist mit einem Grundriss von 6.3 × 7 m fast quadratisch. Im ersten Obergeschoss ist eine Stube mit gotischer Balkendecke vorhanden. Das Mauerwerk besteht aus Kalkbruchsteinen, die Tor- und Fenstergewände sowie die Turmeckverbände aus Tuff-, Hauptrogen- und Sandstein. Auf der verteidigungstechnisch wichtigen Feldseite misst die Mauer im Bereich des ersten Obergeschosses rund 1.1 m - gute 40 cm mehr als auf der Stadtseite.
Die Jahrringanalyse ergab für die Geschossbalken des ersten bis dritten Obergeschosses und auch für die gotische Balkendecke der Stube im ersten Obergeschoss das Schlagdatum 1398/1399. Damit handelt es sich um eine der ältesten datierten Holzbalkendecken des Kantons Basel-Landschaft. Auf der Oberseite der Stubendecke ist ein bis zu 6 cm dicker Kalkmörtelestrich vorhanden, welcher wohl der Wärmeisolation diente. Die profilierte Stubendecke besteht konstruktiv unabhängig von den Geschossbalken, so entsteht darüber ein rund 90 cm hoher Zwischenboden mit unverputztem Mauerwerk. Im Westen des Zwischenbodens fand sich der obere Teil einer rundbogigen Türöffnung, dessen Oberkante deutlich durch die gotische Stubendecke abgeschnitten wird und die somit älter sein muss. Dazu passt auch ein horizontaler Wechsel der Mauerwerksstruktur, welcher oberhalb der rundbogigen Öffnung verläuft. Ein erstes Torgebäude bestand also schon vor 1398/99, von dessen Bausubstanz haben sich aber nur die Mauern bis ins erste Obergeschoss erhalten. Nach 1398/99 wurde das Obertor auf diesem Grundriss ab dem ersten Obergeschoss neu aufgebaut. Es erhielt einen viergeschossigen Turmschaft mit einer Zinnenbekrönung und einen Zwinger mit Fallbrücke. Im Bereich des dritten Obergeschosses befindet sich auf der Feldseite eine zugemauerte Öffnung, welche wohl zu einem Wehrerker aus dieser Bauphase gehört (Abb. 69). Im Jahr 1554 (dendrodatiert) wurde dem Obertor ein Turmdach mit Dachreiter und Glocke aufgesetzt. Als Auflager für das Turmdach wurden die Zinnenzwischenräume bis auf die heute erhaltenen Fensteröffnungen zugemauert und die Mauerkrone darüber um etwa einen Meter erhöht. Mit der Aufgabe der Wehrplattform, später auch mit dem Ersetzen der Fallbrücke durch eine feste Brücke (Mitte 17. Jh.) und der Aufgabe des Wehrgangs der Stadtmauer (1718) rückte die Verteidigungsfunktion des Obertors immer mehr in den Hintergrund. Im 19. Jahrhundert galt das «Törli» schließlich bei einem großen Teil der Bevölkerung als Verkehrshindernis. Nach größeren politischen Diskussionen durfte der Turmschaft schließlich stehen bleiben, der davorliegende Zwinger wurde 1879 allerdings abgebrochen. Die am Gebäude erfasste Baugeschichte passt gut zu den aus schriftlichen und bildlichen Quellen bekannten Eckdaten des Obertors. Dank der bauarchäologischen Untersuchungen wurde nachgewiesen, dass die Ursprünge des heutigen Baus allerdings noch älter sind, als die in die Jahre 1398/99 datierten Geschossbalken.
Probenentnahmen: Dendrochronologie, Mörtelproben.
Datierung: dendrochronologisch. Mittelalter, Deckenbalken 1.-3. OG: 1398/99; Neuzeit, Dachkonstruktion: 1554.
Archäologie Baselland, N. Näf.
Liestal BL, Obertor
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Details of the chronicle
Municipality
Liestal
Canton
BL
Location
Obertor
Coordinates
E 2622380, N 1259195
Elevation
327 m
Site reference number
--
Cantonal intervention number
--
New site
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Sampling
wood/charcoal, geoarchaeological sediment sample
analyses
dendrochronology
Institution
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Discovery date
--
Surface (m2)
44 m2
Start date
01 March 2018
End date
31 October 2020
Dating method
dendrochronological
Author
--
Publication year
2023
Period
Middle Ages, Early Modern period, Late Modern period
Site type
settlement (town), infrastructure (military_installations )
Type of intervention
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Archaeological finds
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bones
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Botanical material
wood/charcoal
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