LK 1092, 2703 800/1 243 200. Höhe 559 m.
Datum der Grabung: 17.1.-2.3.2022.
Datum der Aushubüberwachung: 7.-23.3.2022.
Bibliografie zur Fundstelle: Archäologie im Kanton Zürich - Kurzberichte zu den Projekten 2021, 32 https://doi.org/10.20384/zop 766; Käch, D./Winet, I. (2015) Wetzikon-Kempten. Eine römische Raststation im Zürcher Oberland. Zürcher Archäologie 32. Zürich und Egg; Brönnimann, D. (4.5.2022) Wetzikon, Hinwilerstrasse (2021.024). Kurzbericht zu den geoarchäologischen Feldarbeiten vom 8.2.2022. Archiv KA ZH.
Geplante Notgrabung (Neubau von sieben Mehrfamilienhäusern und einem Pflegeheim). Grösse der Grabung 455 m². Siedlung. Grab.
Alter Oberboden.
Das westlich der Hinwilerstrasse liegende Areal mit den Neubauten ist rund 9000 m² gross. Nachdem hier im Vorjahr Sondierungen und eine Begleitung von Werkleitungsarbeiten am Rand des Bauprojekts durchgeführt worden waren, fanden 2022 Ausgrabungen statt. Im Vorfeld der Überbauung wurden - ausgehend von den Resultaten bei den Sondierungen und den Befunden in den Nachbargrundstücken - zwei Flächen definiert, die im Handabtrag (Feld 1/5 und 3) untersucht bzw. mit einem begleiteten Baggerabtrag (Feld 2/4) abgetieft wurden.
Im Umfeld des bei den Sondierungen angeschnittenen, nur oberflächlich freigelegten und anschliessend wieder zugedeckten Brandgrabs wurde 2022 eine knapp 100 m² grosse Fläche (Feld 3) geöffnet. Das 2021 entdeckte Grab (Grab 1) blieb dabei das einzige. Mit der Ausgrabung zeigte sich, dass die Bestattung nicht wie ursprünglich angenommen in die römische Zeit gehört, sondern spätlatènezeitlich sein dürfte. Darauf weist neben einzelnen Funden auch das C14-Datum einer Holzkohle aus der Brandschüttung hin (2157 ± 22 BP, 352–61 BC, cal. 2 sigma).
Die grobkeramische Urne von Grab 1 war mit einem plattigen Stein abgedeckt, darüber lag die holzkohlehaltige Brandschüttung. Bei der Auffindung war der obere Teil des Gefässes eingedrückt, der Stein nachgesackt und verkippt. Seitlich schloss der Urnenkörper direkt an die Grubenwandung an. An einer Stelle wurden einige Keramikscherben zwischen die Wandung der Urne und der Grabgrube hineingequetscht. Vermutlich war die Grabgrube etwas knapp ausgehoben worden. Dies erklärt auch, weshalb sich die zugehörige Brandschüttung nur oberhalb der Urne findet, nicht aber zwischen Urne und Grabgruben-Wand. Der Leichenbrand liegt konzentriert im Innern der Urne; einzelne verbrannte Knochen finden sich aber auch in der Brandschüttung. In dieser Schüttung konnten die Bruchstücke von zwei Gefässen beobachtet werden. Beide haben sowohl Parallelen in der Spätlatène- als auch in frührömischer Zeit. Aus dem Innern der Urne stammen mehrere Eisenfibeln, was für eine spätlatènezeitliche Datierung der Bestattung spricht. Die Stücke befinden sich derzeit in der Konservierung, eine genauere Bestimmung steht noch aus. Es ist festzuhalten, dass die Urne - trotz intakter Stratigrafie - bei weitem nicht vollständig ist (Abb. 30).
Nur wenige Meter von Grab 1 entfernt liegt neben anderen Befunden auch eine römische Grube, die ausser Ziegel- und Tubulusfragmenten auch zwei Antoniniane des Claudius II. Gothicus enthielt. In der zweiten Ausgrabungsfläche im Nordosten des Baufelds konnte am Schnittpunkt der Felder 1, 2 und 5 ein Grubenhaus freigelegt werden. Die Abmessungen betragen 3.15 m (O - W) × 2.3 m (N - S), die Struktur ist 25-30 cm eingetieft. Aus der Verfüllung des Grubenhauses stammen unter anderem die Randscherbe eines Tellers Drag. 32, ein 22.5 cm langer Eisenschlüssel sowie ein fragmentarisch erhaltenes, linsenförmiges Webgewicht, für welches sich Parallelen in Fundkomplexen des 6./7. Jh. finden. Ein weiteres Fragment eines solchen Webgewichts stammt aus einer in der Nähe des Grubenhauses liegenden Struktur.
Der bereits bei den Sondierungen festgestellte „Alte Humus“ konnte im Norden in den Feldern 1, 2, 4 und 5 durchgehend beobachtet werden. Die Schicht wurde von D. Brönnimann (IPNA, Basel) begutachtet – er kommt zum Schluss, dass es sich dabei um einen mässig verwitterten Oberboden handelt. In dieser Schicht fanden sich insgesamt 52 Münzen, zu denen bereits Vorbestimmungen vorliegen: Aus dem beginnenden 3. Jh. n. Chr. stammt ein Denar des Elagabalus; zehn Antoniniane und ein Teilwert eines Radiatus gehören ins letzte Drittel des 3. Jh. n. Chr. Die restlichen 40 Münzen gehören ins 4. Jh. n. Chr. und wurden unter Konstantin oder seinen Söhnen geprägt. Aus der gleichen Schicht wie diese Münzen stammen auch das Fragment eines linsenförmigen Webgewichts sowie mehrere Teile eines steilwandigen Lavezgefässes (Becher?), das aufgrund der breiten Kanneluren auf der Aussenseite ins 5.-7. Jh. n. Chr. gehören dürfte.
Archäologische Funde: Keramik, Glas, Lavez, Baukeramik, Webgewichte, Münzen, Metall.
Anthropologisches Material: Knochen.
Faunistisches Material: Knochen.
Probenentnahmen: Holzkohle, Profilkolonnen.
Datierung: archäologisch. Späte Latènezeit; Römische Zeit, 3./4. Jh. n. Chr.; Frühmittelalter, 5.-7. Jh. n. Chr. - C14. ETH-112417, 2157 ± 22 BP, 352–61 BC, cal. 2 sigma.
K A Z H, D. Käch.
Wetzikon ZH, Hinwilerstrasse 2, 6, 8, 28
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Details of the chronicle
Municipality
Wetzikon (ZH)
Canton
ZH
Location
Hinwilerstrasse 2, 6, 8, 28
Coordinates
E 2703800, N 1243200
Elevation
559 m
Site reference number
--
Cantonal intervention number
--
New site
--
Sampling
wood/charcoal, geoarchaeological sediment sample
analyses
14C
Institution
--
Discovery date
--
Surface (m2)
455 m2
Start date
17 January 2022
End date
02 March 2022
Dating method
14C, archaeological
Author
--
Publication year
2023
Period
Iron Age, Middle Ages, Roman Empire
Site type
settlement, funerary (tomb)
Type of intervention
excavation (rescue excavation)
Archaeological finds
ceramic, glass, stone (tool), ceramic (architectural element), metal (coins/medals), metal
bones
human bones (dispersed), animal bones (dispersed)
Botanical material
wood/charcoal
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