LK1209, 2654 166/1 180248 (Mittelpunktkoordinate des untersuchten Areals). Höhe 976 m. Datum der Grabung: 8.-24.8.2022, tageweise. Neue Fundstelle. Bibliographie zur Fundstelle: JbAS 96, 2013, 160-162. Forschungsgrabung. Grösse der Grabung 1.5 m² Siedlung. Bewilligte Grabung des Vereines Pro Historia Brünig (PHB).

Die Fundstelle liegt im südwestlichen Bereich des NW-SO orientierten Hügelzugs im Balmiwald, Brünig, oberhalb von Lungern. Der S-SW orientierte Abri erstreckt sich über eine Länge von 42 m. Der Boden des 22 m langen Bereiches ist gegen Süden 20-30° abfallend und die Felswand durchgehend mit ca. 20° überhängend. Im südwestlichen Teil ist der Boden grob eben und das Dach nur noch stellenweise überhängend. An der Basis des Abris befinden sich jene Felsblöcke, welche ehemals das Dach bildeten und im Verlaufe der Zeit abgebrochen sind. Rund 70-150 m nordwestlich des Abris, am Hang einer Geländemulde, entdeckten Ehrenamtliche der Arbeitsgemeinschaft Prospektion Schweiz (AGP) im Jahr 2012 ein neolithisches Flachbeil aus Kupfer und eine mittelbronzezeitliche Knopfsichel Variante A des Typs Friedberg. Um u. a. herauszufinden, ob das im Jahr 2012 gefundene neolithische Flachbeil mit Siedlungsaktivitäten bei der Balmibalm in Verbindung gebracht werden kann, wurde hinter einem grossen Felsblock bei einer Wandnische (Abb. 3) im südwestlichen Bereich des Abris in 13 Abstichen bis auf eine Tiefe von 1.3 m gegraben. Ab einer Tiefe von 50 cm (Abstich 5) konnte erstmals eine auf der gesamten Grabungsfläche durchgehend verlaufende und verdichtete Schicht beobachtet werden. Eine weitere, stärker verdichtete und hellere Schicht konnte ab einer Tiefe von 85 cm gefasst werden. Diese ca. 15 cm starke Schicht enthielt drei Silices und vier Tierknochen von 2-10 cm Länge. Zwei Silexartefakte konnten als Malmsilices aus dem Jura mit Herkunft zwischen Egerkingen und Oberbuchsiten bestimmt werden (Typ J.A. 311/002, Bestimmung Helena Wehren, ArchGeo). Bei dem einen Objekt handelt es sich um einen retuschierten Abschlag mit Potential für die Gebrauchsspurenanalyse. Das andere Objekt stellt das Fragment einer Kernkantenklinge dar. Das faunistische Material wurde an der Integrativen Prähistorischen und Naturwissenschaftlichen Archäologie der Universität Basel (IPNA, Bestimmung Barbara Stopp und Simone Häberle) untersucht. Von den vier Knochen mit Kalk- und Sinterablagerungen konnte bis anhin nur einer sicher zugeordnet werden, und zwar dem Murmeltier (Marmota marmota). Ab Abstich 5 wurden alle Knochen von Kleintieren und Schneckenhäuschen gesammelt und sämtliches Sedimentmaterial durch ein Sieb mit 2 mm Maschenweite nassgesiebt. Die Knochen sind fast ausschliesslich in kleinteilig fragmentierter Form zu Tage getreten und lassen keine Rückschlüsse zu, ob es sich dabei um Siedlungsabfälle handelt. Die Knochen weisen keine Schnitt- und eindeutigen Verbrennungsspuren auf, auch konnte keine Überrepräsentation von bestimmten Skelett elementen festgestellt werden. Die Kleintierreste gliedern sich wie folgt auf: Amphibien 94 %, Kleinsäuger 3 % und Reptilien 1 %. Gesamt wurden 30 Holzkohlefragmente isoliert, jedoch keines aus einem Profil. Die Holzart von 23 Proben wurde durch Werner Schoch (Labor für Quartäre Hölzer) bestimmt. Das Artenspektrum enthält Buche (Fagus sylvatica), Fichte (Picea abies) und Wachholder (Juniperus sp.). Hinweise auf eine Feuerstelle konnten keine gefunden werden.

Archäologische Funde: Silices. Faunistisches Material: Knochen, Schneckenhäuschen. Probenentnahmen: Holzkohle, Knochen für C14 und Silices für die Gebrauchsspurenanalyse (pendent), Holzartenbestimmung, Sedimentproben. Datierung: archäologisch. Frühmesolithikum. - C14. ETH-131331, 9628 ± 31 BP, 9226-8839 BC, cal. 2 sigma. PHB, M Berweger.