LK 1135, 2757231 / 1226233
Höhe 458 m.
Datum der Grabung: 23.3.- 7.12.2018.
Bibliografie zur Fundstelle: G. Schneider-Schnekenburger, Churrätien im Frühmittelalter, auf Grund der archäologischen Funde. Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte 26, 92-95. München 1980; H. Wanger, Die Pfarrei Schaan-Planken in Geschichte und Gegenwart. Schaan 1991; G. Faccani, Kirchen des ersten Jahrtausends im Fürstentum Liechtenstein - ein archäologischer Überblick. Denkmalpflege und Archäologie im Fürstentum Liechtenstein. Fund- und Forschungsberichte 2012, 88f. Vaduz 2013; Ch. Cooper/U. Mayr, Schaaner Grabgeschichten. In: Denkmalpflege und Archäologie im Fürstentum Liechtenstein. Fund- und Forschungsberichte 2012, 102-133. Vaduz 2013.
Ungeplante Notgrabung (Neugestaltung Friedhof).
Grösse der untersuchten Fläche 300 m².
Friedhof. Kirche. Siedlung.

Trotz der Kenntnis der Gemeinde Schaan um die Bedeutung des Platzes wurde die Abteilung Archäologie über die Bauarbeiten nicht informiert. Bei einer routinemässigen Kontrolle fiel Mitarbeitern der Archäologie ein menschliches Skelett im Profil hinter der abgerissenen Friedhofsmauer auf. Die eingeleitete Notgrabung erbrachte erstmals archäologische Informationen zur Baugeschichte der ehemaligen Pfarrkirche St. Laurentius. Deren Laienschiff war gleichzeitig mit dem Pfarrhof im Jahr 1900 ohne wissenschaftliche Untersuchungen abgebrochen worden. Der Kirchengrundriss und die Anlage des Friedhofs sind im Zustand vor dem Abbruch auf einem Situationsplan und auf Skizzen festgehalten. Der Platz um den alten Glockenturm wurde nach 1900 weiterhin als Friedhof genutzt. Sein jetziges Aussehen geht auf eine umfassende Sanierung im Jahr 1934 zurück. Die heutige Pfarrkirche wurde 600 m weiter südlich in neugotischem Stil nach Plänen des Wiener Architekten Gustav von Neumann errichtet und am 5. Oktober 1893 geweiht.

Mauer- und Fundamentreste sowie ein 9,5 m langer und 1 m breiter Fundamentgraben belegen möglicherweise vier Vorgängerbauten. Davon sind zwei älter als die Gräber der mittleren Bestattungsphase. Ein 70 cm breites, gebogenes Mauerstück (Apsis?) wird sowohl durch die C14-Analyse eines Holzkohlestücks aus der Mauergrube (ETH-91369) wie auch stratigraphisch in die Zeit zwischen der 2. H. 7. Jh. und dem Ende 10. Jh. n.Chr. datiert. Wegen der starken Störungen durch nachfolgende Bestattungen ist keine genaue Zuordnung und Datierung der einzelnen Reste möglich. Nördlich der abgegangenen Kirche und des Friedhofs stand das 1725 erbaute Pfarrhaus. Es zeigt sich, dass das Gebäude zumindest zweiphasig war. Die südöstliche Hausecke stand auf der Mauer eines kleineren Vorgängerbaus.

Die 200 dokumentierten Gräber können in drei Bestattungshorizonte unterteilt werden. Zum jüngsten zählen 23 in Reihen angelegte Sargbestattungen. Sie datieren in die Zeit zwischen dem Abbruch der Kirche um 1900 und der Friedhofssanierung von 1934. Alle Gräber sind gegen Südosten ausgerichtet. Die Toten erhielten Rosenkränze mit in den Sarg. Eine weitere, vor dem heutigen Friedhofseingang gelegene Reihe von Bestattungen dürfte wegen der reich verzierten Textilreste als Priestergräber zu interpretieren sein. Sie weisen zudem eine andere Orientierung als die übrigen Gräber dieser Zeitstellung auf: drei lagen nach Nordwest, zwei nach Südwest ausgerichtet.

170 Gräber gehören der mittleren und am längsten belegten Phase des Friedhofs an. Die C14-Analysen ergeben eine Belegungszeit ab dem beginnenden 11. Jh. bis vermutlich in die Mitte des 18. Jh (ETH-91366). Alle Toten sind nach Südosten ausgerichtet und haben keine Beigaben. Sargreste und Grabgrubengrenzen sind nur in Einzelfällen nachweisbar. Teilweise liegen bis zu acht Skelette dicht übereinander. Grabreihen sind nicht festzustellen.

Zu den ältesten Bestattungen zählen vier gegen Nordosten orientierte Gräber. Ihre in den anstehenden Hangschotter und den darunterliegenden Lehm eingetieften Gruben waren mit Trockenmauern eingefasst. Bei einem Toten lag ein Messer hinter dem Kopf. Die Bestattungen datieren nach Ausweis eines C14-Datums (ETH-91367) in die Mitte des 7. Jh. Mit einer Belegungsdauer von 1400 Jahren zählt der Schaaner Friedhof zu den ältesten des Landes Liechtenstein.

Urgeschichtliche Keramik, römische Terra Sigillata sowie Münzen aus der Spätantike, die als Streufunde aus der Friedhofserde geborgen wurden, unterstreichen die Bedeutung des Ortes.

Archäologische Funde: urgeschichtliche (vermutlich bronzezeitlich), mittelalterliche und neuzeitliche Keramik, Terra Sigillata, Kleidungsbestandteile (Textilreste, Knöpfe, Miederhaken, Gewandösen), Devotionalien (Rosenkränze, Gnadenpfennige), Sargreste, Glas, Eisen- und Bronzeobjekte, Münzen (Spätantike, Bodenseebrakteat Bistum Konstanz), Ofenkacheln, Mörtel, Verputz (teilweise bemalt).
Anthropologisches Material: über 200 Bestattungen, in Bearbeitung durch Ch. Cooper.
Probenentnahmen: menschliche Knochen und Holzkohle für C14.
Faunistisches Material: Tierknochen, unbestimmt.
Datierung: archäologisch. Bronzezeit; Römische Zeit; Mittelalter; Neuzeit. - C14. ETH-91364: 710土21 BP, 1264-1299 AD; ETH-91366: ETH-91369: 1299土20 BP, 665-768 AD; alle cal. 2 sigma.
Amt für Kultur, Abteilung Archäologie, S. Kaufmann.