LK 1135, 757 134/225 600. Höhe 467 m.
Datum der Grabung: 27./28.9. und 4./5.10.2004.
Neue Fundstelle.
Ungeplante Notgrabung (Leitungsschacht für Mehrfamilienhaus).
Grösse der Grabung ca. 9 m².
Grab.

Am 27.9.2004 erhielt die Fachstelle Archäologie vom Polier der Baustelle in der Winkelgasse die Meldung, dass beim Schachtsetzen ein menschliches Skelett aufgedeckt worden sei.

Der Tote, ein 21-24jähriger Mann, lag ca. 1.80 m unter der heutigen Grasnarbe Nord-Süd orientiert in gestreckter Rückenlage, die Arme parallel zum Körper. Durch den maschinellen Aushub waren der Kopf- und der Rippenbereich stark gestört. Die Beine fehlten komplett, da sie unabsichtlich durch den Bagger entfernt worden waren. Die Grabgrube war nur als seichte Eintiefung in den anstehenden Schotter sichtbar, eine besondere Grabzurichtung war nicht mehr zu erkennen. Zwischen den losen Schädelteilen lag eine eiserne Gürtelschnalle. Im Bereich der Füße fand sich ein Eisennagel, dessen Zugehörigkeit zum Grab jedoch wegen der Baggerstörung nicht gesichert ist.

Wenige Tage später wurde bei der ungeplanten Erweiterung des Schachtes ein weiteres Skelett entdeckt. Es lag 1.30 m östlich von Grab 1 in gleicher Orientierung, ebenfalls ca. 1.80 m unter dem modernen Gehniveau. Das 5-6jährige Kind war in gestreckter Rückenlage bestattet worden, der linke Arm war leicht abgewinkelt, rechter Arm und rechte Brustseite fehlen.

Soweit wegen der Störung durch den Bagger noch erkennbar, war die Grabgrubensohle an der Seite mit mehreren Lagen von trocken aufeinander geschichteten Steinen befestigt, die dem Toten zugewandten Flächen waren gerade zugerichtet. Zwischen dem linken Arm und dem Oberkörper lag zudem ein größeres Holzstück, das möglicherweise von einem Totenbrett stammt. Das Kind hatte keine Grabbeigaben.

Die zeitliche Einordnung der beiden Gräber fällt mangels chronologisch eindeutiger Beigaben und Trachtbestandteile schwer. Daher wurden Knochenproben für C14-Analysen entnommen. Sie ergaben eine Datierungsspanne vom 7. bis zum 10. Jh. und belegen damit einen mittelalterlichen Kontext der Bestattungen. Die beiden Toten liegen bisher isoliert.

Aus der näheren Umgebung sind nur römische Einzelfunde des 2.-4. Jh. bekannt. Hingegen ist hangabwärts die frühchristliche Taufkirche St. Peter in Luftlinie ca. 180 m entfernt. Sie wurde nach der Aufgabe des spätrömischen Kastell im 5./6. Jh. errichtet. Um sie herum legte man wahrscheinlich bis ins 8./9. Jh. beigabenlose Gräber an. Diese waren sowohl West-Ost, Nord-Süd wie auch Süd-Nord ausgerichtet. Bei einigen erfolgte die Grabsohlenzurichtung ebenfalls mit Steinsetzungen. Trotz der Distanz zwischen Kirche und den neuen Bestattungen ist daher ein Zusammenhang zu vermuten - vielleicht ein vom regulären Friedhof abgetrennter Bereich für einen Teil der romanischen Bevölkerung von Schaan.

Anthropologisches Material: Zwei Skelette; diverse Streufunde; Material in Bearbeitung (Marianne Lörcher, Archäologie FL).
Faunistisches Material: unbearbeitet.
Probenentnahmen: Probe für Holzanalyse, Erdprobe für archäobotanische Untersuchung (unbearbeitet), Knochen für C14-Analysen.
Datierung: C14. Grab 1: ETH-29812, 1185±50 BP, 765-978 AD cal. (92.1%), 716-749 AD cal. (6.9%). Grab 2: ETH-29811, 1280 ± 50 BP, 660-784 AD cal. (79.5%), 788-833 AD cal. (11.6%), 836-867 AD cal. (8.9%).
Fachstelle Archäologie, Hochbauamt Fürstentum Liechtenstein, U. Mayr.