LK 1051, 2682 230/1 266 630. Höhe 425 m.
Datum der Grabung: 3.7.-4.9.2023.
Neue Fundstelle.
Bibliografie zur Fundstelle: Archäologie im Kanton Zürich Kurzberichte zu den Projekten 2021, 4 https://doi.org/10.20384/zop-766; 2022, 11 https://doi.org/10.20384/zop-2975.
Geplante Notgrabung (Strassenausbau). Grösse der Grabung 160 m².

Strasse. Einzelfunde. Die Strasse zwischen Bülach und dem Kreisel Chrüzstrass (Abzweigung Bülach/Eglisau/Glattfelden) soll auf vier Spuren ausgebaut und der Kreisel neu gestaltet werden. Das Bauvorhaben beansprucht Flächen für die neue Strassenführung sowie für Installationsplätze und Zufahrtsstrassen, weshalb das Projekt archäologisch begleitet wird. Im direkten Bereich des Projektperimeters sind bislang keine archäologischen Fundstellen bekannt. Diverse Einzelfunde, LiDAR-Auswertungen sowie schon seit längerem bekannte Fundplätze im weiteren Umfeld lassen aber ein grosses archäologisches Potential vermuten.
2021 fanden erste Prospektionsarbeiten statt. 2022 führte die Kantonsarchäologie Zürich erste Baggersondierungen durch. Im Frühjahr 2023 wurden 72 Sondierschnitte entlang der Schaffhauserstrasse angelegt. Da in zwei von ihnen Spuren möglicher historischer Verkehrswege festgestellt wurden, führte die Kantonsarchäologie Zürich eine Grabung durch. In der rund zweimonatigen Untersuchung konnten unter anderem eine Strasse, eine Drainage, zwei unterschiedliche neuzeitliche Kiesschichten sowie weitere kleinere, lokale Strukturen gefasst werden.
Das Hauptaugenmerk der Grabung lag auf der gut erhaltenen Strasse, die auf einer Länge von rund 7 m untersucht wurde. Die Strassenbreite betrug rund 3.5 m, ihre Mächtigkeit im Normalfall ca. 30 cm. Der Strassenbau erfolgte offensichtlich einphasig, da zwischen den Schichten des Strassenkoffers keine Überreste einer längeren Benützung zu beobachten waren. Beim Anlegen der Strasse wurde der damalige Oberboden abgetragen, sodass die Strasse auf dem verwitterten periglazialen Rückzugsschotter erbaut werden konnte. Wir dokumentierten vier Fahrspuren, die bereits vor dem Einbringen der untersten Strassenschicht entstanden waren, möglicherweise während des Strassenbaus, als man in Karren Stein, Kies und Sand heranschaffte.
Bei der angetroffenen Strasse handelt es sich um eine Vorgängerin der heutigen Strasse. Die Strecke ist im Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS) als Verkehrsverbindung von nationaler Bedeutung mit historischem Verlauf erfasst (IVS ZH 6, Zürich-Schaffhausen). Mit dem Neubau der Strasse im 19. Jh. begradigte man die Strecke. Bei der ausgegrabenen Strasse handelt es sich um die ältere, kurvenreichere Strasse, die in Bauplänen des späten 18. Jh. noch eingezeichnet ist. Das Fundmaterial bekräftigt die Datierung durch das historische Kartenmaterial. Mindestens zwei Münzen des 18. Jh. sowie sieben Hufeisenfragmente des 16./17. Jh. weisen auf eine Benutzung in der Neuzeit hin. Zudem konnten im Strassentrassee diverse Eisenfragmente (Pferde- und Reitzubehör, Wagen- und Werkzeugbestandteile) geborgen werden. Kartographisch ist eine frühere Strasse bereits im 17. Jh. verzeichnet.

Archäologische Funde: Metall, Keramik.
Faunistisches Material: Knochen.
Probenentnahmen: Mörtelproben, C14-Proben.
Datierung: archäologisch; historisch. Neuzeit, 16.-20. Jh.
KA ZH, P. Stöckli.